Gewitter über Deutschland Schäden durch Hagel und Sturm
Über die Mitte Deutschland sind kräftige Gewitter hinweggezogen. Die Polizei musste wegen umgestürzter Bäume ausrücken, einige EM-Fanzonen wurden gesperrt. In Brandenburg bleibt eine wichtige Bahnstrecke gesperrt.
Kräftige Gewitter mit Unwetter-Potenzial sind gestern über Teile Deutschlands gezogen. Straßen wurden überflutet, Bäume stürzten um. Mit deutlichen Worten hatten Meteorologen auf mögliche Gefahren hingewiesen - auch weil wegen der Fußball-Europameisterschaft viele unter freiem Himmel die Spiele verfolgen. So wurden vorsorglich Fanzonen in mehreren Bundesländern geschlossen.
In Dortmund, wo die Partie Türkei gegen Georgien ausgetragen wurde, konnten Interessierte das Spiel nicht von den Fanmeilen aus betrachten. Am zweiten Spielort Leipzig schlossen die Veranstalter letztlich die EM-Fanzone wegen des anhaltenden Regens.
Von den Gewittern am Dienstag waren Regionen in einem breiten Streifen in der Mitte Deutschlands von West nach Ost betroffen. In der Nacht zum Mittwoch beruhigte sich das Wetter wieder. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob alle Unwetterwarnungen auf.
Zwei Menschen verletzt, diverse Einsätze
Nach den schweren Überschwemmungen im Süden des Landes in den vergangenen Wochen ist die Sorge vor Unwettern groß - auch weil die Böden kaum noch Wasser aufnehmen können. Auf den Straßen gab es vereinzelt Unfälle, weil Wasser auf den Fahrbahnen stand. Auf der Autobahn 4 bei Weimar geriet laut Polizei ein Auto vermutlich wegen Aquaplanings ins Schleudern und prallte mit einem Lkw mit Gefahrgutladung zusammen.
Tragisch endete eine Fahrt im Süden Brandenburgs. Dort war auf einem Waldweg in der Nähe von Großthiemig ein Baum auf ein Auto gefallen und hatte zwei Männer eingeklemmt, beide wurden dabei schwer verletzt. Sie wurden in ein Krankenhaus gebracht, einer von ihnen schwebte am Mittwochmittag noch in Lebensgefahr. Wie ein Sprecher der Regionalleitstelle Lausitz sagte, habe es etwa 80 bis 90 wetterbedingte Einsätze gegeben, meist aufgrund umgefallener Bäume und einige wegen Blitzeinschlägen. In Cottbus habe nach einem Blitzeinschlag ein Haus gebrannt.
Auch im nordrhein-westfälischen Grevenbroich hatte die Feuerwehr wegen heftiger Regenfälle zu tun. In zwei Fällen hätten Autoinsassen gerettet werden müssen, die mit ihren Fahrzeugen in überfluteten Unterführungen hängen geblieben waren, teilte die Feuerwehr der Stadt mit. In vom Regen besonders betroffenen Stadtteilen habe das Wasser in Kellern teils bis zu einem Meter hoch gestanden, Wasser sei aus Kanälen in Wohnungen gelangt.
Schwerer Hagel und mögliche Tornados
Im Süden Thüringens beschädigten größere Hagelkörner Autos und Dächer. Eine Straße im Landkreis Hildburghausen wurde komplett mit golfballgroßen Hagelkörnern bedeckt. Die Straße sei geräumt worden und wieder befahrbar, teilte die Polizei mit. Unfälle habe es keine gegeben.
Im hessischen Vogelsbergkreis wurden etwa 30 Häuser in Kirtorf durch das Unwetter beschädigt. Unter anderem seien Bäume umgefallen und mehrere Dächer abgedeckt worden, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Eine Schadenshöhe sei bislang nicht bekannt. Ob es sich bei dem Wetterereignis wie von den Einsatzkräften vermutet um einen Tornado gehandelt hat, konnte der DWD nicht bestätigen - schloss es aber auch nicht aus. Bisher liege kein entsprechendes Bild- oder Videomaterial und keine Informationen eines passenden Schadensbildes vor Ort vor, erklärte ein Sprecher.
Auch einen zweiten Fall prüfte der DWD: Im Landkreis Meißen in Sachsen habe die Feuerwehr der Leitstelle einen Tornado in der Kleinstadt Gröditz gemeldet, teilte ein Polizeisprecher mit. Dort sei unter anderem ein Baum auf Bahnschienen gefallen.
Bahnverkehr beeinträchtigt
Auch bei der Bahn gibt es Behinderungen: Die Zugstrecke zwischen Dresden und Berlin bleibt nach einem unwetterbedingten Schaden an der Oberleitung vorerst gesperrt. Die Räum- und Reparaturarbeiten werden den Tag über andauern, Züge werden umgeleitet, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Morgen.
Am Dienstagabend war ein Eurocity auf dem Weg nach Prag in Brandenburg gestrandet, nachdem ein Baum auf die Oberleitung gestürzt war. Bei Elsterwerda (Landkreis Elbe-Elster) mussten die Fahrgäste den Zug verlassen und wurden mit Bussen weitertransportiert.
Darüber, wie viele Menschen betroffen waren, liegen der Deutschen Bahn noch keine Zahlen vor. Auch dazu, wie lange die Streckensperrung noch bestehen wird, könne man keine Prognose abgeben, so der Sprecher.