Unwetterwarnungen im Südosten Tief bringt ersten Schnee - heftiger Regen erwartet
Im Südosten Deutschlands sowie in Teilen von Österreich, Tschechien und Polen drohen extremer Dauerregen und Hochwasser. Grund ist eine spezielle Wetterlage. Den Alpen brachte das Tief "Anett" bereits den ersten Schnee.
Dem Süden und Osten Bayerns stehen in den nächsten Tagen heftiger Regen und Unwetter bevor, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD). Im Berchtesgadener Land könnte es den Prognosen zufolge bis Sonntag "unwetterartige Niederschlagsmengen" geben, mit 80 bis 120 Litern Regen pro Quadratmeter. Für mehrere Landkreise im Alpenraum wurden Unwetterwarnungen ausgegeben.
Dauerregen wird ab Freitag für einen Streifen von der Lausitz über den Böhmerwald bis hin zum östlichen Alpenrand erwartet. In den Alpen falle der Niederschlag "ab etwa 1.300 bis 1.500 Metern als Schnee, sodass dort in den Bergen ein markanter Wintereinbruch bevorsteht", so DWD-Meteorologe Nico Bauer. In der Nacht gab es in höheren Lagen, allen voran auf der Zugspitze, bereits den ersten Schnee. In den kommenden Tagen könne es bis zu 50 Zentimeter Neuschnee geben und es drohe "Schneebruchgefahr", warnt der DWD - also das Umknicken von Bäumen oder großen Ästen unter der Last des Schnees.
Polarluft trifft auf Mittelmeertief
Ausgelöst werden die Regenfälle durch eine seltene Wetterlage, bei der ein Tief aus dem warmen Mittelmeerraum im Alpenraum auf polare Kaltluft trifft. Solche Entwicklungen führten häufig zu ergiebigen, manchmal auch zu extremen Niederschlägen und Unwettern, erklärt Rainer Behrendt vom ARD-Wetterkompetenzzentrum. Viel Feuchtigkeit vom zuletzt stark überwärmten Mittelmeer begünstigten dies im Fall des Tiefs "Anett" in außerordentlichem Maß.
Das betroffene Gebiet dehnt sich über mehrere Länder hinweg aus: Von den östlichen Alpen und der Adria bis hinauf ins südwestliche Polen werden bis Sonntagabend zwischen 50 und 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter erwartet. Vom Südosten Bayerns über das nördliche Österreich, Tschechien und den Westen der Slowakei bis nach Südpolen sind es gebietsweise sogar 100 bis 350 Liter pro Quadratmeter.
"Leider sehr ähnlich zu Hochwassern von 1997 und 2002"
In Deutschlands Nachbarländern laufen die Vorbereitungen für Hochwasser und mögliche Überschwemmungen. "Die Situation, die wir in den nächsten vier, möglicherweise fünf Tagen erwarten, ist leider sehr ähnlich zu der Lage bei den großen Hochwassern der Jahre 1997 und 2002", warnte der tschechische Umweltminister Petr Hladik. Damals war es zu den verheerenden Oder- und Elbehochwassern gekommen.
In Orten, in denen extreme Niederschläge erwartet werden, begannen Feuerwehrleute damit, Sandsäcke zu füllen. An zahlreichen Staudämmen wird bereits Wasser abgelassen, um Kapazitäten zu schaffen. Wer in Überschwemmungsgebieten wohne, solle Evakuierungsgepäck bereithalten, sagte Tschechiens Innenminister Vit Rakusan.
Höchste Warnstufe in Polen
Auch in Polen bereiten sich die Behörden auf Extremregenfälle und Überschwemmungen vor. Das dortige Meteorologische Institut warnt vor einem raschen und gefährlichen Anstieg der Wasserstände in den Flüssen. "Trotz der derzeit niedrigen Pegelstände und der Dürrewarnungen werden die intensiven Niederschläge nicht die Möglichkeit haben, in relativ kurzer Zeit tief in den Boden zu versickern, sodass die Wassermassen an der Oberfläche abfließen", hieß es.
In Breslau, wo beim Oder-Hochwasser vor zwei Jahrzehnten ein Drittel der Stadt überschwemmt worden war, rief Bürgermeister Jacek Sutryk einen Krisenstab zusammen. Zwei für das Wochenende geplante Festivals wurden vorsorglich verschoben. Für Niederschlesien, Schlesien und Oppeln gilt die höchste Alarmstufe.
Im österreichischen Kärnten haben starke Niederschläge bereits den Pegel des Flusses Drau ansteigen lassen und erste Vorsichtsmaßnahmen ausgelöst. Uferwege wurden gesperrt, da dort Lebensgefahr besteht. Im angrenzenden Slowenien werden ebenfalls Niederschläge mit historischen Ausmaßen befürchtet.