Urlaubsvorwürfe gegen Spiegel Flucht nach vorne ist nicht immer gut
Für Familienministerin Spiegel wird es nach der Erklärung zu ihrem umstrittenen Urlaub erst recht ernst. Sie hat das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte - und bietet nun weitere Angriffsflächen.
Ehrlichkeit ist immer noch am besten, die Flucht nach vorne. Das wird sich Anne Spiegel am Wochenende gedacht haben. Vielleicht auch, dass eine persönliche Erklärung das Problem lösen kann. Doch das klappt nicht, wenn man es so macht.
Dieses Pressestatement war eine Hauruck-Aktion, amateurhaft umgesetzt. Die Bemerkungen zum Gesundheitszustand ihres Mannes, zu den Corona-Problemen ihrer Kinder - all das bietet jetzt neue Angriffsfläche. Politiker und Medien stürzen sich nicht mehr nur auf die politischen Versäumnisse der Ministerin, sondern auch auf ihr Privatleben. Der Druck auf die Ministerin wird größer, sie hat das Gegenteil von dem erreicht, was sie wollte.
Jemand hätte Spiegel abhalten müssen
"Jetzt muss ich’s noch irgendwie abbinden" sagte die Ministerin zum Schluss des Statements hilflos in Richtung ihres Presseteams. Spiegel muss sich zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, dass das Ganze inszeniert war. Wie können ihre Berater im Ministerium so etwas zulassen? Angeblich wollte Spiegel das Statement unbedingt - doch jemand hätte sie davon abhalten müssen.
Jetzt wird es erst recht ernst
Aus Sicht ihrer Berater wäre es wohl besser gewesen, die Affäre einfach auszusitzen. Nichts tun, nicht auf die Vorwürfe eingehen - das Prinzip Kohl und Merkel. In ein paar Tagen wäre die Sache wahrscheinlich vergessen gewesen. Vor allem bei der aktuellen Nachrichtenlage. Jetzt wird es erst recht ernst für Spiegel. Unwahrscheinlich, dass sie das politisch überlebt.
Die Öffentlichkeit darf von einer Ministerin Ehrlichkeit erwarten. Aber bitte schon dann, wenn ein Ereignis passiert. Und nicht erst neun Monate später.
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