UN-Chef in Moskau und Kiew Guterres kommt nicht mit leeren Händen zurück
Guterres' Besuch in Russland und der Ukraine kam zwei Monate zu spät. Aber auch wenn der UN-Chef bei den wichtigsten Punkten abgeprallt ist: Seine Reise könnte ein wichtiger Auftakt sein.
Der politische Dornröschenschlaf ist aus. Der UN-Chef hat endlich den Krieg besucht. Doch über den Erfolg dieser Osteuropa-Reise von Antonio Guterres lässt sich streiten. Niemand hat geglaubt, dass der Generalsekretär Wunder vollbringen würde. Aber auch nicht, dass er mit so leeren Händen zurückkäme.
So scheint es zumindest. In allen Punkten, die ihm wichtig waren, ist Guterres abgeprallt: Eine Waffenruhe - nicht in Sicht. Ein Hilfskorridor für flüchtende Zivilisten - auch nicht wirklich.
Er hängt weiter am seidenen Faden der vagen Zusage aus Moskau. Dort spielt Präsident Wladimir Putin mit Guterres wie eine Katze mit der Maus. Empfängt ihn, was schon als großer Erfolg gefeiert wird. Führt ihn mit seinem Außenminister Sergej Lawrow zynisch vor der Presse vor. Und schreckt offenbar noch nicht einmal davor zurück, Bomben auf Kiew zu werfen, während Guterres gerade dort ist.
Auf das konzentriert, was er erreichen konnte
Deutlichere Zeichen der Missachtung, mehr Provokation gehen kaum. Dennoch hat sich Guterres gut geschlagen. Ihm ist klar: Solange beide Kriegsparteien - Russland wie die Ukraine - das Gefühl haben, sie könnten diesen Krieg auf dem Schlachtfeld gewinnen, solange ruft auch niemand nach einem Vermittler UN. Sie können vorerst nur die humanitäre Feuerwehr spielen.
Deshalb hat sich Guterres auf das konzentriert, was er erreichen konnte: Er hat das Augenmerk auf die Zivilisten gelegt, die den größten Preis dieses russischen Überfalls zahlen. Es war klug von ihm, dafür nach Butscha zu reisen - dem Sinnbildort für grausame Kriegsverbrechen. Guterres hat sie erneut sichtbar gemacht. Er hat den Krieg als inakzeptabel benannt. Und er hat eingefordert, dass Russland wegen der Kriegsverbrechen seiner Soldaten mit dem Internationalen Strafgerichtshof kooperiert.
Zwei Monate zu spät
Nein, Guterres kommt nicht mit leeren Händen zurück. Im Gegenteil: Seine Reise könnte ein wichtiger Auftakt gewesen sein - für weitere Verhandlungen, aus denen irgendwann einmal Vermittlungsgespräche werden können. Guterres hat den Pflock dafür eingerammt, dass die Vereinten Nationen dabei wären.
Mehr hätte der UN-Chef auf dieser Reise nicht erreichen können. Dafür kam sie einfach zwei Monate zu spät.
Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors oder der jeweiligen Autorin wieder und nicht die der Redaktion.