Neuer Band von Asterix und Obelix Von suchenden Galliern und starken Frauen
Im neuen Band von Asterix und Obelix geht es um eine abenteuerliche Suche. Und um Römer, die Nachhilfe in Sachen Klima brauchen. Und Held sein wird auch zur Frauensache.
Schon in ihren vergangenen Bänden hat das Team um Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad gezeigt, dass ihnen aktuelle, gesellschaftspolitische Themen am Herzen liegen. So konnte man im zuletzt veröffentlichten Band "Die Tochter des Vercingetorix" (2019) durchaus Ähnlichkeiten zur Klima-Aktivistin Greta Thunberg erkennen.
Vor zwei Jahren war es noch eine einzelne Frauenfigur, die die Handlung bestimmte. Im aktuellen Asterix-Album sind es die Frauen insgesamt.
Coronavirus bekommt nur Nebenrolle
Angesichts der Corona-Pandemie in den vergangenen eineinhalb Jahren hätte es durchaus nahegelegen, dieses Thema in Band 39 der Reihe aufzugreifen. In "Asterix und der Greif" spielt Corona aber allenfalls eine Nebenrolle. Autor Ferri räumt ein:
Als wir an dem Album arbeiteten, war die Pandemie natürlich ein großes Thema. Aber darauf wollte ich nicht zu sehr eingehen, weil ich dachte, dass das sicher von vielen anderen aufgegriffen würde. Es gibt einige Anspielungen auf das Virus, vor allem in den Dialogen. Aber das sind wirklich nur kleine Anspielungen, denn das ist nicht das eigentliche Thema.
Stattdessen hat sich das Team Ferri/Conrad, das seit 2013 die vom 1977 verstorbenen René Goscinny und Albert Uderzo, der 2020 starb, erfundene Reihe um Asterix und Obelix fortführt, dem Klimawandel und dem Frauenbild in unserer Gesellschaft angenommen.
Fehlendes Umweltbewusstsein auf die römische Art
Auf ihrem Weg in das fiktive Sarmatenreich, das in die Region zwischen Russland, der Mongolei und Kasachstan verlegt wurde, durchstreifen die Helden des Abenteuers eine Landschaft voller Schnee und eisiger Kälte.
Die Gallier wollen einem Freund zu Hilfe eilen, dem Sarmaten Terrine. Der hat im Traum eine schreckliche Gefahr gesehen: Eine Armee, die ihr Heiligtum, den Greif, entführen will. Ein Fabelwesen, das die Sarmaten verehren - als Abschreckung gegen unliebsame Eindringlinge. Sie leben im Einklang mit der Natur, anders als die Römer, die beim Bau eines Lagers mal eben einen kleinen Wald abholzen.
"Eigentlich geht es um Umweltschutz im weitesten Sinne", meint Ferri. "Es geht um das Verhältnis, das die Römer auf der einen und die Sarmaten auf der anderen Seite zur Natur haben - und ihren unterschiedlichen Zugang dazu."
In Sachen Klimaschutz hinkt der Römer etwas hinterher.
Der Klimawandel zwischen den Zeichenstrichen
Wenn die Römer bei ihrer Reise in den Osten auf eine "Mauer aus Eis" treffen, dann markiert diese das "Ende der Welt", wie Zenturio Brudercus ausruft. Der Römer, der an die Erde als flache Scheibe glaubt, meint das allenfalls örtlich. Weil der Leser automatisch Bezüge zum Klimawandel herstellt, könnte das Ende der Welt aber auch zeitlich gemeint sein.
"Das kommt zwar noch nicht an den noch verspielteren Humor des großen Asterix-Vaters René Goscinny heran", meint Comic-Fachmann Volker Hamann. "Es ist aber schön zu sehen, wie sich das neue Team in den vergangenen Jahren entwickelt hat."
Der Mann - am Herd
Das zweite große Thema im aktuellen Album ist die Emanzipation. Die Sarmaten leben ein anderes Familienbild vor als Römer oder Gallier. Während die Frauen als kriegerische Amazonen umherziehen, sind die Männer im Dorf - bleiben am Herd, wie Terrine meint. Um die Kindererziehung kümmern sich beide abwechselnd. Ein Rollenbild, welches die Römer von den sogenannten Barbaren dort nicht erwarten würden.
"Es war einfach witzig, ein Thema unserer Zeit aufzugreifen", meint Ferri. "Den Aufstieg der Frau, wenn man so will. Es ging darum, die Gallier aus dem Tritt zu bringen. Die Anwesenheit der Kriegerinnen bringt sie alle ein bisschen durcheinander, besonders Asterix, der sich sonst immer darauf verlassen kann, dass er dank des Zaubertranks als Held dasteht."
Dieses Mal friert der Zaubertrank in der eisigen Kälte ein und verliert seine Wirkung. Casanowa - eine Frau - verdreht Obelix den Kopf, und Idefix macht Bekanntschaft mit einem Rudel Wölfe. Und dann ist da ja noch der titelgebende Greif, den die Römer im weit entfernten Osten zu finden hoffen und der den Anlass für das ganze Abenteuer gibt.
Ein vollgepacktes Asterix-Abenteuer, bei dem zwar vieles anders ist als sonst. Das obligatorische Festmahl am Ende und der geknebelte Barde Troubadix fehlen aber auch in diesem Album selbstverständlich nicht.