Ein Mädchen wird gegen Polio mit einer Schluckimpfung geimpft.
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Krieg in Nahost ++ Polio-Impfungen gehen voran ++

Stand: 06.09.2024 23:29 Uhr

Die Vereinten Nationen setzen die Polio-Impfungen im Süden des Gazastreifens fort. In Israels Regierung gibt es neuen Streit mit den ultraorthodoxen Koalitionspartnern. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

06.09.2024 • 16:52 Uhr

Ende des Liveblogs

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Der Gouverneur von Dschenin hat den Einsatz der israelischen Armee in der Stadt im Westjordanland kritisiert. Die Streitkräfte hätten große Verwüstungen angerichtet, sagte Kamal Abu al-Rub. "Wir haben in der Vergangenheit mehrere Invasionen erlebt, aber diese Invasion war die vernichtendste", so der Gouverneur. Die Schäden an der Infrastruktur seien enorm. Vor Beginn der israelischen Militäroperation sei die Arbeitslosenquote in Dschenin mit 21 Prozent schon sehr hoch gewesen. Jetzt liege die Wirtschaft noch mehr am Boden, sagte Al-Rub. Während der einwöchigen Operation schickten die israelischen Streitkräfte Bulldozer nach Dschenin, die auf der Suche nach vergrabenem Sprengstoff Straßen aufrissen.

Zehn Tage nach dem groß angelegten Einsatz in Dschenin im Westjordanland zieht sich die israelische Armee wohl aus der Stadt zurück. Medienberichten zufolge kehrten auch geflüchtete Bewohner zurück in ihre Häuser. In einer Erklärung der israelischen Armee hieß es, dass die israelischen Streitkräfte "Anti-Terror-Aktivitäten in der Gegend von Dschenin" durchgeführt habe. Im Laufe des Einsatzes seien 14 bewaffnete Angreifer getötet und weitere 30 Verdächtige festgenommen worden, so die Armee.

Israel hatte am 28. August einen groß angelegten Militäreinsatz im Westjordanland gestartet, um gegen militante Palästinenser vorzugehen.

06.09.2024 • 14:58 Uhr

UN: Polio-Impfungen gehen voran

Die Vereinten Nationen setzen die Polio-Impfungen im Süden des Gazastreifens fort. Bereits am Morgen standen Kinder vor einem Gesundheitszentrum in Chan Yunis Schlange für die Schluckimpfung, die vom UN-Kinderhilfswerk Unicef und der Weltgesundheitsorganisation WHO organisiert wird. Die WHO hofft, insgesamt 640.000 Kinder im Gazastreifen zu impfen. Die erste Phase der Impfaktion hatte am Sonntag im Zentrum des Gazastreifens begonnen. Dabei wurden bis Mittwoch 189.000 Kinder geimpft. Die dritte und letzte Phase im Norden des Küstengebiets soll bis Montag dauern.

Eine US-Amerikanerin ist bei einem Protest gegen die Ausweitung einer Siedlung im Westjordanland gestorben, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Freitag. Israelische Einsatzkräfte hätten demnach scharfe Munition und Blendgranaten eingesetzt.

Die Aktivistin sei durch Schüsse israelischer Soldaten getötet worden, heißt es in dem Bericht. Die Amerikanerin türkischer Herkunft sei zunächst schwer am Kopf verletzt in eine Klinik gebracht worden und dort schließlich verstorben. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, den Bericht zu prüfen. Wafa zufolge hatte die Aktivistin in dem Ort Beita südlich von Nablus an einem wöchentlichen Protest gegen die Ausweitung einer Siedlung teilgenommen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda vom 23. bis zum 26. September wollen die katholischen deutschen Bischöfe in Fulda über den Nahostkonflikt sprechen. Dabei soll es vor allem um die Situation der Kirche im Nahen Osten angesichts des Konflikts zwischen Israel und der radikalislamischen Terrorgruppe Hamas gehen. Als Gast wird auch das Oberhaupt der lateinischen Christen des Heiligen Landes erwartet.

06.09.2024 • 12:28 Uhr

Neuer Streit in Israels Koalition

Innerhalb der israelischen Regierung von Ministerpräsident Netanyahu gibt es neue Spannungen. Sie gehen von den ultraorthodoxen Koalitionspartnern aus, mit denen es zuletzt schon Streit über die Wehrpflicht in Israel gab.

Die Orthodoxen fordern, dass auch private orthodoxe Schulen von einem Bildungsprogramm namens "Neuer Horizont" profitieren, mit dem staatliche Schulen gefördert werden sollen. "Seit einem Jahr kämpfen wir dafür, dass 'Neuer Horizont' auch an ultraorthodoxen Einrichtungen eingeführt wird. Es gibt keinen Grund, dass unsere Lehrer diskriminiert werden", erklärte am Freitag der ultraorthodoxe Bildungsminister Haim Biton.

Biton gehört der Shas-Partei an, einer von zwei orthodoxen Koalitionspartnern. Während Shas die Koalition von Netanyahu nicht am Streit über die Förderung der eigenen Schulen scheitern lassen will, hat das Vereinigte Thora-Judentum (VTJ) angekündigt, Parlamentsabstimmungen zu boykottieren, bis die Finanzierung ihrer Schulen geklärt sei. Der Vorsitzende des Regierungsbündnisses im Parlament, Ophir Katz, versucht nach eigenen Worten, eine Machtprobe bei der Abstimmung über die Aufstockung des Haushalts abzuwenden.

Ein rein militärisches Vorgehen im Gazastreifen wird nach den Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den Konflikt nicht lösen. Das vergangene Wochenende habe gezeigt, dass eine solche Strategie das Leben der noch verbliebenen Geiseln gefährde, sagte Baerbock bei einem Besuch in Jerusalem.

Es müsse jetzt alles dafür getan werden, dass die Geiseln freikämen. Sie verstehe das Sicherheitsdilemma Israels, aber es könne dafür Lösungen gefunden werden. "Es braucht eine Feuerpause", appellierte Baerbock. Am Wochenende waren sechs von der radikalislamischen Hamas verschleppten Geiseln tot aufgefunden worden.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Die Außenministerin äußerte zudem deutliche Kritik an dem Vorgehen der israelischen Regierung im Westjordanland. Israel müsse "stärker und sichtbarer gegen die Gewalttaten von radikalen Siedlern" im Westjordanland vorgehen, so Baerbock.

Ein brennender Öltanker im Roten Meer sorgt für wachsende Angst vor einer Ölkatastrophe. Der Tanker wurde zuvor von der Huthi-Miliz angegriffen. Ein Versuch die Sounion abzuschleppen, scheiterte und noch immer greifen die Huthi Schiffe im Roten Meer an.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock setzt ihre Krisengespräche im Nahen Osten nach Stationen in Saudi-Arabien und Jordanien in Israel fort. In der Küstenmetropole Tel Aviv kam die Grünen-Politikerin mit ihrem Kollegen Israel Katz zusammen.

Dabei dürften die nach wie vor stockenden Vermittlungsbemühungen für eine Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Waffenruhe und eine Freilassung von Geiseln im Mittelpunkt stehen. Es wird erwartet, dass Baerbock auch die Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sowie den Gewaltausbruch im Westjordanland zur Sprache bringt.

Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa ziehen sich die israelischen Streitkräfte aus Dschenin und dem dortigen Flüchtlingslager zurück. Die israelischen Truppen waren in das Gebiet im Westjordanland eingerückt, das als Hochburg militanter Palästinenser gilt. Vergangene Woche war dort nach Angaben des israelischen Militärs der örtliche Kommandeur der radikal-islamischen Hamas, Wassem Hasem, getötet worden.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach Angaben der Vereinten Nationen nach wie vor "mehr als katastrophal". Mehr als eine Million Palästinenser hätten im August keine Lebensmittelrationen auf humanitärem Weg erhalten, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Die Zahl der täglich gekochten Mahlzeiten sei im Vergleich zum Juli um 35 Prozent auf 450.000 zurückgegangen.

Dujarric führte den drastischen Rückgang der gekochten Mahlzeiten zum Teil auf die mehrfachen Evakuierungsbefehle der israelischen Streitkräfte zurück. Dadurch seien mindestens 70 von 130 Küchen dazu gezwungen worden, ihren Betrieb entweder einzustellen oder zu verlagern.

Die humanitären Partner der Vereinten Nationen verfügten außerdem den zweiten Monat in Folge nicht über ausreichende Nahrungsmittelvorräte, um den Bedarf im zentralen und südlichen Gazastreifen zu decken, sagte er. Sie würden im September nur ein Nahrungsmittelpaket an Familien im zentralen und südlichen Gazastreifen verteilen können.

Dujarric führte die andauernden Feindseligkeiten, die Unsicherheit, die beschädigten Straßen, den Zusammenbruch von Recht und Ordnung und die Zugangsbeschränkungen als Gründe für den kritischen Mangel an Hilfsgütern an. Er wolle zudem darauf hinweisen, dass es internationalen Medienvertretern auch elf Monate nach dem Beginn des Kriegs noch immer verboten sei, in den Gazastreifen einzureisen, um über die Auswirkungen des Kriegs auf die humanitäre Lage zu berichten.

Laut US-Außenminister Antony Blinken sind 90 Prozent eines Feuerpause-Abkommens im Gazastreifen bereits vereinbart. Es blieben aber noch wichtige Fragen zu lösen, bei denen es Differenzen gebe, sagte Blinken. Es sei erforderlich, dass beide Seiten den restlichen offenen Punkten zustimmten. "Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Tagen Israel und sie (Katar und Ägypten) der Hamas unsere Gedanken darüber mitteilen werden, wie genau die verbleibenden Fragen gelöst werden können", ergänzte Blinken und bezog sich dabei auf die USA sowie die Vermittler Katar und Ägypten.

Deutschland stockt seine humanitäre Hilfe um weitere 50 Millionen Euro auf. Nach Angaben des Hamas-geführten Gesundheitsministeriums sind seit Beginn des Krieges 40.878 Palästinenser getötet worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 06. September 2024 um 09:00 Uhr.