Nahost-Krieg ++ Laut Israel Hamas-Tunnel unter UNRWA-Sitz entdeckt ++
Israels Armee meldet den Fund einen Hamas-Tunnels unter dem früheren Hauptquartier des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA. Nach UN-Angaben behindert das israelische Militär Hilfskonvois für die Menschen in Nord-Gaza. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.
- Laut Israel Hamas-Tunnel unter früherem UNRWA-Sitz entdeckt
- Israel soll laut UN Hilfslieferungen verweigern
- Neue israelische Angriffe im Süden des Gazastreifens
- Netanyahu-Sprecher weist Forderungen nach Feuerpause zurück
- Scholz und Biden bestehen auf Zweistaaten-Lösung
- Knesset-Präsident sagt Treffen mit Guterres ab
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Damit schließen wir den Liveblog für heute. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Demonstrationen in Israel für Geisel-Freilassung
In Israel haben mehrere Tausend Menschen für die Freilassung der von der militant-islamistischen Hamas verschleppten israelischen Geiseln demonstriert. Angehörige der Geiseln warfen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor, die über internationale Vermittler laufenden Verhandlungen mit der Hamas zu torpedieren. Eine Einigung könne die Geiseln morgen nach Hause bringen, sagte die Mutter eines jungen nach Gaza verschleppten Israeli in ihrer Ansprache. Ich habe Sie gewählt, rief sie an Netanyahu gewandt. "Wann werden Sie mich wählen?"
Teilnehmer einer weiteren Kundgebung in Tel Aviv verlangten den Rücktritt der Regierung und vorgezogene Neuwahlen. Mehrere Hundert Demonstranten blockierten später am Abend einige Hauptverkehrsadern der Küstenmetropole. Die Polizei nahm mindestens sieben der Blockierer fest. Demonstrationen für eine Geiselfreilassung gab es auch in Jerusalem und in Haifa.
Israel meldet Fund von Hamas-Tunnel unter UNRWA-Sitz
Israelische Soldaten haben nach eigenen Angaben einen Hamas-Tunnel unter dem früheren Hauptquartier des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) im Gazastreifen entdeckt. Der Gang habe als wichtige Einrichtung des Militärgeheimdienstes der Hamas-Terrormiliz gedient, hieß es. In dem - von der UNRWA in der Anfangsphase des Krieges verlassenen - Hauptquartier der UN-Organisation will die Armee in den vergangenen zwei Wochen zudem große Mengen von Waffen und Sprengstoff gefunden haben. Weiter würden Indizien darauf hindeuten, dass Büros und Räumlichkeiten von Hamas-Terroristen genutzt worden seien. Es gab keine Angaben dazu, wann genau diese Nutzung erfolgt sei, ob vor oder nach Kriegsbeginn. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte zu den Berichten über die Entdeckung des Tunnels, dass das Hilfswerk keine Kenntnis davon gehabt habe. Das Personal der UNRWA habe das Hauptquartier auf Anordnung des israelischen Militärs bereits am 12. Oktober geräumt. Wann immer in der Vergangenheit ein verdächtiger Hohlraum in der Nähe oder unter dem UNRWA-Gelände gefunden worden sei, habe man umgehend Protestbriefe an die Konfliktparteien gerichtet.
Gegen UNRWA-Mitarbeiter waren zuletzt schwere Vorwürfe bekannt geworden: Zwölf Mitarbeiter des UN-Hilfswerks stehen im Verdacht, in den beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober verstrickt gewesen zu sein. Mehrere Staaten kündigten als Reaktion auf die Vorwürfe an, ihre Zahlungen an das Hilfswerk vorerst zu stoppen. Die UN will die Vorwürfe von einem unabhängigen Ausschuss untersuchen lassen.
Iran warnt Israel vor großem Angriff auf den Libanon
Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian hat Israel vor einem groß angelegten Angriff auf den Libanon gewarnt. "Jegliche Aktion" in Richtung eines solchen Angriffs würde "Netanyahus Ende bedeuten", erklärte Amir-Abdollahian mit Blick auf den israelischen Regierungschef bei seinem dritten Besuch im Libanon seit dem Großangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober. Der Iran ist ein zentraler Verbündeter der Hamas und der islamistischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Die Hisbollah beschießt seit Monaten fast täglich Armeestellungen auf israelischem Gebiet - worauf die israelische Armee mit Angriffen auf die libanesische Seite der Grenze reagiert.
Anfang der Woche hatten libanesische Behörden unter Berufung auf den französischen Außenminister Stéphane Séjourné erklärt, Israel könnte einen Krieg gegen den Libanon beginnen, um den Zehntausenden wegen Hisbollah-Beschusses aus dem Norden Israels evakuierten Menschen die Rückkehr nach Hause zu ermöglichen. Israel werde "niemals in der Lage sein, an zwei Fronten zu kämpfen", erklärte der iranische Außenminister Abdollahian nun.
Israel: Zwei Hamas-Funktionäre in Rafah getötet
Die israelische Luftwaffe hat in Rafah im Süden des Gazastreifens zwei Hamas-Funktionäre getötet. Einer der Getöteten sei für die Sicherheit der Hamas-Anführer verantwortlich gewesen, der andere habe als leitender Ermittler für die militant-islamistische Gruppe gearbeitet, hieß es in einer Erklärung des israelischen Militärs. Ein dritter, in Rafah ansässiger Ermittler sei ebenfalls getötet worden.
Huthi: 17 Mitglieder bei US-Angriffen getötet
Im Jemen sind nach Angaben der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz 17 ihrer Mitglieder bei Angriffen der US-Armee getötet worden. Die Leichen der Getöteten wurden in der Hauptstadt Sanaa in einer Prozession zu Grabe getragen. Ein offizieller Medienkanal der Huthi veröffentlichte die Namen und sprach von "Märtyrern".
USA attackieren erneut mutmaßliche Ziele der Huthi
Das US-Militär hat erneut Ziele der militant-islamistischen Huthi im Jemen angegriffen, um neue Attacken auf Schiffe im Roten Meer zu verhindern. Ziel der Angriffe waren demnach zwei unbemannte Wasserfahrzeuge und fünf Marschflugkörper der Miliz, teilte das zuständige US-Regionalkommando Centcom auf der Plattform X, früher Twitter, mit. Die Schiffe und Raketen seien in von den Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen entdeckt und als direkte Gefahr für US-Marine-Schiffe und Handelsschiffe in der Region bewertet worden, hieß es.
Vermisste Rote-Halbmond-Sanitäter tot aufgefunden
Die Hilfsorganisation Palästinensischer Roter Halbmond wirft der israelischen Armee vor, zwei ihrer Mitarbeiter in Gaza-Stadt beschossen zu haben. Diese hätten sich Ende Januar auf den Weg zu einem sechsjährigen Mädchen gemacht, das um Hilfe gerufen hatte. Dabei seien sie getötet worden. Nun wurden ihre Leichen gefunden. Die beiden Helfer Youssef Zeino and Ahmed Al-Madhoon waren nach Abstimmung mit der israelischen Armee unterwegs, um dem telefonischen Hilferuf der sechsjährigen Hind Rajab zu folgen. Auch das Mädchen sei tot geborgen worden.
Tote bei Luftangriff im Libanon
Im Libanon sind bei einem Luftangriff mehrere Menschen getötet worden. Der mutmaßlich israelische Angriff erfolgte laut der Nachrichtenagentur Reuters in Jadra, etwa 30 Kilometer südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut.
Laut Augenzeugen war ein Auto Ziel des Drohnenangriffs in dem Nachbarland nördlich von Israel. Laut dem libanesischen Sender Al-Majadin handelte es sich um einen Anschlagsversuch auf einen palästinensischen Funktionär. Sowohl die schiitische Hisbollah als auch die Palästinenserorganisation Hamas dementierten, dass bei dem Angriff Mitglieder getroffen worden seien.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah.
Gesundheitsbehörde: Mehr als 28.000 Tote im Gazastreifen
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde 28.064 Menschen seit Kriegsbeginn getötet worden. Zudem gebe es 67.611 Verletzte, teilt die Behörde weiter mit.
Israel soll laut UN Hilfslieferungen verweigern
Im Gazastreifen gelingt es den Vereinten Nationen und anderen humanitären Organisationen nach eigenen Angaben nicht, die Menschen in Not ausreichend zu versorgen - auch wegen Behinderungen durch das israelische Militär. Seit Januar hätten israelische Behörden 39 von 76 geplanten Konvois in den Norden und Delegationsbesuche zur Abklärung der dortigen Bedürfnisse verweigert, berichtete das UN-Nothilfebüro OCHA.
16 weitere seien behindert worden, zwei seien nur teilweise genehmigt worden. Nur zwölf Konvois oder Delegationsbesuche zur Abklärung der Bedürfnisse hätten wie geplant durchgeführt werden können, neun hätten von den Hilfsorganisationen selbst verschoben werden müssen.
Saudi-Arabien warnt Israel vor Militäreinsatz in Rafah
Saudi-Arabien hat Israel entschieden vor einem Militäreinsatz im Süden des Gazastreifens gewarnt. Das Königreich wies auf die schwerwiegenden Folgen einer Militäraktion in Rafah hin und betonte seine kategorische Ablehnung der Zwangsumsiedlung von Hunderttausenden Zivilisten, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums hervorging. Die Regierung Riad forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, um "Israel daran zu hindern, eine drohende humanitäre Katastrophe zu verursachen".
Baerbock: Offensive wäre "humanitäre Katastrophe"
Außenministerin Annalena Baebock hat im Gaza-Krieg erneut eindringlich vor einer israelischen Militäroffensive im Süden des Gazastreifens gewarnt und zugleich eine weitere Reise nach Israel angekündigt. "Eine Offensive der israelischen Armee auf Rafah wäre eine humanitäre Katastrophe mit Ansage", schrieb die Grünen-Politikerin auf X (vormals Twitter). "Die Menschen in Gaza können sich nicht in Luft auflösen."
Baerbock verwies darauf, dass die Not in Rafah schon jetzt unfassbar sei und dort 1,3 Millionen Menschen auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen im Gazastreifen suchten.
IDF soll laut Augenzeugen Ziele in Rafah bombardieren
Israels Armee hat Augenzeugen zufolge trotz internationaler Warnungen Ziele in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens angegriffen. Bei Angriffen aus der Luft auf zwei Häuser sollen am Samstag mehr als 20 Menschen getötet worden sein, hieß es aus medizinischen Kreisen. Auch der Bürgermeister der Stadt im Süden des Küstengebiets, Mohammed al-Sufi, bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die Opferzahl.
Israelische Soldaten bombardierten außerdem ein Fahrzeug der Hamas und töteten dabei drei Personen, darunter den Chef des Polizeigeheimdienstes der Islamistenorganisation sowie dessen Stellvertreter, wie es aus Polizeikreisen und von Augenzeugen hieß. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Neue israelische Angriffe im Süden des Gazastreifens
Die israelische Armee hat nach der Anordnung von Regierungschef Benjamin Netanyahu, einen Plan zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus Rafah auszuarbeiten, weiter Ziele in der Region der Stadt im Süden des Gazastreifens bombardiert.
Augenzeugen berichteten am Samstagmorgen von Angriffen in der Umgebung der Stadt, in der sich inzwischen rund 1,3 Millionen Palästinenser aufhalten. Netanyahu hatte am Freitag die israelischen Streitkräfte aufgefordert, der Regierung einen "kombinierten Plan zur Evakuierung der Bevölkerung und zur Zerstörung der Bataillone" der radikalislamischen Hamas in Rafah vorzulegen. Es sei "unmöglich, das Kriegsziel zu erreichen", wenn vier Hamas-Bataillone in Rafah belassen würden.
In der Stadt an der Grenze zu Ägypten haben seit Beginn des Kriegs mehr als eine Million palästinensische Binnenflüchtlinge Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte Netanyahus Ankündigung scharf.
Ratingagentur Moody's stuft Israels Kreditwürdigkeit herab
Die US-Ratingagentur Moody's hat Israels Kreditwürdigkeit wegen des Gaza-Kriegs herabgestuft. Israels Note wurde um eine Stufe von A1 auf A2 abgesenkt. Zur Begründung erklärte die Ratingagentur, der "militärische Konflikt mit der Hamas" und seine Folgen würden das "politische Risiko für Israel erhöhen und seine (Israels) exekutiven und legislativen Institutionen und seine finanzpolitische Stärke auf absehbare Zeit schwächen". Moody's senkte auch seine Aussichten für Israels Schulden auf "negativ" und verwies dabei auf "das Risiko einer Eskalation" des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon.
Netanyahu-Sprecher weist Forderungen nach Feuerpause zurück
Der Sprecher von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat internationale Appelle zurückgewiesen, eine Feuerpause im Gazastreifen zuzustimmen. "Wenn Israel von der internationalen Gemeinschaft die Hände gebunden werden oder wir den Druck von der Hamas nehmen, wird das eine Einladung zu mehr Terrorismus weltweit", sagte Tal Heinrich dem US-Sender Fox News.
Syrien schießt offenbar israelische Raketen ab
Syrien hat einem Medienbericht zufolge zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden israelische Raketen abgeschossen. Unter Berufung auf eine militärische Quelle meldete die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana, die Luftangriffe seien aus Richtung der besetzten Golanhöhen erfolgt auf das Umland von Damaskus gerichtet gewesen.
Die syrische Flugabwehr habe einige der Raketen abgeschossen. Es sei lediglich Sachschaden entstanden, berichtete Sana weiter. Die in Großbritannien ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, ein Wohngebäude westlich der syrischen Hauptstadt sei getroffen worden. Dabei seien drei Menschen getötet worden.
Syrien verzichtete jedoch darauf, Israel ausdrücklich die Verantwortung zuzuschreiben. Das israelische Militär erklärt, es kommentiere keine Berichte in ausländischen Medien.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Scholz und Biden bestehen auf Zweistaaten-Lösung
US-Präsident Joe Biden und Kanzler Olaf Scholz bestehen auf einer Zweistaaten-Lösung im Nahen Osten. "Darin sind die USA und Deutschland für sich einig und wir werden ganz aktiv alles tun, um eine solche Entwicklung möglich zu machen", sagte der Kanzler in Washington nach einem Gespräch im Weißen Haus. Man müsse verhindern, dass Iran die wichtigste Regionalmacht werde, warnte Scholz mit Blick auf eine mögliche Eskalation. "Das ist jetzt eine ganz entscheidende Phase der politischen Entwicklung", fügte er hinzu und forderte Israel erneut zur einem maßvolleren militärischen Vorgehen im Gazastreifen auf.
Knesset-Präsident sagt Treffen mit Guterres ab
Der israelische Parlamentspräsident Amir Ohana hat ein geplantes Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres nach dessen jüngsten Appellen zum Gaza-Krieg abgesagt. Die Entscheidung erfolge nicht im luftleeren Raum, schrieb Ohana auf der ehemals als Twitter bekannten Online-Plattform X unter Verweis auf Äußerungen von Guterres auf einer Pressekonferenz am Vortag.
Der Generalsekretär hatte die Attacken der Hamas am 7. Oktober als "entsetzlich" verurteilt. Doch könne er nicht verstehen, wie Israel sagen könne, es bekämpfe nur die Hamas und nicht das palästinensische Volk, wenn bei der Militäroperation im Gazastreifen nach palästinensischen Angaben rund 28.000 Menschen getötet, ganze Viertel zerstört worden seien und 75 Prozent der Bevölkerung vertrieben worden sei, sagte Guterres.
Ein israelischer Journalist gab zu Bedenken, dass es nicht einfach sei, gegen die Hamas vorzugehen, wenn sie aus der Zivilbevölkerung heraus operiere, etwa in Schulen und Krankenhäusern. Guterres entgegnete, dass er den Missbrauch von Menschen als Schutzschilde als Verletzung des humanitären Völkerrechts verurteilt habe. "Aber ebendieses humanitäre Völkerrecht stellt klar, dass selbst wenn es menschliche Schutzschilde gibt, eine Pflicht besteht, Zivilisten zu schützen."
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Nach UN-Angaben ist nahezu jedes zehnte Kleinkind im Gazastreifen akut unterernährt. Aus dem Libanon wurden laut Israel 30 Raketen abgefeuert. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.