Bei einem israelischem Angriff zerstörtes Auto nahe Chan Junis
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Krieg in Nahost ++ Hilfsorganisation stellt nach Tod von Mitarbeiter Arbeit ein ++

Stand: 30.11.2024 23:26 Uhr

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen setzt nach der Tötung einer ihrer Mitarbeiter im Gazastreifen ihre Arbeit erneut aus. Trotz der vereinbarten Waffenruhe melden Israel und der Libanon Verstöße gegen das Abkommen. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

30.11.2024 • 23:26 Uhr

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Der frühere israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon hat der Armee seines Landes eine "ethnische Säuberung" im Gazastreifen vorgeworfen und damit empörte Reaktionen ausgelöst.

"Die Straße, die wir entlanggeführt werden, ist Eroberung, Annexion und ethnische Säuberung", sagte Jaalon in einem Interview mit dem privaten Sender DemocratTV.  Auf die Nachfrage der Journalistin, ob er glaube, dass Israel sich in Richtung "ethnische Säuberung" bewege, sagte Jaalon: "Was passiert dort? Es gibt kein Beit Lahija mehr, kein Beit Hanun, die Armee interveniert in Dschabalija und in Wahrheit wird das Land von Arabern gesäubert."

Der Norden des Gazastreifens, in dem die von Jaalon genannten Gebiete liegen, sind seit dem 6. Oktober Ziel einer israelischen Offensive, mit der eine Neugruppierung der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas verhindert werden soll.

Der 74-jährige Jaalon war von 2002 bis 2005 Armeechef, bevor Israel sich aus dem Gazastreifen zurückzog. Er war Verteidigungsminister und Vize-Ministerpräsident, bevor er 2016 wegen Meinungsverschiedenheiten mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu zurücktra

Die islamistische Hamas hat erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 20-jähriger Soldat zu sehen, der auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt.

In dem mit bedrohlicher Musik unterlegten Video in dunkler Umgebung ruft er den künftigen US-Präsidenten Donald Trump auf, sich für Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen einzusetzen. Zudem solle Trump nicht "den Fehler" von US-Präsident Joe Biden wiederholen, Israel Waffen zu liefern, die die Geiseln töten würden.

Unter welchen Umständen das Video entstand und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Drohungen sprach, ist nicht bekannt. Israelische Medien gingen davon aus, dass er einen vorgegebenen Text aufsagen musste. Die Aufnahme ist nicht datiert, der 20-Jährige sagt aber darin, er sei "seit mehr als 420 Tagen" Gefangener der Hamas. Er war bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verschleppt worden, am Samstag vor 420 Tagen.

Die in den USA ansässige Wohltätigkeitsorganisation World Central Kitchen (WCK) hat bekanntgegeben, dass sie ihre Aktivitäten in Gaza aussetzt, nachdem ein Fahrzeug mit ihren Mitgliedern bei einem israelischen Luftangriff getroffen worden war.

Die israelische Armee bestätigte, den WCK-Mitarbeiter im Gazastreifen gezielt getötet zu haben. Er habe zwar für die Organisation gearbeitet, soll aber am Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten beteiligt gewesen sein. Der Mitarbeiter sei aufgrund "glaubwürdiger Informationen über seinen Echtzeit-Standort" angegriffen worden, während er mit einem Auto unterwegs war. Israel habe die Hilfsorganisationen wiederholt aufgefordert, die Namen einheimischer Mitarbeiter mitzuteilen, damit Terroristen nicht im humanitären Bereich Unterschlupf finden könnten. 

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind palästinensischen Berichten zufolge mehrere Dutzend Menschen ums Leben gekommen. Acht Menschen seien südlich der Stadt Chan Junis bei einem israelischen Luftschlag getötet worden, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise. Zudem seien am Morgen fünf Palästinenser bei einem Angriff auf ein Auto in der Nähe von Chan Junis im Süden des umkämpfen Küstengebiets getötet worden. Darunter sollen drei Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) sein. Diese äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht.

Drei Tage nach Beginn der Waffenruhe kommt es israelischen und libanesischen Angaben zufolge weiter zu vereinzelten Angriffen. Am frühen Morgen seien Außenbezirke eines Orts im Südlibanon von israelischem Artilleriebeschuss getroffen worden, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Berichte über Verletzte gab es dabei zunächst nicht. Israels Armee teilte mit, sie sei weiterhin im Süden des Nachbarlandes stationiert, um dort Verstöße gegen das Abkommen zu ahnden.

Das libanesische Gesundheitsministerium hatte zuvor gemeldet, dass bei einem israelischen Luftangriff drei Personen im Südlibanon verletzt wurden. Libanesischen Medien zufolge war ein Auto Ziel des Drohnenangriffs. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.

Die mühsam ausgehandelte Einigung über eine Waffenruhe sieht unter anderem vor, dass sich die Hisbollah gemäß einer UN-Resolution hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. Israels Bodentruppen sollen zugleich innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen.

Bei einem israelischen Angriff auf ein Auto im Süden des Gazastreifens sollen nach Angaben von Medizinern sieben Palästinenser getötet worden sein. Das Auto sei in der Nähe einer Ausgabestelle für Mehl in Chan Junis getroffen worden, berichten Anwohner.

Israels Luftwaffe hat Militärangaben zufolge am Morgen in Syrien militärische Anlagen in der Nähe zu Grenzübergängen zum Libanon angegriffen. Die Infrastruktur sei für den Waffenschmuggel an die Hisbollah im Nachbarland genutzt worden, teilte Israels Militär mit.

Die libanesische Schiitenmiliz habe auch noch nach Beginn der Feuerpause mit Israel Waffen aus Syrien erhalten. Das sei ein Verstoß gegen das Abkommen, das am Mittwochmorgen in Kraft getreten ist. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien meldete, Israels Luftwaffe habe auf einen Grenzübergang sowie Brücken nahe der Grenze zum Libanon gezielt. Die Hisbollah bezieht Experten zufolge seit Langem Waffen aus dem Iran unter anderem über Syrien.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben einen am Hamas-Überfall vom 7. Oktober 2023 beteiligten Angreifer bei einem Angriff im Gazastreifen getötet. Man gehe der Behauptung nach, dass es sich bei der Person um einen Mitarbeiter von World Central Kitchen handelte. Die Hilfsorganisation hat sich laut der Nachrichtenagentur Reuters bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.

Im April dieses Jahres waren mehrere Mitarbeiter von World Central Kitchen bei einem israelischen Luftangriff getötet worden.

Bei einem israelischen Angriff auf ein Auto im Südlibanon sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums drei Menschen verletzt worden, darunter ein siebenjähriges Kind. Der Vorfall habe sich im Dorf Majdal Zoun ereignet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der designierte US-Präsident Donald Trump strebt einem Bericht zufolge noch vor seinem Amtsantritt am 20. Januar eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung aller von der militant-islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln an.

Der republikanische Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham sagte dem Nachrichtenportal Axios, Trump wolle eine schnellstmögliche Einigung zur Freilassung der Geiseln und Beendigung des Krieges erreichen, am besten noch vor seinem Einzug ins Weiße Haus. "Trump ist entschlossener denn je, dass die Geiseln freigelassen werden, und unterstützt eine Waffenruhe, die ein Geiselabkommen beinhaltet. Er möchte, dass dies jetzt geschieht", wurde Graham zitiert.

Erneut haben in Israel Tausende Menschen für die Freilassung der von der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. Bei der Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu aufgefordert, mehr zu unternehmen, um die Freilassung der am 7. Oktober 2023 aus Israel entführten Menschen sicherzustellen.

"Es ist sehr wichtig für uns, dass die gesamte Nation auf allen Seiten mit uns ist", wurde Harut Nimrodi, Mutter eines entführten Mannes, in Medienberichten zitiert. Schätzungen zufolge dürften noch etwa die Hälfte der rund 100 verbliebenen Geiseln im Gazastreifen am Leben sein.

Vertreter der militant-islamistischen Hamas und der ägyptischen Regierung werden Angaben der Miliz zufolge die stockenden Gespräche über eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen wieder aufnehmen. Eine Delegation der Hamas werde in Kairo mit ägyptischen Regierungsvertretern über "Ideen für eine Waffenruhe und einen Gefangenenaustausch im Gazastreifen sprechen", sagte ein Hamas-Funktionär der Nachrichtenagentur AFP. 

Nach dem Beginn einer Waffenruhe zwischen Israel und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon am Mittwochmorgen war auch in die Bemühungen für ein Abkommen zwischen Israel und der Hamas wieder Bewegung gekommen. Die Hamas sei "bereit zu einem Abkommen", sagte ein Mitglied des Hamas-Politbüros. Dies habe sie auch den Vermittlern Ägypten, Katar und der Türkei mitgeteilt. 

Die USA kündigten "einen weiteren Vorstoß" bei den bisher erfolglosen Vermittlungsbemühungen an.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben im Südlibanon eine fahrbare Raketenabschussrampe der Hisbollah angegriffen. Im Westjordanland hat ein Angreifer das Feuer auf einen Bus eröffnet. Die Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. November 2024 um 14:00 Uhr.