Nahost-Krieg ++ Hunderte bei Beisetzung von Shani Louk ++
Hunderte Menschen haben bei der Beisetzung Abschied von der ermordeten Deutsch-Israelin Shani Louk genommen. Die israelische Regierung will den Militäreinsatz in Rafah laut einem Medienbericht ausweiten. Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen.
- Hunderte Trauergäste bei Beisetzung von Shani Louk
- Tote nach israelischem Luftangriff im Gazastreifen
- Gespräche zwischen Iran und der USA
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Biden zeigt Verständnis für Proteste
US-Präsident Joe Biden hat bei einer Rede vor Hochschulabsolventen im Bundesstaat Georgia Verständnis für propalästinensische Studierendenproteste und Kritik an seiner eigenen Nahost-Politik gezeigt. "Ich möchte das ganz klar sagen: Ich unterstütze friedlichen, gewaltfreien Protest. Eure Stimmen müssen gehört werden. Ich verspreche Euch, dass ich sie höre", sagte Biden bei der Abschlussfeier am Morehouse College in Atlanta.
Was im Gazastreifen und Israel passiere, sei "herzzerreißend". Er habe zu einem sofortigen Waffenstillstand aufgerufen, um die Kämpfe zu beenden und die Geiseln, die beim Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober entführt wurden, nach Hause zu bringen. Die US-Regierung arbeite "rund um die Uhr" daran, mehr Hilfe für die Menschen Gazastreifens bereitzustellen, die Region zusammenzubringen und einen dauerhaften Frieden herzustellen.
Bidens Rede an der Hochschule war mit Spannung erwartet worden, nachdem in den vergangenen Wochen an diversen US-Hochschulstandorten Proteste gegen das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg hochgekocht waren.
Hunderte Trauergäste bei Beisetzung von Shani Louk in Israel
Zwei Tage nach der Bergung ihrer Leiche im Gazastreifen haben Hunderte Menschen am Sonntag in Israel am Begräbnis der Deutsch-Israelin Shani Louk teilgenommen. Angehörige und Freunde verabschiedeten sich bei der Beisetzung in Srigim nahe der Stadt Bet Schemesch von der jungen Frau, die am 7. Oktober beim Terrorangriff der islamistischen Hamas ermordet worden war.
Zum Zeitpunkt des Angriffs war die 22-jährige Louk zusammen mit Hunderten anderen jungen Menschen auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen. Ihre Leiche war in den Gazastreifen verschleppt worden. Ein Video, das ihren leblosen Körper auf einem Geländewagen der Terroristen in den Straßen von Gaza zeigte, war um die Welt gegangen.
In der Nacht zum Freitag konnte das israelische Militär in einem Spezialeinsatz die Leichen von Shani Louk sowie drei weiteren Geiseln aus einem unterirdischen Tunnel im Gazastreifen bergen. Die aus Deutschland stammende Mutter Ricarda Louk sagte nach Angaben des TV-Senders N12, vor sieben Monaten habe die Familie sich von der Seele Shanis verabschiedet und um sie getrauert. Mit der Rückführung des Leichnams habe sich nun «ein Kreis geschlossen». Die israelische Armee hatte bereits Ende Oktober über den Tod Louks informiert.
25 Festnahmen bei pro-palästinensischer Demo in Berlin
Nach der pro-palästinensischen Demonstration am Samstag in Berlin mit mehreren tausend Teilnehmenden ermittelt die Polizei zu 25 Strafanzeigen. Dabei gehe es unter anderem um Landfriedensbruch, Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, Volksverhetzung und Beleidigung, sagte ein Polizeisprecher. Seinen Angaben zufolge wurden bei der Demo am Samstag 25 Menschen vorübergehend festgenommen, sie waren am Sonntag aber alle wieder frei.
Die Versammlung musste laut Polizei mehrfach gestoppt werden, unter anderem wegen eingesetzter Pyrotechnik und verbotener Parolen. So wurde auch ein Lautsprecherwagen wegen verbotener Parolen von der Versammlung ausgeschlossen, wie die Beamten auf der Plattform X mitteilten.
Bericht: Israel weitet Rafah-Offensive aus
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant und Generalstabschef Herzi Halevi haben einem Medienbericht zufolge eine deutliche Ausweitung des Militäreinsatzes in Rafah genehmigt. Sie hätten die "nächste und bedeutsame Phase" der Operation in der Stadt im Süden des Gazastreifens gebilligt, berichtete der regierungsnahe israelische TV-Sender Channel 14. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht.
In Rafah will die israelische Führung nach eigenen Angaben die letzten dort vermuteten Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen. Verbündete wie die USA haben Israel wegen der vielen Binnenflüchtlinge wiederholt vor einem großangelegten Angriff auf die Stadt an der Grenze zu Ägypten gewarnt.
Jordanien fordert Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen
Jordanien verlangt internationale Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen, die das israelische Militär bei seinem Einsatz im Gazastreifen begangen habe. Die Verantwortlichen für dokumentierte Verbrechen müssten vor Gericht gestellt werden, sagt der jordanische Außenminister Ayman Safadi. Er äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA).
Die Organisation der Vereinten Nationen betreut rund 1,6 Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge im Gazastreifen sowie Palästinenser in Jordanien, im Libanon, in Syrien und im Westjordanland.
Einsatz in Rafah dauert an
Israel hat auch den umstrittenen Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens fortgesetzt. Der israelische Armeesender meldete, die Truppen hätten mehrere Schmugglertunnel im Grenzgebiet zwischen dem Gazastreifen und Ägypten gefunden. Außerdem seien Tunnel entdeckt worden, die von Terroristen der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres - dem Tag des Massakers an mehr als 1200 Menschen in Israel - genutzt worden seien. Einige der Tunnel seien bereits zerstört worden.
Tote nach israelischem Luftangriff im Gazastreifen
Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind nach Angaben eines Krankenhauses in dem Palästinensergebiet mindestens 20 Menschen getötet worden. Sie hätten 20 Leichen bekommen und es gebe "mehrere Verletzte" nach dem Angriff auf ein Haus im Al-Nuseirat-Flüchtlingslager im Zentrum des Gazastreifens aufgenommen, teilte das Al-Aksa-Krankenhaus mit. Augenzeugen zufolge ereignete sich der Angriff gegen 3.00 Uhr Ortszeit. Die israelische Armee erklärte, die Angaben zu prüfen.
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete, dass unter den Verletzten auch mehrere Kinder seien. Einsatzkräfte suchen demnach in den Trümmern weiter nach Vermissten.
US-Sicherheitsberater trifft saudischen Kronprinzen
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman und der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Jake Sullivan, haben sich laut saudi-arabischen Staatsmedien zu Beratungen über strategische Abkommen zwischen Riad und Washington getroffen. In der saudi-arabischen Stadt Dhahran hätten Sullivan und Prinz Mohammed über die "halbfertige Fassung des Entwurfs der strategischen Abkommen zwischen dem Königreich und den USA" gesprochen, berichteten die Staatsmedien. Die Arbeit an den Vereinbarungen stehe "kurz vor dem Abschluss".
Die Abkommen gelten als wichtiger Teil der US-Bemühungen, Riad dazu zu bewegen, den Staat Israel anzuerkennen. Diese werden durch den inzwischen seit sieben Monaten andauernden Gazakrieg erschwert. Den Staatsmedien zufolge berieten sich Sullivan und Prinz Mohammed auch darüber, "was zwischen den beiden Seiten in der palästinensischen Frage unternommen wird, um einen glaubwürdigen Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung zu finden".
Zwei israelische Soldaten bei Gaza-Kämpfen getötet
Bei den Kämpfen mit militanten Palästinensern im südlichen Gazastreifen sind zwei israelische Soldaten getötet worden. Das teilt das israelische Militär mit. Die israelischen Streitkräfte konzentrieren derzeit ihre Offensive auf den Süden des Küstengebiets in der Region um die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten. Dort sollen sich nach Militärangaben die verbliebenen Einheiten der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas verschanzt haben.
Gespräche zwischen Iran und der USA
Die USA und der Iran führen Gespräche zur Vermeidung einer Eskalation der Konflikte im Nahen Osten. Man befinde sich in einem laufenden Prozess, erklärten Vertreter der iranischen Gesandtschaft bei den Vereinten Nationen, berichteten staatliche iranische Medien. "Diese Gespräche waren weder die ersten noch die letzten", hieß es in einer Erklärung der Diplomaten, die die Nachrichtenagentur Irna veröffentlichte.
Die iranischen Gesandten bezogen sich auf einen Bericht des US-Nachrichtenportals Axios, nach dem der Nahost-Berater von Präsident Joe Biden, Brett McGurk, und der amtierende US-Gesandte für den Iran, Abram Paley, mit den iranischen Diplomaten Gespräche geführt hätten - die ersten seit einer Gesprächsrunde im vergangenen Januar. Auslöser der Verhandlungen sei der iranische Raketen- und Drohnen-Angriff auf Israel am 13. April gewesen.
Massenproteste gegen Netanyahu
In Israel haben wütende Demonstranten erneut gegen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in Tel Aviv und Jerusalem protestiert und die Rückholung der im Gazastreifen weiter festgehaltenen Geiseln gefordert. "Netanyahu ist verantwortlich dafür, sie nach Hause zu bringen", riefen sie laut örtlichen Medienberichten.
Der Liveblog vom Samstag
Israelische Soldaten haben die Leiche einer weiteren Geisel im Gazastreifen geborgen. Etwa 800.000 Palästinenser verließen seit Beginn der Bodenoffensive auf Rafah die Stadt.