Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine und Russland tauschen Gefangene aus ++
Die Ukraine und Russland haben mehr als 200 Gefangene ausgetauscht. Wagner-Chef Prigoschin wirbt in einem offenen Brief Freiwillige und verspricht Erfolgsprämien. Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen.
- Privatarmee Wagner wirbt Freiwillige
- CNN: Kiew verärgert wegen Geheimdokumenten
- Lukaschenko: Belarus braucht Garantien
- Ukraine: 60 Angriffe abgewehrt
- Ukraine: Russland wendet Taktik der verbrannten Erde an
- Erneute Luftangriffe auf Region Cherson
- Ukraine und Russland tauschen Gefangene aus
Ende des heutigen Liveblogs
Wir beenden an dieser Stelle für heute unseren Ukraine-Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.
Selenskyj-Berater: US-Geheimpapiere ohne Einfluss auf Militärstrategie
Hat die Veröffentlichung von US-Geheimdokumenten Einfluss auf eine geplante Offensive? Olexij Danilow vom ukrainischen Sicherheitsrat widerspricht im Interview mit der ARD solchen Berichten. Er ist einer der wichtigsten sicherheitspolitischen Berater von Präsident Selenskyj.
Pentagon sieht in Dokumentenleak Sicherheitsrisiko
Die Veröffentlichung geheimer US-Dokumente im Internet stellt nach Angaben des Pentagons ein "sehr hohes" Sicherheitsrisiko dar. Die online zirkulierenden Unterlagen seien "ein sehr hohes Risiko für die nationale Sicherheit", sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums vor Journalisten. Nach US-Medieninformationen enthalten die Dokumente unter anderem Informationen zu Plänen der USA und der NATO zur Unterstützung einer ukrainischen Militäroffensive im Frühjahr gegen Russland.
Ukraine und Russland tauschen Gefangene aus
Die Ukraine und Russland haben erneut mehr als 200 Gefangene ausgetauscht. "Wir holen 100 unserer Leute zurück - Soldaten, Matrosen, Grenzer und Nationalgardisten", erklärte der Leiter des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak. Darunter seien auch Schwerverletzte.
Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass 106 russische Soldaten nach Moskau gebracht worden seien, auch zu medizinischer Behandlung.
Seit dem russischen Überfall auf das Nachbarland im Februar vergangenen Jahres sind mehr als 2000 Ukrainer aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt. Das Thema Gefangenenaustausch ist das einzige Feld, über das beide Kriegsparteien derzeit noch miteinander verhandeln. Regelmäßig werden Gefangene und Verletzte ausgetauscht. Alle anderen Gespräche über eine Lösung des Konflikts liegen auf Eis.
Russen wegen Protestaktion zu langer Haft verurteilt
Ein Gericht in Russland hat zwei Männer zu 19 Jahren Haft verurteilt, weil sie aus Protest gegen die Mobilmachung Molotowcocktails in ein Rathaus geworfen haben. Das ehemalige Mitglied der Nationalgarde und der ehemalige Rettungssanitäter wurden von einem Militärgericht in Jekaterinburg im Ural unter anderem wegen "terroristischer Handlungen" verurteilt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete.
Es handelt sich um die bisher höchste Strafe für einen solchen Angriff auf öffentliche Gebäude, die seit dem Beginn der Offensive gegen die Ukraine in Russland immer häufiger vorkommen.
Russland kontrolliert nach eigenen Angaben gut zwei Drittel von Bachmut
Russland kontrolliert nach Angaben des von Moskau eingesetzten Chef des besetzten ukrainischen Gebiets Donezk, Denis Puschilin, inzwischen mehr als 75 Prozent der seit Wochen heftig umkämpften Stadt Bachmut. Auf Telegram veröffentlichte Aufnahmen zeigen Puschilins Besuch in der kleinen Bergarbeiterstadt. Puschilin trägt dabei Kampfanzug, im Hintergrund sind Explosionen zu hören. Unabhängig verifiziert werden können diese Aufnahmen allerdings nicht.
Die Ukraine hatte Russland zuvor vorgeworfen, in Bachmut zu einer Taktik der verbrannten Erde übergangen zu sein. Der Gegner zerstöre Gebäude und Stellungen durch Luft- und Artillerieangriffe, sagt der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji. Die Verteidigung Bachmuts werde aber fortgesetzt. "Die Situation ist schwierig, aber kontrollierbar", so Syrskji.
Privatarmee Wagner wirbt Freiwillige
Die russische Privatarmee Wagner wirbt in einem offenen Brief Freiwillige für den Einsatz im Kriegsgebiet für einen Sold von 240.000 Rubel (rund 2700 Euro) monatlich. Versprochen werden außerdem Erfolgsprämien, teilte Wagner mit. Der Chef der Armee, Jewgeni Prigoschin, bestätigte, dass ein Schreiben seines "Rekrutierungsdienstes", auf dem auch Telefonnummern stehen, echt ist. Gesucht werden demnach Männer im Alter zwischen 21 und 60 Jahren für den Einsatz im Kriegsgebiet. Ein abgeschlossener Wehrdienst sei keine Voraussetzung, heißt es.
Wagner hatte zuletzt etwa im Kampf um Bachmut in der Ostukraine viele Kämpfer verloren, und ist deshalb dringend auf frisches Personal angewiesen. Prigoschin hatte unlängst auch erklärt, im ganzen Land Einberufungsstellen einzurichten. Der Grundsold bei Wagner liegt demnach deutlich über dem Angebot des russischen Verteidigungsministeriums, das mindestens 195.000 Rubel monatlich in Aussicht stellt.
Kreml: "Leaks sind interessant"
Der Kreml in Moskau verfolgt die Veröffentlichung der geheimen US-Dokumente unter anderem zum Krieg in der Ukraine mit Interesse. "Die Leaks sind einigermaßen interessant, alle studieren, analysieren und erörtern sie breit", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. US-Medien hatten zuvor über die Inhalte aus den in sozialen Netzwerken veröffentlichten Dokumenten berichtet. Dabei gibt es auch Informationen von US-Geheimdiensten zur ukrainischen Kriegsführung.
Auf die Frage zu einer möglichen Beteiligung russischer Stellen an der Veröffentlichung sagte der Kremlsprecher, dass er das nicht kommentieren könne. "Wir alle wissen doch, dass es hier wieder um diese Tendenz geht, Russland für alles, immer und überall zu beschuldigen und alles Russland anzuhängen", sagte Peskow. Diese Schuldzuweisung sei eine "verbreitete Krankheit", weshalb es da nichts zu kommentieren gebe.
ISW: Russland verfolgt ukrainische Kirchen in besetzten Gebieten
Russland geht seit Kriegsbeginn nach Einschätzung von Experten hart gegen ukrainische Religionsgemeinschaften vor. Besonders betroffen sei dabei die neue Orthodoxe Kirche der Ukraine, schreibt das US-Institut für Kriegsstudien (ISW). Ziel Russlands ist es demnach, die von Moskau unabhängige Kirche in den besetzten Gebieten auszulöschen. Dabei würden Kirchen enteignet und Priester willkürlich festgenommen. Gottesdienste in ukrainischer Sprache seien verboten.
Die Orthodoxe Kirche der Ukraine war erst 2018 mit staatlicher Unterstützung gegründet worden. Die russisch-orthodoxe Kirche betrachtet die Ukraine hingegen als ihr Einflussgebiet und die ukrainisch-orthodoxe Kirche als die einzig legitime. Letztere hatte sich jedoch nach der russischen Invasion im vergangenen Jahr ebenfalls von Moskau losgesagt.
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche beklagte wiederum selbst massive Repressionen durch die Regierung in Kiew. Die ukrainischen Staatsorgane gehen mit Razzien gegen die Kirche vor. Geistliche werden zum Kirchenwechsel aufgefordert oder aus Gotteshäusern vertrieben. Unter anderem sollen die Mönche der Kirche das zum UNESCO-Welterbe gehörende Höhlenkloster in der Hauptstadt Kiew verlassen.
CNN: Kiew verärgert wegen Geheimdokumenten
Die ukrainische Führung ist nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN verärgert wegen der veröffentlichten Geheimdokumente zum russischen Angriffskrieg. Das Land habe daher bereits einige seiner militärischen Pläne geändert, berichtete CNN unter Berufung auf das Umfeld des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Ein Dokument zeigt demnach, dass die USA auch Selenskyj ausspioniert hätten. Die Tatsache an sich sei keine Überraschung, aber ukrainische Beamte seien zutiefst frustriert über das Datenleck, schrieb CNN unter Berufung auf eine Selenskyj nahe stehende Person.
Nach Berichten zahlreicher US-Medien belegen die Dokumente, wie tief die Geheimdienste Washingtons auch ihre Verbündeten durchleuchten. Die "New York Times" etwa berichtete unter Berufung auf die Dokumente über Schwächen der ukrainischen Flugabwehr. Diese müsse verstärkt werden, um den russischen Angriffen standzuhalten.
Russland stärkt offenbar Luftabwehr in Grenzregionen zur Ukraine
Russland will offenbar die Streitkräfte seiner Luftabwehr neu aufstellen und verstärken. Das sei eine Reaktion auf den NATO-Beitritt Finnlands, teilte Andrej Demin, ein hochrangiger Befehlshaber der russischen Luftwaffe, mit. Es habe zuletzt durch ukrainische Angriffe eine Reihe von Herausforderungen für die Luftabwehr gegeben, sagte der Generalleutnant in einem Interview mit der Zeitung des russischen Verteidigungsministeriums "Roter Stern".
Russland habe deswegen mehr als 50 mobile Radarstationen und A-50-Frühwarnsysteme hinzugefügt, führte Demin aus. Es gebe zudem rund um die Uhr Kontrollflüge in Regionen unweit der Ukraine, die Russland seit mehr als einem Jahr angreift. Außerdem sei die Raketenabwehr verbessert worden. In ukrainischen Regionen, die unter russischer Kontrolle seien, seien Luftabwehreinheiten installiert worden. Russland habe außerdem die Produktion des Anti-Dronensystems RLK-MC ausgeweitet. Weitere Reformen seien geplant und würden umgesetzt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Lukaschenko: Belarus braucht Garantien
Der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko hat von Russland Garantien gefordert für den Fall, dass sein Land angegriffen wird. Russland solle Belarus verteidigen als sei es sein "eigenes Territorium", berichtete die belarusische staatliche Nachrichtenagentur BelTA. Zuvor hatte Lukaschenko in Minsk den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu empfangen.
Ukraine: 60 Angriffe abgewehrt
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Generalstabs in Kiew seit Ostersonntag rund 60 russische Angriffe abgewehrt und auch sechs Drohnen abgeschossen. Am aktivsten sei der Gegner im Raum Donezk im Osten, teilte der Generalstab in Kiew mit. Betroffen von massivem Artilleriebeschuss war zudem etwa die Stadt Cherson im Süden. Insgesamt wurden nach ukrainischen Angaben am Wochenende mindestens sieben Zivilisten durch russische Angriffe getötet.
Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt den Angaben zufolge weiter in der Stadt und im Raum Bachmut im Gebiet Donezk. Dort ist die Lage schwierig, aber unter Kontrolle, teilte der Kommandeur für die ukrainischen Streitkräfte im Osten, General Olexander Syrskyj, mit. Die ukrainischen Truppen würden der Offensive der Russen in Bachmut "heldenhaft" standhalten.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
London: Russland verstärkt Angriffe auf Marjinka
Die russische Armee hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste in den vergangenen sieben Tagen ihre Panzerangriffe auf die ostukrainische Stadt Marjinka in der Region Donezk ausgeweitet. Russland setze in der Region weiterhin viele Ressourcen für minimale Gewinne ein, hieß es im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Die Donezk-Region habe für Moskau weiterhin hohe Priorität.
Donezk ist die größte Stadt in der gleichnamigen Region, die von aus Moskau unterstützten Separatisten zur unabhängigen Volksrepublik erklärt wurde. Inzwischen hat Moskau das Gebiet völkerrechtswidrig annektiert. Die Stadt Marjinka, von der aus wichtige Verkehrswege verlaufen, sei bereits seit 2014 umkämpft und durch Raketenfeuer weitgehend zerstört, heißt es im Bericht der Briten.
Ukraine: Russland wendet Taktik der verbrannten Erde an
Die Ukraine wirft den russischen Truppen vor, in der umkämpften Stadt Bachmut im Osten des Landes zur Taktik der verbrannten Erde übergangen zu sein. Der Gegner zerstöre Gebäude und Stellungen durch Luft- und Artillerieangriffe, sagte der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji. Die Verteidigung Bachmuts werde fortgesetzt. "Die Situation ist schwierig, aber kontrollierbar." Die russischen Streitkräfte setzten Spezial- und Luftangriffseinheiten zur Unterstützung ein, weil die Wagner-Söldner erschöpft seien, sagt Syrskji.
Dunkelgrün: Vormarsch der russischen Armee. Schraffiert: Von Russland annektierte Gebiete.
Faeser pocht auf Einreiseverbot für russische Sportler
Innenministerin Nancy Faeser pocht auf ein Einreiseverbot für russische Sportler, sollten diese vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu Wettbewerben zugelassen werden. "Länder, in denen sportliche Großveranstaltungen stattfinden, sind nicht machtlos. Sie können über die Visaerteilung steuern, ob Russen tatsächlich teilnehmen können", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Wenn wir in Deutschland internationale Wettbewerbe ausrichten, dann können wir entsprechend handeln. Wir werden hier immer mit klarer Haltung agieren." Eine Öffnung internationaler Wettbewerbe für Sportler aus Russland wäre "ein Schlag ins Gesicht" der ukrainischen Athleten. "Dem Kriegstreiber Putin eine Propaganda-Bühne zu bieten, würde alle Werte des Sports verraten."
Erneute Luftangriffe auf Region Cherson
Russische Kampfflugzeuge haben nach ukrainischen Angaben zwei Gemeinden in der Region Cherson bombardiert. Entsprechende Angaben machte der Gouverneur der ukrainischen Region, Oleksandr Prokudin. Ob es bei den Angriffen Tote oder Verletzte gab, sagte er nicht. Am Wochenende waren in mehreren Gebieten des Landes Zivilisten bei Angriffen getötet worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Lehrerverband will mehr Hilfe bei Integration ukrainischer Schüler
Der Deutsche Lehrerverband fordert mehr Unterstützung für Schulen bei der Integration geflüchteter ukrainischer Kinder und Jugendlicher. "Die Politik droht das Projekt einer gelungenen Integration der Schüler aus der Ukraine in den deutschen Schulen an die Wand zu fahren", warnte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger in der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".
"Wir brauchen dringend zusätzliche Unterstützung für Schulen, die besonders viele geflüchtete Schüler aufgenommen haben - sonst droht die Integration zu scheitern." An vielen Schulen gebe es ein bewundernswertes Engagement für geflüchtete Kinder, sagte Meidinger. "Doch die große Mehrheit der Bundesländer lässt die Schulen bei der Bewältigung dieser Aufgaben weitgehend im Stich."
Nach Erhebungen der Kultusministerkonferenz werden in Deutschland infolge des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland aktuell etwa 205.000 Schüler aus der Ukraine unterrichtet. Insgesamt gibt es rund elf Millionen Schüler.
Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen
Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft, dass es in einem Jahr Frieden in der Ukraine gibt. Bei russischen Angriffen sind in Saporischschja mindestens zwei Menschen getötet worden. Die Entwicklungen vom Sonntag zum Krieg gegen die Ukraine zum Nachlesen.