Menschen gehen in einer nicht beleuchteten Fußgängerbrücke während eines teilweisen Stromausfalls in Kiew am 6. Juni 2024.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine kündigt Stromabschaltungen an ++

Stand: 23.06.2024 22:49 Uhr

Wegen russischer Angriffe auf die Energieversorgung sind in der Ukraine weitere Stromabschaltungen angekündigt worden. Nach ukrainischen Angaben wurde bei Angriffen auf die Stadt Charkiw ein Mensch getötet. Alle Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

23.06.2024 • 22:49 Uhr

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Angesichts des fortgesetzten Beschusses der Großstadt Charkiw hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vom Westen weiter reichende Waffen und die Erlaubnis zu Schlägen tief in russisches Gebiet hinein gefordert. "Die russische Luftwaffe muss vernichtet werden, da wo sie ist und mit allen nur möglichen Mitteln, die effektiv sind", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Kiew arbeite mit seinen westlichen Partnern an einer entsprechenden Entscheidung.

Selenskyj ging in seiner Rede auf die neuerlichen Luftangriffe der russischen Armee gegen die Großstadt Charkiw nahe der Grenze ein, die seinen Angaben nach einen Toten und zwölf Verletzte gefordert hat. Das jüngst von westlichen Staaten aufgehobene Verbot, mit den gelieferten Waffen grenznahes russisches Gebiet zu beschießen, habe bereits Resultate gebracht. Ein "Teil des russischen Terrorpotenzials" sei zerstört, allerdings nur ein Teil. Es sei nötig, die Ukrainer besser zu schützen.

Angesichts der russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur in der Ukraine hat der staatliche Energieversorger weitere Stromabschaltungen angekündigt. Es seien den ganzen Montag über "geplante Stromabschaltungen" vorgesehen, teilte Ukrenergo auf Telegram mit. Die Maßnahmen seien nötig, da der Energieverbrauch zu Beginn der Woche steige und das Stromnetz durch "die massiven russische Angriffe" geschwächt sei.

Die Ukraine muss seit Mai wegen der beschädigten Energieinfrastruktur vorübergehende Strombeschränkungen verhängen. Morgen seien die größten Einschränkungen zwischen 19.00 und 23.00 Uhr zu erwarten, kündigte Ukrenergo an.

Bis spätestens Ende Juni soll die erste Lieferung aus einer von Tschechien koordinierten Initiative für Munitionslieferungen an die Ukraine aus Drittländern erfolgen. Das sagte die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova in einer Diskussion im tschechischen TV-Sender CNN Prima News. Einen genaueren Termin und ob ein Teil der Munition bereits in der Ukraine sei, könne sie jedoch aus taktischen Gründen nicht sagen.

Ziel der tschechischen Initiative ist das Sammeln von Geld aus verbündeten Ländern, um gemeinsam bis zu 800.000 Artilleriegranaten für Kiew in Staaten außerhalb der EU zu kaufen. Wie die Ministerin in der TV-Sendung sagte, hat Tschechien inzwischen mit 18 Staaten Vereinbarungen zur Finanzierung der Munitionsinitiative unterzeichnet.

Nach dem Raketenangriff auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim ist die Zahl der Todesopfer nach russischen Angaben weiter gestiegen. Zuletzt sprach der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Schwarzmeerstadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Onlinekanal Telegram von fünf Toten, darunter Kinder. Die Opfer seien von herabfallenden Trümmerteilen erschlagen worden, als fünf Raketen über der Stadt Sewastopol abgeschossen worden seien.

Moskau wies Washington eine Mitverantwortung für den Angriff zu, da dieser mit ATACMS-Raketen aus US-Produktion ausgeführt worden sei. 

Mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr warnt EU-Kommissions-Vizepräsidentin Vera Jourova vor möglichen Manipulationsversuchen Russlands. "Wir leben in einer neuen Ära der feindlichen Beeinflussung", sagte die EU-Kommissarin für Transparenz und Werte und den Schutz der Demokratie der Süddeutschen Zeitung. "Ich fürchte, dass Voice of Europe die Blaupause für weitere Operationen ist - auch im Vorfeld der Bundestagswahl im kommenden Jahr. Dieses Schein-Medium ist wohl nur die Spitze des Eisbergs."

Bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw sind nach Angaben des Gouverneurs der gleichnamigen Region ein Mensch getötet und zehn weitere verletzt worden. Zwei der Verletzten seien minderjährig, teilte Charkiws Militärgouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram mit. Bei dem Toten soll es sich um einen 73-jährigen Mann handeln. Synjehubows Angaben zufolge gab es drei Einschläge in mehreren dicht besiedelten Stadtvierteln. Die Schäden seien gewaltig, mehrere Hochhäuser seien schwer beschädigt.

Charkiw ist eine der am schwersten vom russischen Dauerbeschuss getroffenen Städte in der Ukraine. Die nahe der Grenze gelegene Großstadt war erst am Vorabend Ziel eines schweren Bombenangriffs mit mehreren Toten und mehr als 50 Verletzten.

Bundeskanzler Olaf Scholz macht die Ukraine-Politik seiner Regierung für die schwachen Umfragewerte der Ampel-Parteien in Ostdeutschland mitverantwortlich. "Es ist schon so, dass es viele Bürgerinnen und Bürger gibt, die nicht einverstanden damit sind, dass wir die Ukraine unterstützen, die auch nicht einverstanden damit sind, dass wir Sanktionen gegen Russland verhängt haben", sagte der SPD-Politiker im ARD-Sommerinterview. Das schlage sich auch in den Wahlergebnissen nieder.

"Aber da gibt es aus meiner Sicht nicht die Alternative, dass wir das jetzt ändern." Russland habe die Ukraine angegriffen. Mit diesem klassischen Eroberungskrieg werde versucht, die Landkarte zu verändern. Die jahrzehntelange Verständigung darauf, Grenzen nicht mit Gewalt zu verschieben, sei von Russland aufgekündigt worden.

In der Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind bei einem Raketenangriff nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Die Zahl der Verletzten sei auf mehr als 100 angewachsen, teilte das russische Gesundheitsministerium laut der Nachrichtenagentur Interfax mit.

Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau hat die Ukraine fünf Raketen des Typs ATACMS abgefeuert. Vier davon seien abgefangen worden.

In der Hafenstadt Sewastopol auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind nach Angaben der von Russland installierten Verwaltung zwei Menschen bei einem ukrainischen Raketenangriff getötet worden. Unter den Toten sei ein zweijähriges Kind, teilte der Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf Telegram mit.

Sewastopol wird von der ukrainischen Armee regelmäßig ins Visier genommen. In der Hafenstadt befindet sich das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte. Die Krim ist ein wichtiger logistischer Knotenpunkt für die russische Armee.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben militärische Drohnen-Einrichtungen in Russland vernichtet. Satellitenaufnahmen hätten die Zerstörung von Lageranlagen, Trainingsgebäuden und Kontrollpunkten für Drohnen im Gebiet Krasnodar bestätigt, teilte die ukrainische Marine auf ihrem Telegramkanal mit. Die entsprechenden Bilder, die dies belegen sollen, wurden ebenfalls dort veröffentlicht. 

Demnach handelte es sich um einen ukrainischen Drohnenangriff in der Nacht zum Freitag, den das Militär gemeinsam mit dem Geheimdienst SBU gestartet hatte. Das russische Verteidigungsministerium hatte zu dem Zeitpunkt die Abwehr eines großangelegten Drohnenangriffs auf Gebiete in Südrussland gemeldet. Später bestätigte aber der Gouverneur von Krasnodar, Wanjamin Kondratjew, mehrere Einschläge. Durch die Trümmer abgeschossener Drohnen seien zivile Objekte wie eine Kesselanlage oder eine Ölraffinerie getroffen worden.

Nach Angaben aus Kiew wurden bei dem Angriff auch Ausbilder für den Drohnenkampf und deren Kadetten getötet. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

Im Großraum Kiew sind ukrainischen Angaben zufolge bei russischen Angriffen in der Nacht zwei Menschen verletzt worden. Sie seien durch herabfallende Trümmer verletzt worden, hätten zur Behandlung aber nicht in ein Krankenhaus gemusst, teilte der Leiter der staatlichen Verwaltung der Region, Ruslan Krawtschenko, auf Telegram mit. Zahlreiche Gebäude, darunter Wohnhäuser, seien beschädigt worden.

Russland habe drei Raketen abgeschossen, von denen zwei durch die Flugabwehr zerstört worden seien, schrieb der Kommandeur der ukrainischen Luftwaffe, Mykola Oleschtschuk, ebenfalls auf Telegram. Zur dritten Rakete äußerte er sich nicht.

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Ukrainische Drohnen haben nach Angaben russischer Beamter mehrere russische Regionen angegriffen. Mindestens 23 Drohnen seien über der westrussischen Region Brjansk, die an die Ukraine grenzt, zerstört worden, schrieb der Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, bei Telegram. Russische Flugabwehrsysteme hätten ebenfalls Drohnen über der Region Smolensk abgefangen, erklärte der Gouverneur der westrussischen Region, Wassili Anochin, ebenfalls bei Telegram.

Nach vorläufigen Angaben gebe es in beiden Regionen weder Opfer noch Zerstörungen, teilten die Gouverneure mit. Für die Region Lipezk, einige hundert Kilometer südlich von Moskau, wurde Luftalarm ausgerufen, schrieb der Gouverneur der Region.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland hat nach ukrainischen Angaben einen Luftangriff auf Kiew und die umliegende Region gestartet. Die Angriffe wurden durch den Einsatz von Flugabwehrsystemen abgewehrt, schrieben der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt und die Verwaltung der Region Kiew über Telegram.

Russische Flugabwehrsysteme haben laut Regierungsangaben zwölf ukrainische Drohnen abgeschossen. Deren Ziel sei die Region Brjansk gewesen. Das teilte Alexander Bogomas, der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden Region, über Telegram mit. Nach vorläufigen Informationen gebe es keine Opfer und keinen Schaden durch den Angriff, so Bogomas.

Ukraines Präsident Selenskyj zufolge starben nach einem russischen Angriff auf Charkiw mindestens drei Menschen. Der britische Premier Sunak kritisiert Äußerungen des Brexit-Politikers Farage zu Russland.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Juni 2024 um 10:00 Uhr.