80 Mal "Igitt" Ekel-Essen im Museum
Nase zu, Mund am besten auch, ansonsten Augen auf und durch: In Malmö kann man im "Disgusting Food Museum" 80 gewöhnungsbedürftige Gerichte bestaunen. Eine sinnliche Erfahrung der anderen Art.
Es gibt Dosen, die sollte man besser nicht öffnen. Zum Beispiel eine kleine gelbe mit dem Aufdruck "Sürströmming". Selbst für hartgesottene Schweden eine echte Herausforderung: In Salzlake gefaulter Ostseehering. Er stinkt bestialisch und soll kaum besser schmecken.
Inzwischen ist Sürströmming meist ein ziemlich übler Partygag und neuerdings eines von 80 Ausstellungsstücken im "Disgusting Food Museum", dem Museum des ekelhaften Essens in Malmö. Die neueste Idee von Samuel West, der in seinem ersten Projekt mit dem "Museum des Scheiterns" in Helsingborg gefloppten Industrieprodukten ein Denkmal gesetzt hat.
Jetzt also Ekelessen. Warum? "Weil es spannend ist", so West. "Ekel ist eines der sechs grundlegenden Gefühle des Menschen. Es hilft uns, gefährliche Dinge nicht zu essen. Sachen, die vergiftet oder vergammelt sind."
Saumagen ist nicht dabei
Aber angucken geht und dran riechen auch - jedenfalls an den meisten Exponaten. Einige gibt es nur auf Video, andere sind sogar zum Probieren da. Man muss dafür also nicht länger ins Dschungelcamp. Das Museum - passenderweise in einem ehemaligen Schlachthof - biete auch Nicht-Ex-Promis diesen "Igitt"-Moment, sagt West. Und noch etwas mehr: "Ich möchte, dass die Leute hier fasziniert sind von ekelhaften Essen aus für sie exotischen Kulturen. Aber sie sehen auch Vertrautes, das sie mögen, und dann fragen sie sich, 'warum wird das hier ausgestellt?'"
Nein, Saumagen ist nicht dabei. Aber die schottische "Spezialität" Haggis - Schafsmagen, der mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett, Zwiebeln und Hafermehl gefüllt ist, Australiens "Vegemite", Sauerkrautsaft oder fermentierter isländischer Grönlandhai, der auch von Japaner geschätzt wird. Und dann die Klassiker: Ein Stierpenis, eine gekochte Fledermaus, die übelst stinkende Durian-Frucht.
Letztere zählt für Museumsleiter Andreas Ahrens übrigens zu den echten Herausforderungen. Denn "richtiges Essen in einem Museum kann problematisch sein, man muss es dauernd erneuern, damit es nicht gammelt." Auch wenn es schon halb verrottet ist? Interessant!
Ebenso wie die Tatsache, dass das Museum besonders Mutigen maximal in Sechsergruppen Probierevents anbietet, die sie "nie wieder vergessen können". Die Ausstellung läuft übrigens nur bis zum 27. Januar und ist mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet umgerechnet etwa 18 Euro. Die praktische Eintrittskarte ist gleichzeitig eine Spucktüte.