Konjunkturförderung ausgelaufen Rabattschlacht nach der Abwrackprämie?
Fünf Milliarden Euro Abwrackprämie haben den Autoabsatz in Deutschland seit Jahresbeginn um fast 27 Prozent gesteigert. Doch seit heute werden keine Anträge von Autokäufern mehr akzeptiert, weil das Geld aufgebraucht ist. Auf die Kunden warten laut einer Studie aber nun umso höhere Rabatte.
Die staatliche Abwrackprämie für Altautos ist aufgebraucht. Fünf Milliarden Euro, die die Bundesregierung im Rahmen der Konjunkturförderung seit Jahresanfang bereitgestellt hatte, sind an die Käufer von Neu- und Jahreswagen geflossen oder für sie reserviert worden. Das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) teilte mit, dass seit dem Vormittag keine Anträge mehr angenommen werden.
Allerdings richtet die Behörde eine Warteliste für weitere 15.000 Autokäufer ein. Sie könnten doch noch von der Prämie in Höhe von 2500 Euro profitieren, wenn die BAFA bisher gestellte Anträge ablehnen sollte. Ab Donnerstag 9:00 Uhr können Interessenten sich auf der Internetseite der Behörde für die Warteliste registrieren. Bislang wurden rund ein Prozent aller bearbeiteten Anträge abgelehnt, weil Voraussetzungen für die Zahlung der Prämie nicht erfüllt worden waren.
"Stütze der Konjunktur"
BAFA-Präsident Arnold Wallraff wertete die Abwrackprämie als "effektvolle Stütze zur Stabilisierung der deutschen Konjunktur". Sie zähle zu den wirksamsten Maßnahmen des Konjunkturpakets II. Auch der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Robert Rademacher, zog eine positive Bilanz. "Für die Kfz-Branche war diese Förderungsmaßnahme das beste, was man sich nur vorstellen konnte", sagte er dem MDR.
Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier wertete die Abwrackprämie als Erfolg. Mit ihrer Hilfe seien rund 200.000 Arbeitsplätze in Deutschland gehalten worden, sagte er in Berlin. Steinmeier bekräftigte aber ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Prämie nicht verlängert werde.
Experten befürchten, dass vorgezogene Autokäufe infolge der Abwrackprämie im kommenden Jahr zu einem Absturz der Absatzzahlen führen. Von bis zu einer Million weniger verkauften Autos ist die Rede. Dadurch sind auch viele Arbeitsplätze gefährdet. "Wir können im Handel bis zu 6500 Betriebe verlieren", sagte Wolfgang Meinig vom Forschungsinstitut Automobilwirtschaft im ARD-Morgenmagazin. Das wären rund 90.000 Arbeitsplätze.
Fast zwei Millionen Autos landeten wegen der Abwrackprämie auf dem Schrottplatz.
Hohe Absatzzahlen dank Abwrackprämie
Dank der Abwrackprämie verzeichneten die Autohersteller aber trotz Wirtschaftskrise seit Jahresbeginn hohe Verkaufszahlen. Nach Angaben des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) wurden zwischen Januar und August 2.675.000 Pkw neu zugelassen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das ein Zuwachs um 26,8 Prozent. In Ostdeutschland lag die Steigerungsrate sogar bei 53 Prozent.
Allein im August setzten die Hersteller in Deutschland 275.000 Autos ab und damit 28 Prozent mehr als im August 2008. "Die Mehrzahl der Käufer, die die Umweltprämie beantragt haben, hätten sich ohne die Förderung nicht für einen Neuwagen entschieden", sagte VDIK-Präsident Volker Lange. Nach BAFA-Angaben profitierten deutsche Hersteller am stärksten von der Prämie. Die Behörde veröffentliche Mitte August Zahlen, nach denen 17,7 Prozent der Anträge auf VW-Fahrzeuge entfielen und elf Prozent auf Opel.
Rabattschlacht erwartet
Auch nach Auslaufen der Abwrackprämie ist laut einer Studie mit günstigen Konditionen beim Autokauf zu rechnen. Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisberg-Essen, erwartet eine regelrechte Rabattflut. Eine von ihm vorgelegte neue Studie zeigt, dass die Rabatte beim Autokauf "ausgesprochen hoch" bleiben dürften.
"Der Abwrackspuk hat im deutschen Automarkt die Preisstruktur nachhaltig geschädigt", kritisierte Dudenhöffer. Es werde sehr schwer werden, "dem deutschen Autokäufer zu sagen, dass ein neuer Golf 'nur' mit 30 Prozent Rabatt oder gar 20 Prozent Rabatt gekauft werden kann". Im August sind laut der Studie 68 Modelle mit Rabatten zwischen 30 und 40 Prozent einschließlich Abwrackprämie angeboten worden. "Darunter etwa der neue VW Golf, der neue Ford Fiesta und Ford Ka, der Smart ForTwo - also keineswegs Auslauf-Modelle, sondern neue Modelle deutscher Autobauer." 112 Modelle seien mit Rabatten zwischen 20 und 30 Prozent angeboten worden.