Aktie springt nach oben Adler einigt sich mit Anleihegläubigern
Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group bekommt von seinen Gläubigern mehr Zeit für die Bedienung der Milliardenschulden und frisches Kapital - allerdings zu härteren Bedingungen. Die Aktie reagierte prompt.
Die hochverschuldete Adler Group einigt sich mit einer Gruppe von Anleihegläubigern und verschafft sich finanziell dadurch etwas Luft. Zu der Gruppe der Investoren gehören unter anderem Blackrock und Pimco. Sie ist bereit, die 2024 fälligen Anleihen gegen eine Erhöhung des Zinssatzes um ein Jahr zu verlängern und die Zinsen bis zum Ende der Laufzeit aufzuschieben.
Zudem stellen sie frisches, aber hochverzinstes Fremdkapital über 937,5 Millionen Euro zur Verfügung, mit dem die Adler Group unter anderem Kredite der deutschen Tochter Adler Real Estate ablösen kann, wie die Unternehmen mitteilten.
Der Immobilienkonzern hat Anleihen über 3,2 Milliarden Euro im Markt. Einschließlich Wandelanleihen und Bankkrediten ist Adler mit 6,9 Milliarden Euro verschuldet.
"Befreiungsschlag" für Adler
Verwaltungsratschef Stefan Kirsten sprach am Wochenende von einem "Befreiungsschlag". "Mit der Einigung ist die Adler Group stabilisiert und ihre Finanzierung zumindest bis Mitte 2025 gesichert", sagte Kirsten in einer Telefonkonferenz. Die Lage wäre sonst existenzbedrohend geworden. Als "Plan B" habe Adler ein Insolvenzverfahren erwogen.
Allerdings braucht das Unternehmen die Zustimmung von insgesamt 75 Prozent der Anleihegläubiger, bei der vorläufigen Einigung sind erst 45 Prozent im Boot. Sie soll bis spätestens März vorliegen. "Wir stehen nicht mehr mit dem Rücken an der Wand, so dass uns jeder bei jedem Deal erpressen kann", sagte Kirsten. Adler müsse damit nicht mehr fürchten, Vermögenswerte weit unter ihrem Wert verkaufen zu müssen.
Ein Chefsanierer wird unterstützen
Die Einigung mit den Gläubigern ist teuer: Für die neue, bis Mitte 2025 laufende Fremdfinanzierung muss die Adler Group 12,5 Prozent Zinsen zahlen, die Verzinsung für die laufenden Anleihen wird um 2,75 Prozentpunkte erhöht. Zudem ist das Darlehen den Angaben zufolge mit einem Eigenkapitalinstrument verbunden, welches die Inhaber zum Bezug von 25 Prozent der Aktien der Gesellschaft zum Ausübungspreis von null Euro berechtigt.
Falls das Bezugsrecht innerhalb von sechs Jahren nach Ziehung der Mittel unter der Fremdfinanzierung nicht durch Lieferung von Aktien der Gesellschaft bedient wurde, erfolge ein Ausgleich in bar. Ein Insolvenzverfahren wäre laut Kirsten deutlich teurer gewesen. Nun soll in Abstimmung mit den Gläubigern ein Chefsanierer, ein sogenannter Chief Restructuring Officer (CRO) in die Führungsetage von Adler einziehen.
Um den finanziellen Stabilisierungsprozess zu unterstützen, soll zudem der Verwaltungsrat um ein zusätzliches, nicht geschäftsführendes Mitglied mit umfassender Kapitalmarkterfahrung erweitert werden. Die Kandidaten für beide Positionen sollen mit den Anleihegläubigern abgestimmt werden.
Im Visier der BaFin
Adler war in das Visier der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geraten, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober 2021 erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring gekommen war. Sein Researchdienst Viceroy hatte schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Adler hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Ende April hatte Adler Group trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 bekannt geben müssen - dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Zudem hatten fast alle Mitglieder des Verwaltungsrats ihren Rücktritt erklärt. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer für Adler Group zur Verfügung.
Darüber hinaus hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) jüngst bei ihrer Bilanzkontrolle des Konzernabschlusses 2019 drei weitere Rechnungsfehler festgestellt. Die Behörde wirft dem Unternehmen die unzulässige Konsolidierung des damaligen Tochterunternehmens ADO Properties vor.
Freudige Reaktion an der Börse
Die Aktie der Adler Group legte deshalb heute zeitweise fast 65 Prozent zu und liegt aktuell noch über 50 Prozent im Plus bei rund 2,8 Euro. Das Rekordtief von Mitte Oktober liegt bei 1,253 Euro. Der aktuelle Preis ist gleichwohl nur ein Bruchteil des früheren Börsenwerts des Unternehmens. Gemessen am Rekordhoch von fast 49 Euro aus dem Sommer 2018 beläuft sich der Verlust auf mehr als 95 Prozent.