Homeoffice-Trend und Konjunkturflaute Neuvermietungen von Büros brechen ein
In Deutschland sind die Büro-Neuvermietungen im ersten Halbjahr um 40 Prozent abgesackt. Gründe sind das verstärkte Arbeiten von zuhause aus und die wirtschaftliche Lage. Für viele Städte wirft das Fragen auf.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt sind noch immer spürbar und verändern auch das Stadtbild. Laut den regelmäßigen Umfragen des Münchner ifo-Instituts arbeitet in Deutschland auch nach dem Ende der Pandemie ein gutes Viertel der Beschäftigten von zu Hause aus.
In einigen internationalen Metropolen ist der Anteil der Heimarbeiter sogar noch höher, wie das McKinsey Global Institute berichtet. Die Folge: Viele Firmen verkleinern ihre Büros.
Schreibtische werden geteilt
Deutschlandweit sind die Büro-Neuvermietungen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent eingebrochen, wie der Immobilienberater Jones Lang LaSalle (JLL) berichtet. Die Entwicklung sei zum Teil auf das verstärkte Arbeiten im Homeoffice und zum Teil auf die Konjunkturflaute zurückzuführen.
Ungenutzte Büroräume sind teuer - in wirtschaftlich unsicheren Zeiten entscheiden sich viele Firmen für die Verkleinerung. Einige Unternehmen nutzen freie Büros für Gemeinschaftsflächen, um an Präsenztagen eine verstärkte persönliche Interaktion zu ermöglichen, sagt Simon Krause, Homeoffice-Fachmann des ifo-Instituts.
Andere reduzierten ihren Flächenbedarf etwa durch "Desk-Sharing". Dabei teilen sich mehrere Mitarbeiter einen Schreibtisch. "Dieser Effekt schlägt auf den Büromarkt durch. Das passiert aber nicht sofort, sondern mit Verzögerung, weil viele Firmen langfristige Mietverträge haben", so Krause.
Folgen für Immobilienmarkt und Städte
Dieser Trend könne Folgen für den Immobilienmarkt haben, der wegen gestiegener Zinsen und Baukosten ohnehin unter Druck stehe. Außerdem treffe der Rückgang der Büronutzung die Innenstädte besonders stark. "Dort gibt es überdurchschnittlich viele Büros, und die Geschäfte dort leiden wegen Homeoffice zudem unter niedrigeren Einzelhandelsumsätzen", sagte der ifo-Experte.
Die Entwicklung solle deshalb auch Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern zu denken geben. "Die Kommunen müssen darüber nachdenken, wie sie die Innenstädte weiterentwickeln können, um eine attraktive Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit anzubieten", so der Forscher.