Folgen der Tarifabschlüsse Kräftiges Lohnplus für Beschäftigte in diesem Jahr
In diesem Jahr dürften die Tariflöhne im Schnitt um 5,6 Prozent zulegen, so das WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung. Das sei der mit Abstand höchste Reallohnzuwachs seit mehr als einem Jahrzehnt.
Nach drei Jahren Kaufkraftverlust winkt den Tarifbeschäftigten in Deutschland in diesem Jahr ein kräftiges Lohnplus. Im Schnitt dürften die Tariflöhne im laufenden Jahr um 5,6 Prozent zulegen, wie das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf berichtet.
Weil die Verbraucherpreise im ersten Halbjahr nur um durchschnittlich 2,4 Prozent gestiegen sind, ergebe sich ein deutlicher Reallohnzuwachs von 3,1 Prozent. Das sei der mit Abstand höchste Reallohnzuwachs bei den Tariflöhnen seit über einem Jahrzehnt.
Grundlage der Berechnungen sind die Tarifabschlüsse des ersten Halbjahres sowie aus dem vergangenen Jahr, deren Erhöhungen im laufenden Jahr wirksam werden.
"Kaufkraftverluste erst zur Hälfte kompensiert"
Dem starken Reallohnzuwachs gingen allerdings auch drei Jahre mit Reallohnverlusten voraus. Diese Kaufkraftverluste seien mit dem Anstieg erst rund zur Hälfte kompensiert, erklärte der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Thorsten Schulten.
"Insgesamt liegt das preisbereinigte Niveau der Tariflöhne jedoch immer noch deutlich unter dem Spitzenwert des Jahres 2020", sagte Schulten. Damit bestehe auch bei künftigen Tarifverhandlungen noch ein erheblicher Nachholbedarf.
2025 wohl deutlich geringere Steigerung
Die Neuabschlüsse in diesem Jahr waren mit Tariflohnsteigerungen von durchschnittlich 7,6 Prozent besonders hoch. Das liege vor allem daran, dass es zu diesen Abschlüssen in großen Tarifbranchen wie dem Bauhauptgewerbe, dem Einzelhandel und dem Groß- und Außenhandel kam, deren vorherige Tariferhöhungen bereits mehrere Jahre zurückgelegen hatten, so das WSI.
Eine wichtige Rolle spielen im laufenden Jahr sogenannte Inflationsausgleichsprämien, die vom Staat steuer- und abgabenfrei gestellt wurden. Da diese Zahlungen sich nicht wiederholen werden, wirken sie als sogenannter Basiseffekt automatisch dämpfend auf die Lohnentwicklung im Jahr 2025. Für das kommende Jahr rechnet Schulten daher mit deutlich geringeren Reallohnsteigerungen.