Umstrittener Unkrautvernichter Bayer muss wegen Glyphosat weniger zahlen
Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer muss im Glyphosat-Rechtsstreit deutlich weniger zahlen. Ein US-Gericht reduzierte den Schadensersatz von 2,25 Milliarden auf 400 Millionen Dollar. Noch sind aber mehr als 50.000 Fälle offen.
Der Leverkusener Konzern Bayer muss in einem Rechtsstreit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup deutlich weniger zahlen als erwartet. Eine Richterin im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Strafzahlung in einem Glyphosat-Prozess gegen Bayer von 2,25 Milliarden auf 400 Millionen Dollar zusammengestrichen.
In ihrer Entscheidung gab Richterin Susan Schulman einigen Einsprüchen von Bayer statt und reduzierte den Schadensersatz auf 50 Millionen Dollar und den Strafschadenersatz auf 350 Millionen Dollar.
Bayer kündigte dennoch an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. "Obwohl das Gericht die verfassungswidrig überhöhte Schadensersatzsumme reduziert hat, sind wir mit dem Haftungsurteil weiterhin nicht einverstanden", sagte ein Unternehmenssprecher. Das Verfahren sei von gravierenden Fehlern geprägt gewesen. Diese könnten und müssten korrigiert werden.
Geschworenengericht hatte für Kläger entschieden
Ein Geschworenengericht in Pennsylvania hatte im Sinne des Klägers John McKivison entschieden, dass dessen Non-Hodgkin-Lymphom auf den jahrelangen Einsatz des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup bei der Gartenarbeit zurückzuführen sei und Bayer zu einer Schadensersatzzahlung von 250 Millionen Dollar und einer Strafzahlung von zwei Milliarden Dollar verurteilt.
Roundup ist eines der am häufigsten verwendeten Unkrautvernichtungsmittel in den USA. Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Seitdem sieht sich der deutsche Konzern mit Rechtsstreitigkeiten darüber konfrontiert, ob Roundup Krebs verursacht.
Bayer erklärte, jahrzehntelange Studien hätten gezeigt, dass Roundup und sein Wirkstoff Glyphosat sicher seien. Behörden weltweit stufen das Mittel als nicht krebserregend ein. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation hingegen bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend".
Noch mehr als 50.000 Fälle offen
Im selben Jahr der Übernahme folgte dann ein erstes Urteil gegen das DAX-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. Im Jahr 2020 einigte sich Bayer auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 9,6 Milliarden Dollar für die meisten der damals anhängigen Roundup-Fälle, konnte aber keine Einigung für zukünftige Fälle erzielen.
Ein guter Teil der Klagen ist abgearbeitet, gleichwohl bleiben Risiken: Ende Januar waren noch rund 54.000 von circa 165.000 Fällen offen. Die Glyphosat-Klagewelle hat Bayer schon 13 Milliarden Euro gekostet. Die Rückstellungen beliefen sich Ende 2023 auf 6,3 Milliarden Dollar.