Moody's senkt Ausblick auf "negativ" Deutschland muss um Top-Bonität fürchten
In der Schuldenkrise gilt Deutschland bislang als sicherer Hafen. Doch angesichts der Entwicklung in der Eurozone muss auch die Bundesrepublik um ihre Kreditwürdigkeit fürchten. Die Ratingagentur Moody's senkte den Ausblick für Deutschland auf "negativ", bestätigte aber vorerst die Top-Bonitätsnote "Aaa".
Angesichts der anhaltenden Schuldenkrise in der Eurozone droht auch Deutschland eine Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit. Die Ratingagentur Moody's senkte den Ausblick für die Bundesrepublik von "stabil" auf "negativ". Damit droht Deutschland mittelfristig der Entzug des bisherigen Spitzenratings. Denn ein negativer Ausblick ist ein möglicher Zwischenschritt auf dem Weg zu einer eventuellen Herabstufung der Bonität. Vorerst bestätigte Moody's aber die Top-Note "Aaa".
Die Ratingagentur begründete die negative Einschätzung zur weiteren Entwicklung der deutschen Kreditwürdigkeit mit der Schuldenkrise und dem "Ausmaß der Ungewissheit über den Ausblick für den Euro-Raum". Die möglichen Auswirkungen plausibler Szenarien über Mitgliedstaaten rechtfertigten keinen stabilen Ausblick mehr.
Warnung vor griechischem Euro-Austritt
Unter anderem wertete Moody's einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone als "eine materielle Bedrohung für den Euro". Trotz einer starken Reaktion der Euro-Staaten werde in diesem Fall eine "Kettenreaktion von Schocks im Finanzsektor und ein Liquiditätsdruck auf Staaten und Banken" in Gang kommen, die von der Politik nur zu einem sehr hohen Preis eingedämmt werden könnten. Zudem reagierten die EU-Staaten nur auf die Krise, was zu keinem stabilen Ergebnis führen werde.
Das Risiko werde von der Schuldenlast Spaniens und Italien und deren immer teurer werdenden Finanzierung erhöht. In Deutschland sei zudem der Bankensektor anfällig, sollte sich die Schuldenkrise in Europa verschärfen, schrieb Moody's. Die deutschen Banken seien geschäftlich besonders mit Spanien und Italien verbunden.
Finanzministerium sieht Deutschland als sicheren Hafen
Das Bundesfinanzministerium reagierte umgehend auf die Entscheidung der Ratingagentur. Es verwies darauf, dass Moody's das höchste Rating für die Bundesrepublik bestätigt habe.
"Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Deutschland sind solide", erklärte das Ministerium. Deutschland erwarte ab 2014 einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Die Kapitalisierung des Bankensektors habe sich deutlich verbessert. "Auch an den internationalen Finanzmärkten ist das Vertrauen in Deutschland hoch; dies spiegelt sich in den niedrigen Refinanzierungskosten deutscher Anleihen wider." Die Bundesrepublik werde ihren Status als sicherer Hafen wahren und die Ankerrolle in der Eurozone weiter verantwortungsvoll ausüben.
Bei der Senkung des Ausblicks stellte Moody's nach Ansicht des Bundesfinanzministeriums vor allem die kurzfristigen Risiken in den Vordergrund. Längerfristige Stabilisierungsaussichten blieben aber unerwähnt. "Die Eurozone habe eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, die zu einer nachhaltigen Stabilisierung der Eurozone führen werden", betonte das Ministerium. Die von der Ratingagentur in ihrer Begründung genannten Risiken in der Eurozone seien nicht neu.
Auch Niederlande und Luxemburg betroffen
Die Entscheidung von Moody's betrifft auch andere Staaten der Eurozone. Auch für die Niederlande und Luxemburg wurde zwar die bestmögliche Bonitätsnote "Aaa" vorerst bestätigt, der Ausblick für beide Staaten wurde aber wie bei Deutschland auf "negativ" gesenkt. Moody's zufolge ist die Gefahr deutlich gestiegen, dass angeschlagene Euro-Länder wie Spanien und Italien mehr Unterstützung benötigen. Dies würde die Euro-Staaten mit den besten Bonitätsnoten stark belasten.
Moody's hatte bereits im Februar den Ausblick für Österreich und Frankreich auf negativ gesetzt. Noch haben beide Länder aber ihre Spitzenbewertung "Aaa".
Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker erklärte, man halte am Plan einer Stabilisierung der gesamten Eurozone fest. "Wir bekräftigen erneut unser starkes Bekenntnis, die Stabilität der Eurozone als Ganzes sicherzustellen", erklärte der luxemburgische Premierminister. Deutschland, die Niederlande und Luxemburg hätten "einwandfreie Grundlagen".