BP und Saudi Aramco Weitere Ölkonzerne mit Milliardengewinn
Wegen der hohen Energiepreise haben die Ölkonzerne BP und Saudi Aramco Milliardengewinne vorgelegt. Die Ergebnisse reihen sich in die Erfolgsbilanzen der Konkurrenz ein und rufen erneut die Politik auf den Plan.
Angesichts der hohen Öl- und Gaspreise haben nach Shell, ExxonMobil & Co. auch BP und Saudi Aramco im dritten Quartal wieder Milliardengewinne erzielt und damit erneut die Diskussion um Sondersteuern angefacht. So konnte die britische BP in den Monaten Juli bis September ihren Quartalsgewinn mehr als verdoppeln. Das bereinigte Nettoergebnis stieg auf 8,15 Milliarden US-Dollar (8,22 Milliarden Euro), wie BP heute mitteilte.
BP schraubt Aktienrückkauf in die Höhe
Das Ergebnis von BP fiel deutlich höher aus, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Bereits im zweiten Quartal hatten die Briten im Vergleich zum Vorjahr eine Verdreifachung des Gewinns und das beste Ergebnis seit 14 Jahren erwirtschaftet. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch einen bereinigten Gewinn von lediglich 3,3 Milliarden Dollar ausgewiesen. Die gestiegenen Gaspreise und "ein außergewöhnliches Gasmarketing- und Handelsergebnis" hätten für den massiven Anstieg des Nettogewinns gesorgt, hieß es von BP.
Der Vorstand kündigte zudem an, die Quartalsdividende um zehn Prozent anzuheben und das Aktienrückkaufprogramm um 2,5 Milliarden Dollar auszuweiten. Damit summiert sich der Aktienrückkauf für das laufende Jahr auf insgesamt 8,5 Milliarden Dollar. Das entspricht im bisherigen Jahresverlauf 60 Prozent des überschüssigen Barmittelzuflusses von BP.
Das Ergebnis je Aktie des Öl- und Gaskonzerns sei stark gewesen, schrieb JPMorgan-Analyst Christyan Malek in einer ersten Reaktion. Allerdings sei zu bedenken, dass es von Handels- und Einmaleffekten in der Gas- & Low Carbon-Sparte geprägt sei. Außerdem seien die neu angekündigten Aktienrückkäufe in Summe geringer als jene aus den vorangegangenen Quartalen. Die Euphorie der Anleger dürfte sich daher an diesem Handelstag in Grenzen halten.
Nettoergebnis von Saudi Aramco schnellt nach oben
Beim staatlichen saudi-arabischen Ölproduzenten Aramco schnellte das Nettoergebnis um 39 Prozent auf 42,4 Milliarden Dollar nach oben. Die sprudelnden Gewinne sorgen bei Aramco für einen rasanten Anstieg des Cashflow auf 45 Milliarden Dollar nach 28,7 Milliarden im Vorjahr.
Aramcos starke Gewinne und der rekordverdächtige freie Cashflow im dritten Quartal untermauerten die Fähigkeit des Konzerns, erheblichen Wert zu schaffen, sagte Konzern-Chef Amin Nasser. Ein Teil soll an die Anteilseigner gehen. Der Konzern kündigte für das Quartal eine Ausschüttung von 18,8 Milliarden Dollar an.
Der Konzern rechne langfristig mit einer wachsenden Ölnachfrage in diesem Jahrzehnt, so Nasser. Denn die Welt brauche "mehr bezahlbare und verlässliche Energie". Es war der zweithöchste Quartalsgewinn in der Geschichte des überwiegend staatseigenen Unternehmens. Der Rekord wurde im Quartal davor mit 48,4 Milliarden Dollar aufgestellt.
Unternehmen reihen sich in die starken Zahlen der Konkurrenz ein
Die führenden westlichen Öl- und Gaskonzerne profitieren von explodierenden Energiepreisen im Zuge des Ukraine-Krieges. Allein im zweiten Quartal kamen sie zusammen auf eine Gewinnsumme von 59 Milliarden Dollar. Diese Entwicklung setzte sich von Juli bis September fort: In den vergangenen Tagen hatten auch die BP- und Saudi Aramco-Rivalen wie Shell, ExxonMobil und TotalEnergies von Rekordgewinnen berichtet.
Nach dem russischen Angriff waren die Öl- und Gaspreise in die Höhe geschossen. In der Spitze kostete ein Fass der Nordseesorte Brent knapp 140 US-Dollar - der höchste Stand seit 2008. Wegen der Sorgen vor einer globalen Rezession und damit einer sinkenden Nachfrage waren sie zwar zuletzt gesunken - gestern kostete ein Barrel Brent rund 95 Dollar. Doch das Niveau bleibt extrem hoch. Zum Vergleich: Anfang 2022 lag der Preis noch bei unter 80 Dollar.
Übergewinnsteuer bleibt Thema
Die starken Ergebnisse der Energiekonzerne sorgen allerdings für Unmut bei Verbrauchern und Politik, die mit den wirtschaftlichen Schäden durch die steigende Inflation und höhere Zinssätze kämpfen. Die jüngsten Gewinne entfachten die Diskussion über Sondersteuern für Unternehmen, die von der Energiekrise profitieren, neu.
US-Präsident Joe Biden forderte gestern die Öl- und Gasunternehmen auf, einen Teil ihrer Rekordgewinne in die Senkung der Kosten für amerikanische Familien zu investieren. Wenn sie sich weigerten, solle der Kongress in Erwägung ziehen, den Unternehmen Strafsteuern und andere Restriktionen aufzuerlegen, sagte Biden. Außerdem sollten die Konzerne ihre Produktion steigern.
Mehrere Länder in Europa haben eine solche Sonderabgabe bereits eingeführt - wie etwa Großbritannien. Das in London ansässige Unternehmen BP wurde durch die zusätzlichen Steuern in seinem Heimatland schon getroffen. BP-Finanzvorstand Murray Auchincloss erklärte gegenüber Reuters, der Konzern erwarte in diesem Jahr rund 2,5 Milliarden Dollar an Steuern für sein Geschäft in der britischen Nordsee. 800 Millionen Dollar davon seien Steuern für sogenannte Zufallsgewinne. Ende September hatten die EU-Mitgliedsstaaten eine Abschöpfung der Übergewinne der Stromproduzenten und auch der Ölkonzerne beschlossen.