Tarifverhandlungen bei der Bahn EVG will vorerst doch nicht streiken
Im Tarifstreit mit der EVG hatte die Deutsche Bahn zuletzt weitere Verhandlungen abgelehnt. Die Gewerkschaft drohte erneut mit Warnstreiks. Jetzt soll es wieder Gespräche geben - und davor seien keine Streiks zu befürchten.
Nach dem drohenden Warnstreik bei der Bahn stehen die Zeichen nun wieder auf Verhandlungen. Die Vertreter der Deutschen Bahn und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG wollen in den kommenden Tagen im kleinen Kreis zusammenkommen und mögliche Lösungswege im Tarifkonflikt ausloten. Warnstreiks soll es vor dem geplanten Treffen nicht geben. Die Vorbereitungen für einen eventuellen Arbeitskampf "laufen aber weiter", hieß es.
Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll das Treffen am kommenden Montag stattfinden, Streiks für die gesamte kommende Woche seien nicht geplant. Die EVG wolle Rücksicht auf den anstehenden Evangelischen Kirchentag vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg, den Feiertag Fronleichnam am 11. Juni sowie das Ende der Pfingstferien in einigen Bundesländern nehmen.
Die EVG hatte am Mittwoch weitere Warnstreiks angekündigt, ohne zunächst ein Datum zu nennen. Als frühesten möglichen Termin hatte sie den kommenden Montag genannt.
Bahn hatte weitere Verhandlungen zuvor abgelehnt
Am Donnerstag schickte die Gewerkschaft dann nach eigenen Angaben eine kurzfristige Einladung zu Gesprächen an die Verhandlungsführer der Bahn. "Wir sehen durchaus Möglichkeiten, eine Basis für konstruktive Verhandlungen zu finden. Darüber wollen wir in Ruhe reden", hieß es in einer EVG-Mitteilung. Die Bahn nahm das Gesprächsangebot noch am Abend an. "Wir erhoffen uns von diesem Gespräch, dass die EVG mögliche Kompromisse ihrerseits aufzeigt, die dann endlich zu einem Tarifabschluss führen", sagte eine Sprecherin.
Die Bahn hatte weitere Verhandlungen und die Vorlage eines neuen Angebots zuvor unter Verweis auf die Haltung der Gewerkschaft zunächst abgelehnt. Die EVG beharre stur auf ihren Ursprungsforderungen und sei nicht kompromissbereit, sagte Personalvorstand Martin Seiler. Verhandlungen seien da "sinnlos".
Der Gewerkschaftssprecher wies diese Darstellung zurück. Es sei völlig klar, dass das die Eingangsforderung in der Tarifverhandlung nicht am Ende dem Ergebnis entspräche. Es brauche aber mehr Bewegung der Bahn beim Gehalt, insbesondere für die unteren Einkommen.
Knackpunkt ist unter anderem Vertragslaufzeit
Die Gewerkschaft verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Unternehmen der Branche über Löhne und Gehälter für insgesamt rund 230.000 Beschäftigte. Der Fokus liegt auf den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, bei der rund 180.000 dieser Beschäftigten arbeiten. Die entscheidenden Knackpunkte sind aktuell die Laufzeit des Tarifvertrags und die Frage, ob die Löhne und Gehälter prozentual oder mit einem Festbetrag erhöht werden.
Die Gewerkschaft fordert einen Festbetrag von mindestens 650 Euro im Monat mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Lohngruppen. Die Laufzeit soll nach ihren Vorstellungen ein Jahr betragen.
Die Bahn hatte bei den Verhandlungen Ende Mai stufenweise zwölf Prozent bei den unteren Lohngruppen in Aussicht gestellt. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen und acht Prozent die oberen. Die erste Erhöhungsstufe soll noch in diesem Jahr kommen. Hinzu käme eine ebenfalls stufenweise Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro, die steuer- und abgabenfrei ab Juli gezahlt werden könnte. Die Laufzeit soll zwei Jahre betragen. Die EVG lehnte dieses Arbeitgeberangebot ab.