Gefälschte SEC-Mitteilung Bitcoin-Boom nach Hacker-Attacke
Eine gefälschte SEC-Mitteilung zur Zulassung börsengehandelter Bitcoin-Fonds sorgte gestern für Verwirrung. Hacker hatten sich Zugriff auf das SEC-Nutzerkonto bei der Kurznachrichtenplattform X verschafft.
Widersprüchliche Mitteilungen zur Zulassung von börsengehandelten Bitcoin-Fonds (ETF) haben die Kryptobranche gestern in Aufruhr versetzt. Nach einer Mitteilung vom offiziellen Account der US-Börsenaufsicht SEC bei Elon Musks Online-Plattform X (ehemals Twitter) hatte es am Dienstag zunächst den Anschein gehabt, dass der Weg für eine Notierung solcher Fonds in den USA frei ist, mit denen direkt in den Bitcoin investiert werden kann (Bitcoin-Spot-ETF).
Daraufhin war der Bitcoin-Kurs gestiegen, denn für Investoren wären das gute Nachrichten: "Anleger hätten dann über regulierte Anbieter Zugang zum Bitcoin, ohne den Umweg über eine Krypto-Börse gehen zu müssen, der sie nicht vertrauen", erklärt Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Auf diesem Wege wären dann auch große Investitionssummen denkbar, die bisher vielen einfach zu riskant gewesen sind."
SEC-Account gehackt
Die falsche Mitteilung passte auch zu den Erwartungen vieler Anlegerinnen und Anleger, denn mit der ETF-Zulassung wird für diese Woche gerechnet. Mehrere Anbieter hatten die Zulassung solcher Fonds beantragt. Die Frist zur Entscheidung über zumindest einen der Anträge läuft diese Woche ab. Es wurde deshalb spekuliert, dass die SEC das als Anlass für eine grundsätzliche Entscheidung über mehrere Anträge nehmen wolle. Beobachter rechneten mit einer Entscheidung am heutigen Mittwoch.
Nach dieser Mitteilung vom offiziellen Account der US-Börsenaufsicht SEC bei X schien es also zunächst, dass der Weg für eine Notierung frei sei. Doch wenig später teilte der Behörden-Chef Gary Gensler mit, die Ankündigung sei falsch gewesen. Der SEC-Account bei X sei gehackt worden.
Bitcoin-Kurs reagiert
Der Kurs der ältesten und bekanntesten Digitalwährung sprang gestern auf der Handelsplattform Coinbase erst nach oben, kehrte aber dann knapp über der Marke von 47.900 Dollar um und rutschte zeitweise an die Marke von 46.000 Dollar. Der Bitcoin-Kurs hatte zuletzt bereits deutlich von der Spekulation auf eine erhoffte positive Entscheidung profitiert: Allein seit Mitte Oktober hatte er in der Spitze 76 Prozent gewonnen.
X zufolge konnte das SEC-Profil gekapert werden, weil jemand sich Zugriff auf die damit verknüpfte Telefonnummer verschafft habe. Zugleich ließ X die Öffentlichkeit wissen, dass der SEC-Account zum Zeitpunkt des Hacks nicht mit der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt gewesen sei, die es viel schwieriger gemacht hätte, ihn zu kapern.
"Fader Beigeschmack in Anlegerkreisen"
"Das jüngste Wirrwarr um die vermeintliche Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETF in den USA dürfte einen faden Beigeschmack in Anlegerkreisen hinterlassen", kommentiert Marktanalyst Timo Emden. Die irreführenden Nachrichten würden die Herausforderungen des Anlegerschutzes auf eindrucksvolle Art und Weise unterstreichen, so der Marktbeobachter. "Die Chancen dürften gestiegen sein, dass die SEC in letzter Minute ihre Entscheidung doch noch auf Eis legt."
James Angel, außerordentlicher Professor an der McDonough School of Business der Georgetown University sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir werden definitiv immer anfälliger für diese Art von sofortigen Fehlinformationen."
Was eine Zulassung für den Bitcoin-Kurs kurzfristig bedeuten würde, ist unklar. Da die Kryptowährung im Vorfeld bereits kräftig gestiegen sei, könnten laut Stanzl viele Anlegerinnen und Anleger deshalb nach einer positiven Entscheidung dazu neigen, auf ihre erfolgreiche Spekulation Gewinne einzustreichen.