Mobile World Congress Höher, schneller, weiter mit dem Smartphone
In Barcelona beginnt heute der Mobile World Congress, der größte Branchentreff Europas, wenn es um Mobilfunk im Allgemeinen und Smartphones im Speziellen geht. Das Motto lautet Velocity, auf deutsch: Geschwindigkeit.
Unter Geschwindigkeit stellt man sich in der Mobilfunkbranche erst einmal vor, wie schnell die Daten zwischen unseren Smartphones und Laptops hin- und her flitzen. Für mehr Speed soll das 5G-Mobilfunknetz sorgen, das inzwischen - zumindest wenn man Netzbetreiber wie Vodafone, Telefonica oder Deutsche Telekom fragt - schon sehr weit gediehen ist: "Wenn ich in Deutschland schaue, wir haben 95 Prozent Reichweite", sagt Abdurazak Mudesir, Telekom-Geschäftsführer für Technik.
Wobei 95 Prozent der Menschen erreicht werden sollen - nicht 95 Prozent der Fläche. Aber immerhin, 5G ist inzwischen dabei, das durchschnittliche Festnetz zu Hause geschwindigkeitsmäßig zu überholen. "Insgesamt 500, 600 Mbits pro Sekunde kann man gut erwarten", so Mudesir. Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass in Zügen oder im Auto noch nicht einmal die Vorgängertechnik, also das 4G-Netz, gut ankommt.
5G im Ausbau, 6G im Blick
Die Branche schaut da viel lieber nach vorne und verkündet schon mal 6G - ein Netz, das nochmal deutlich schneller werden soll und die Kommunikation zudem über Satelliten schicken kann. Dabei geht das auch jetzt schon, wie die britische Firma Bullit auf dem Mobile World Congress vorführt. Das Unternehmen hat einen Anhänger für die Gürtelschnalle entwickelt, der es in sich hat: Das kleine flache Gerät verbindet sich über eine App mit jedem normalen Apple- oder Android-Handy und stellt eine Verbindung zum nächsten Satelliten her. Man kann also auch im Gebirge oder auf hoher See oder wo es sonst noch kein Mobilfunknetz gibt, Kurznachrichten verschicken.
Und das kleine Ding lässt sich auch ganz ohne Smartphone nutzen: "Wir haben den Knopf zum Einschalten, und das ist der Check-in-Knopf. Das heißt, wenn ich gerade auf einem Berg unterwegs bin, kann ich da draufdrücken, und es wird eine Nachricht zu einem vorher festgelegten Empfänger verschickt", erklärt Pete Cunningham von Bullit. Der Empfänger wisse dann, dass alles in Ordnung ist oder dass der Absender seine nächste Station erreicht hat. "Und hier haben wir noch den Alarmknopf, wenn Sie den fünf Sekunden drücken, geht ein SOS-Signal raus", demonstriert Cunningham das piepsende Kleingerät.
KI als Klon
Höher, schneller, weiter: Geschwindigkeit auf dem Mobile World Congress meint auch, wie rasch sich Technologien weiterentwickeln. Vor allem Künstliche Intelligenz steckt inzwischen so ziemlich überall mit drin. Sie kann Sprache imitieren - und das sogar schon ziemlich gut, wie man am Text-Bot ChatGPT beobachten kann. Sie soll aber auch ganze Menschen kopieren.
Memori Yamato von der japanischen Firma Alt AI zeigt in Barcelona, wie eine künstliche Intelligenz seine User so gut beobachtet, dass es ihn oder sie in Mails, Gesprächen oder auch Videos nachahmen kann. "Wenn ich von Ihnen eine Klon anfertige, schaut der genauso aus wie Sie, er spricht mit Ihrer Stimme und er denkt auch so wie Sie", erläutert Yamato. Und wer will, kann seinen Stellvertreter auch über den eigenen Tod hinaus weiter wirken lassen. Das ist allerdings nicht ganz billig: Die Firma bietet die Grundversion des Klons für 100.000 Dollar an.
Nachhaltigkeit neuer Handy-Trend
Aber zurück zu Velocity, also zu Geschwindigkeit. Die wird beim Laden der Handy-Akkus inzwischen auf die Spitze getrieben. In nur noch zehn Minuten wieder voll, das ist mittlerweile möglich. Ansonsten scheint bei den Smartphones der technische Fortschritt einigermaßen ausgereizt. Faltbare Bildschirme, Kameras mit fünf Objektiven, Lautsprecher im Handy mit astreinem Sound: Das war alles in den letzten Jahren schon zu sehen.
Die Firma HMD Global, die vor ein paar Jahren die finnische Handy-Marke Nokia aufgekauft hat, versucht es mit Nachhaltigkeit. Das Modell G22 soll langlebig und leicht zu reparieren sein. Das Smartphone gibt es mit drei Jahren Garantie und Zugriff auf Ersatzteile und Reparaturanleitungen. Und auch das passt zum Messemotto, denn unter Velocity versteht man hier auch "in die Zukunft gerichtet". Und ein nachhaltiges Handy empfindet man in Barcelona als sehr zukunftsträchtig - auch wenn das Nokia nicht über 5G verfügt und damit auch nicht wirklich schnell ist.