Luftaufnahme des Apple Park Hauptquartiers in Cupertino.
reportage

Im Zentrum der Technologie-Branche Das Silicon Valley als Vorbild für die Oberlausitz?

Stand: 27.01.2024 16:47 Uhr

Google, Apple, OpenAI: Im Silicon Valley sind einige der einflussreichsten Firmen überhaupt angesiedelt. Das lockt Gründer aus der ganzen Welt an, die nach Ideen suchen.

Ein Brunnen plätschert, daneben rennt ein Eichhörnchen einen Baum hoch. Es ist sehr ruhig, fast idyllisch in Palo Alto, einer Kleinstadt mitten im Silicon Valley. Überall Einfamilienhäuser, davor oft ein E-Auto, manchmal zwei.

In einer sechs Autominuten entfernten Garage wurde Google gegründet. Zehn Minuten ist die Meta-Zentrale entfernt. Ein Bus rollt an, eine Gruppe aus Sachsen steigt aus, 24 Teilnehmer, fast nur Männer. "It's so good to see you!" Die Start-up-Gründer treffen schon den typischen Silicon-Valley-Ton.

Neue Ideen für neue Jobs

"Wir sind seit Samstag hier - oder Sonntag?", fragt sich ein Teilnehmer, der Jetlag ist noch spürbar. Fünf Tage dauert die "Innovationsreise", organisiert von der Wirtschaftsförderung Sachsen. Der Kalender ist durchgetaktet, jetzt steht ein Termin bei German Accelerator an - eine Firma, die auch vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert wird.

Sie berät deutsche Start-ups, die ihr Geschäft in den USA erweitern wollen. Das soll im Idealfall auch zu neuen Arbeitsplätzen in Deutschland führen.

Kein gutes Jahr für Start-ups

2023 war insgesamt kein gutes Jahr für Start-ups. Wagniskapitalgeber haben im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten 170,6 Milliarden Dollar investiert, 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Das ergeben Zahlen der Analysefirma PitchBook.

Danach gingen auch weltweit Investitionen in neu gegründete Firmen zurück. Gründe seien Krisen, steigende Zinsen und eine hohe Inflation. Auch in Deutschland sammelten Start-ups weniger Geld ein. Laut einer Analyse von EY waren es im vergangenen Jahr sechs Milliarden Euro, 39 Prozent weniger als 2022.

Die große Ausnahme sind Start-ups, die íhr Geschäftsmodell auf Technologie rund um Künstliche Intelligenz (KI) aufbauen - hier stiegen Investitionen an. In den USA haben Wagniskapitalgeber und große Softwarefirmen laut PitchBook 27 Milliarden Dollar in KI-Startups gesteckt. In Deutschland sammelten KI-Firmen mehr als vier Mal so viel Geld ein. 2022 waren es 220 Millionen Euro, 2023 dann 943 Millionen.

Eine "gute Geschichte" als Ausgangspunkt?

"Das Silicon Valley ist kein Ort, den man besuchen kann, sondern ein Mindset. Ich glaube, davon kann man sich vieles mitnehmen", sagt Matthias Domes, Gründer aus Chemnitz. Neue Kontakte knüpfen, auf neue Ideen kommen, Geschäfte in den USA anbahnen, darum geht es auf der Reise.

"Deutsche Firmen arbeiten in allen Details am Produkt, US-Start-ups erst mal an einer guten Geschichte", referiert Hedi Razavi von German Accelerator. Der Unternehmer Frank Seinschedt aus Bannewitz hält den US-Ansatz für den besseren: "Man kann nicht wie in Old Germany warten, bis man die 110-prozentige Lösung hat."

Hedi Razavi spricht vor deutschen Gründerinnen und Gründern.

Hedi Razavi von German Accelerator spricht vor deutschen Gründerinnen und Gründern.

"Alles geht viel schneller"

Im Silicon Valley gehe außerdem alles viel schneller, beobachtet Steffen Roschek, Start-up-Geschäftsführer aus Bautzen, dort auch Mitglied des CDU-Kreisverbands. Es gehe darum, im "Jetzt und Hier die beste Ideen in den nächsten zwei, drei bis fünf Jahren zu entwickeln und mit maximalem Profit zu verkaufen", sagt er.

Einige Teilnehmer waren vor der Reise auch noch in Las Vegas bei der Consumer Electronics Show (CES), einer Messe für Unterhaltungselektronik. "Wir Deutschen sagen, das ist eine Messe, im amerikanischen Namen hört das Ganze mit 'Show' auf, und das ist es auch", so Roschek.

Weniger was, sondern eher wie wird etwas verkauft - diese Denke sei Teil des "Silicon-Valley-Mindset". Der Begriff fällt an diesem Nachmittag. Teilnehmer wie Roschek wollen mehr davon nach Deutschland mitnehmen. "Wir haben das Silicon Valley als großen ländlichen Raum wahrgenommen, und was mich hier natürlich inspiriert: Wie bekomme ich meine Oberlausitz irgendwann mal genauso in den Bereich?"

KI "der Megatrend"

Das Thema Künstliche Intelligenz spielt natürlich auch auf dieser Reise eine große Rolle - "der Megatrend, deswegen muss man hier hinkommen".

Der Bus fährt gleich weiter. Nächster Stopp: Apple. Dann geht es noch zu einer "Happy Hour". Im Rausgehen sagt Roschek: "Wir kommen als sächsische Firmen nicht mehr daran vorbei. Wir müssen hier investieren."

Nils Dampz, ARD Los Angeles, tagesschau, 23.01.2024 10:59 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. Januar 2024 um 17:17 Uhr.