Fipronil-Skandal Was Verbraucher jetzt wissen müssen
Leere Regale bei Aldi, skeptische Kunden in den Supermärkten: Der Skandal um mit Insektengift belastete Eier schreckt die Verbraucher auf. Wie groß ist die Gefahr? Und wie erkennen Käufer, ob ihr Frühstücks-Ei unbedenklich ist? Ein Überblick.
Millionen Hühnereier wurden in den Niederlanden mit dem Giftstoff Fipronil belastet - und auch in Deutschland verkauft. Das schafft Misstrauen am Frühstückstisch und bei den Einzelhändlern. Die ersten Ketten haben bereits reagiert und Eier vorsorglich aus dem Sortiment genommen.
Woran erkenne ich belastete Eier?
Verbraucher können mit einem Blick auf die Stempelnummer überprüfen, ob die Eier in ihrem Kühlschrank belastet sind. Diese Nummer gibt Aufschluss darüber, als welchem Betrieb die Eier kommen. Auf der Webseite www.lebensmittelwarnung.de gibt es eine Übersicht über die Betriebe, aus denen mit Fipronil verseuchte Eier ausgeliefert wurden. Derzeit sind 27 Prüfnummern aufgelistet. Diese Zahl könnte noch steigen, da noch nicht alle Testergebnisse aus den gesperrten Betrieben vorliegen. "Wenn ein Verbraucher Eier mit einer der angegebenen Nummern darauf in seinem Kühlschrank findet, sollte er sie nicht verzehren", sagt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin.
Sind auch Lebensmittel verseucht, für die belastete Eier weiterverarbeitet wurden?
Ja. Am 4. August rief der Lübecker Hersteller Neue Mayo Feinkost sechs Salatprodukte zurück, für die mit Fipronil belastete Eier verarbeitet worden sein sollen. Betroffen von dem Salate-Rückruf sind Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Auch andere Produkte mit verarbeiteten Eiern könnten betroffen sein, denn Fipronil wird nicht abgebaut, wenn die belasteten Eier gekocht oder gebacken werden. Deshalb könnte das Insektengift auch beispielsweise in Nudeln und Kuchen enthalten sein. Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde überprüft bereits Nahrungsmittel, in denen Eier enthalten sind. Das Problem: Der Verbraucher selbst kann nicht feststellen, ob für ein Produkt belastete Eier verwendet wurden. Die Eier-Prüfnummer steht nicht auf den Verpackungen. Allerdings sind die Hersteller von Produkten wie Nudeln verpflichtet zu überprüfen, ob sie Eier von betroffenen Betrieben verwendet haben. Ist das der Fall, müssen sie die Waren zurückrufen.
Entwarnung gibt es hingegen für Hühnerfleisch. Zum einen werden Legehennen nicht für den menschlichen Verzehr gezüchtet, um ganz sicher zu gehen, werden jedoch in den Niederlanden sämtliche verseuchte Tiere getötet und ihr Fleisch entsorgt.
Was ist Fipronil?
Das Gift kommt als Pflanzenschutzmittel oder zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. In der Geflügelzucht ist sein Einsatz eigentlich verboten. Allerdings wird ein belgischer Händler verdächtigt, Fipronil einem anderen Mittel beigemischt zu haben, das zum Schutz vor Blutläusen bei Geflügel verwendet wird. Dies gilt aus Auslöser des aktuellen Skandals.
Wie gefährlich ist Fipronil?
Wie das Insektengift auf den Menschen wirkt, ist nicht bekannt. Bei Tierversuchen schädigte der Stoff jedoch das Nervensystem und die Leber von Ratten, erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es reizt weder Haut noch Augen und löst auch keine allergischen Reaktionen aus. Laut BfR verändert es weder das Erbgut, noch ist es krebserregend.
Ausgehend von den Ergebnissen der Tierversuche lässt sich eine Dosis berechnen, nach der Fipronil möglicherweise auch beim Menschen zu Gesundheitsrisiken führen könnte. Der Grenzwert liegt bei 0,009 Milligramm pro Kilogramm menschliches Körpergewicht. Das heißt: Ein 65 Kilo schwerer Erwachsener kann innerhalb von 24 Stunden sieben belastete Eier essen. Bei einem Kind mit einem Gewicht von 16 Kilogramm liegt der Wert bei 1,7 Eiern.
Sind bessere Kontrollen notwendig, um vergleichbare Lebensmittelskandale künftig zu verhindern?
Bei den Verbraucherzentralen sieht man das so. Die Reaktion auf das Bekanntwerden der Fipronil-Belastung sei alles andere als ausreichend gewesen, sagt Verbraucherschützerin Schautz. "In einigen Bundesländern wurde eine Verhaltenswarnung ausgesprochen, in anderen nicht. Das sorgt für Verwirrung bei den Verbrauchern", erklärt sie. Auch seien schärfere Kontrollen notwendig. "Es ist ein Skandal, dass überhaupt Millionen verseuchte Eier auf den deutschen Markt gekommen sind", so Schautz. Damit sich so etwas nicht wiederhole, seien personelle Verstärkungen und eine Verschlankung der Bürokratie bei den Lebensmittelaufsichtsbehörden notwendig.