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Aus für PayPal-Alternative Warum Giropay gescheitert ist

Stand: 13.06.2024 16:44 Uhr

Mit dem Zahlungsdienst Giropay wollten die deutschen Banken PayPal und ähnlichen Anbietern Konkurrenz machen. Doch das Vorhaben ist gescheitert. Tot ist die Idee aber nicht - im Gegenteil.

Von Alina Leimbach, ARD-Finanzredaktion

Giropay - eigentlich war der Zahlungsdienst als deutsche, datenschutzfreundlichere Alternative zu den US-amerikanischen Diensten PayPal oder Visa gedacht. Doch das Projekt ist gefloppt. Giropay wird Ende des Jahres abgeschaltet. Darauf haben sich die Gesellschafter geeinigt, so eine Sprecherin der Paydirekt GmbH. Allerdings steht das Aus noch unter Vorbehalt der Zustimmung der entsprechenden Gremien.

Die deutsche Kreditwirtschaft hat in das Projekt insgesamt wohl mehrere hundert Millionen Euro investiert. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten eine Möglichkeit bekommen, Einkäufe im Internet schnell und einfach per Anbindung an ihr Girokonto zu bezahlen. Die deutsche Kreditwirtschaft warb damit, dass Bezahldaten bei der Hausbank und auf Servern in Deutschland bleiben.

Marktanteil wohl sehr gering

Doch obwohl große namhafte Geldhäuser eigene Projekte anschoben - etwa die Sparkassen, die Deutsche Bank, die Commerzbank und die genossenschaftliche Finanzgruppe: Bei den Kunden kam das nicht so richtig an. 2021 wurden die verschiedenen Dienste Giropay und Paydirekt sowie Kwit unter dem Namen Giropay zusammengeführt.

Berichten des Branchenmagazins Finanz-Szene zufolge lag im Jahr 2022 die Zahl der Transaktionen mit dem Dienst bei gerade einmal 23 Millionen - was einem Marktanteil im einstelligen Prozentbereich entspräche. Anfang 2024 waren die Transaktionszahlen laut Insidern dann noch mal stark eingebrochen, meldete die Süddeutsche Zeitung. Das US-Unternehmen PayPal hat seine Marktposition in Deutschland dagegen weiter ausgebaut. Nach eigenen Angaben hat der Dienst hierzulande 35 Millionen aktive Kundenkonten.

Idee soll nun europäisch umgesetzt werden

Allerdings: Die Idee hinter Giropay ist aktueller denn je. Derzeit baut die European Payments Initiative (EPI) mit Unterstützung der EU einen gesamteuropäischen Konkurrenten zu dem amerikanischen Unternehmen auf. Unter dem Namen Wero soll in diesem Sommer der neue Zahlungsdienst an den Start gehen. Ohne IBAN sollen Privatkunden in wenigen Sekunden Geld verschicken können - per Handynummer. In einem zweiten Schritt sollen dann auch der Online- und der stationäre Handel folgen. 

Langfristig könnten Kundinnen und Kunden Kosten sparen: Etwa, wenn sie Zahlungen in einem EU-Land machen wollen, in dem es den Euro nicht gibt. Zudem sollen auch hier die Daten besser geschützt werden als bei amerikanischen Konkurrenten. Für die EU ist das Ganze auch ein wichtiges Unterfangen, um den europäischen Bankensektor langfristig neben internationalen Konkurrenten zukunftsfähig zu halten. 

Banken fokussieren sich auf europäisches Projekt

Dass die Idee an sich gut war und nun auch auf europäischer Ebene verfolgt wird, dürfte der letzte Sargnagel für Giropay geworden sein, glauben Insider. Finanz-Szene kommentierte: "Ob es Sinn gemacht hätte, die Paydirekt neben EPI aufrechtzuerhalten, wird von vielen Marktteilnehmern bezweifelt." Ebenfalls zur Wahrheit gehöre allerdings, dass sich die 2015 gegründete Paydirekt auch unabhängig von EPI nie wirklich am Markt durchgesetzt habe. Die Bereitschaft, weiteres Geld in Paydirekt/Giropay zu investieren, war dem Vernehmen nach angesichts der mauen Erfolgsbilanz gering.

Eine Anfrage von tagesschau.de, wie viele Arbeitsplätze von dem Ende von Giropay betroffen sind, konnte das hinter Giropay stehende Unternehmen Paydirekt zunächst nicht beantworten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juni 2024 um 13:54 Uhr.