Vorschlag von BUND und Mieterbund Neue Anreize für energetische Sanierung?
Wenn die CO2-Emissionen weiter sinken sollen, müssen viele Gebäude in Deutschland saniert werden. Bislang trugen die Kosten dafür vor allem die Mieter. BUND und Mieterbund schlagen vor, das zu ändern.
Noch ist nicht endgültig klar, ob sich die Zahlen so bestätigen werden. Aber bislang sieht es danach aus, dass Deutschlands Gebäudebestand im Jahr 2023 etwas zu viel CO2 emittiert hat: 102 Millionen Tonnen statt der gesetzlich vorgeschriebenen maximal 101 Millionen Tonnen.
Die Umweltschutzorganisation BUND und der Deutsche Mieterbund (DMB) kritisieren, der Klimaschutz in Gebäuden hinke hinterher. Sie fordern eine "sofortige Kurskorrektur". Und das heißt insbesondere: mehr staatliche Förderung für die energetische Gebäudesanierung.
"Die Ziellücke bis 2030 droht, immer größer zu werden. Es reicht nicht, einfach nur die Energieversorgung umzustellen", sagt Antje von Broock, Geschäftsführerin beim BUND.
Sanierung ist teuer für Mieter
Bislang werde erstens zu selten saniert und zweitens blieben die Kosten der Sanierungen in der Regel an den Mietern hängen. "Jeder dritte Mieterhaushalt ist von seinen Mietkosten her bereits jetzt überlastet", sagt Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin des DMB.
Theoretisch sollten energetische Sanierungen dauerhaft Heizkosten senken - und so die Investition wieder hereinholen. "Praktisch steigen dadurch aber vor allem die Wohnkosten", beklagt Weber-Moritz. Denn Vermieter dürfen acht Prozent der Kosten auf die Jahresmiete umlegen. Genau das sollte geändert werden, so der Vorschlag von DMB und BUND.
Die von ihnen in Auftrag gegebene Studie "Sozialer Klimaschutz in Mietwohnungen" des ifeu-Instituts kommt zu dem Schluss, dass eine Absenkung der möglichen Umlage von acht auf drei Prozent sinnvoll wäre. Dafür dürften die Vermieter die Förderung komplett behalten. Zudem sollten die Fördersätze angehoben werden.
Mehr Förderung für schnellere Sanierung
"Der wirtschaftliche Anreiz, energetisch zu sanieren, ist bislang für Vermietende relativ klein", sagt Peter Mellwig vom ifeu-Institut. "Bislang werden die Förderungen von Vermietenden kaum abgerufen." Das heißt: Fördertöpfe werden nicht ausgeschöpft und entsprechend wenige Häuser saniert.
BUND und DMB fordern zudem, dass der Staat unterschiedlich stark fördern soll. "Für einen ambitionierten Standard soll die Förderung auf 40 Prozent erhöht werden, für den geringeren Standard auf 20 Prozent", erklärt von Broock.
Sie verspricht sich davon einen Sanierungsschub im Gebäudebestand, besonders im Segment der Mietshäuser, die bislang hinterher hinkten. Gerade dort sei es aber möglich, besonders viel CO2 einzusparen - im Vergleich zu Einfamilienhäusern. "Das bedeutet, wenn hier etwas erreicht wird, sind sofort viele Quadratmeter Wohnfläche betroffen", so von Broock.
Kosten bislang unbekannt
Da in der Zukunft eher mit steigenden Heizkosten zu rechnen sei, müsse auch im Hinblick auf die soziale Lage von Mietern dringend gehandelt werden, so der Mieterbund. "Wir haben enormen Handlungsdruck. Der Gebäudesektor hat zum vierten Mal in Folge die Klimaschutzziele nicht erreicht", sagt Bundesdirektorin Weber-Moritz. "Das Nichtstun wird sich vor allem auf einkommensschwache Mietende negativ auswirken."
Einen Haken hat der Vorschlag von BUND und DMB allerdings: Er ist nicht durchgerechnet. Niemand kann also sagen, wie viel die Steuerzahler für ein Programm wie das vorgeschlagene bezahlen müssten. "Wie viel das kostet, hängt sehr stark von der Nachfrage ab. Am Ende ist es eine Frage der Priorisierung, ob ich das Geld ausgeben will", so Studienautor Mellwig vom ifeu-Institut.