Energieversorgung Ostseehafen Lubmin soll "Wasserstoff-Hub" werden
Im Hafen von Lubmin in Vorpommern entstehen nach den Plänen von zwei Unternehmen neue Anlagen für den Import von Wasserstoff. Auch Infrastruktur der Gaspipeline Nord Stream 1 soll dafür genutzt werden.
Der Industriehafen Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern könnte sich zu einem wichtigen Wasserstoff-"Hub" in Deutschland entwickeln. Von dort aus wollen die Unternehmen Deutsche Regas und Gascade Wasserstoff in das Netz einspeisen. Dazu soll bestehende Gas-Infrastruktur genutzt werden, die im Zusammenhang mit der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 gebaut wurde.
Die Gastransportfirma Gascade plant nach Angaben von Dennis Wehmeyer, Chef der Abteilung Wasserstoff und Nachhaltigkeit, im Jahr 2025 eine der drei Gasröhren nach Süden auf Wasserstoff umzustellen. Stefan Knabe, Geschäftsführer der Deutschen Regas, kündigte an, dass seine Firma ab Anfang 2026 über Lubmin "grünen" Wasserstoff importieren wolle.
Dort soll eine sogenannte Cracker-Anlage mit einer Kapazität von 30.000 Tonnen installiert werden, der international eingekauften Ammoniak verarbeiten soll. Wasserstoff wird für den Transport mit Stickstoff versetzt. Cracker wandeln das so entstandene Ammoniak durch Spaltung wieder in Wasserstoff und Stickstoff um.
Lieferungen aus dem Ostseeraum geplant
"Lubmin wird ein zentraler Energiehub für Deutschland werden", sagte Regas-Geschäftsführer Knabe. Möglich wird dies unter anderem, weil das eigentlich in dem Hafen in Mecklenburg-Vorpommern angelegte mobile LNG-Anlandeschiff der Firma mittlerweile nach Mukran auf der Insel Rügen verlegt wurde. Dadurch sei Kapazität in dem ausgebauten Industriehafen entstanden. Lubmin sei aufgrund der bestehenden Infrastruktur der zentrale Ort für die Einspeisung von Erdgas und künftig Wasserstoff. So soll künftig dort auch Wasserstoff aus dem Ostseeraum, vor allem aus Schweden und Finnland, eingespeist werden, sagte Wehmeyer von Gascade.
Zusätzlich bauten mehrere Firmen, darunter die Deutsche Regas, in Lubmin Elektrolyseure am Hafen, die selbst Wasserstoff herstellen sollen, sagte Knabe. Seine Firma plane, beginnend in zwei Jahren dort 30.000 Tonnen "grünen" Wasserstoff zu produzieren. Weil Wasserstoff aber in anderen Teilen der Welt mit mehr Sonne und Wind sehr viel billiger hergestellt werden könne, erwarte er, dass künftig 70 Prozent der in Deutschland benötigten Menge importiert werde.
Ein Wasserstoff-Kernnetz soll entstehen
Auch andere Firmen planen den Bau von Crackern in industriellem Maßstab, unter anderem im Nordseehafen Wilhelmshaven. Die Anlandung und Produktion von Wasserstoff ist ein Element bei dem geplanten teilweisen Umstieg der deutschen Energieversorgung und Industrieproduktion auf umweltfreundlichen Wasserstoff. Die EU-Kommission hatte Deutschland im Juni grünes Licht für milliardenschwere Beihilfen zur Entwicklung eines Wasserstoff-Kernnetzes gegeben.
Dieses soll das Rückgrat des Fernleitungsnetzes für Wasserstoff in Deutschland bilden und Teil einer europäischen Wasserstoff-Grundstruktur sein. Es soll zunächst rund 10.000 Kilometer lang sein und im Wesentlichen bis 2032 stehen. Ziel ist es, Industrie, Kraftwerke, Häfen und Speicher miteinander zu verbinden.