EU-Gipfel Ein Kompromiss und viele warme Worte
Es gibt ein Datum - aber viele Fragen bleiben offen. Der Rechtsrahmen für die Bankenaufsicht soll zwar bis zum Jahresanfang stehen, aber die Umsetzung bleibt vertrackt. Viele Fragen blieben auch beim Thema Griechenland offen - und so fuhr Premier Samaras mit warmen Worten statt konkreter Zusagen wieder nach Athen.
Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel
Die Gretchenfrage des Gipfels lautete: Wann soll sie denn nun kommen, die europäische Bankenaufsicht? Vor allem die südlichen Euroländer, allen voran Frankreich, wollten den 1. Januar 2013. Dieses Datum haben sie auch bekommen, allerdings vor allem auf dem Papier.
Ein bezeichnender Versprecher?
Denn bis zum Jahreswechsel soll zunächst nur der Rechtsrahmen stehen - Ausgangspunkt für eine schwierige Umsetzung, die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem bezeichnenden Versprecher kommentierte: "Der politische Wunsch, den gibt es erst einmal. Aber was wir nicht haben werden, das ist eine arbeitsfähige Aufsicht Anfang des Jahres 2030, äh 2013… Entschuldigung!"
Verhaltenes Gelächter im Pressesaal und eine schmunzelnde Kanzlerin, die mal eben die Bankenaufsicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben hatte. Die Umsetzung ist aber auch juristisch vertrackt: Welche Bank wird wie scharf überwacht, wann müssen die nationalen Kontrolleure ihre europäischen Kollegen rufen, was ist mit den Ländern, die nicht im Euro sind aber trotzdem mitmachen wollen?
Der Wille ist da - die Probleme auch
Der politische Wille sei da, sagt EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, das Problem sei eben, alles rechtlich wasserdicht zu machen. Und so bleibt dieses Gipfelergebnis ein Minimalkompromiss, bei dem Merkel ihren Grundsatz "Qualität vor Schnelligkeit" durchgebracht hat: "Es geht darum, dass man nicht hier um ein paar Tage oder Monate feilscht, sondern dass wir eine bestimmte Reihenfolge einhalten: Erst die rechtliche Grundlage, anschließend der Aufbau einer Überwachungs- und Aufsichtsbehörde."
Und erst wenn diese Behörde arbeitsfähig ist, können Schrottbanken direkte Hilfe aus dem Rettungsschirm bekommen. Der französische Staatspräsident Francois Hollande hatte sich mehr erhofft, reklamierte aber zumindest für sich, den 1. Januar 2013 als fixes Datum für den Rechtsrahmen ausgehandelt zu haben.
Warme Worte für das permanente Sorgenkind
Mit Blick auf das permanente Sorgenkind Griechenland sagte Hollande, das Schlimmste sei offenbar vorüber. Und er ließ erkennen, dass für ihn die Rettung des Pleitekandidaten und sein Verbleib in der Eurozone ausgemachte Sache ist. Er wolle, dass das schnell erledigt werde, sagte Hollande, dass die vorgesehenen Kredite nach dem Bericht der Troika freigegeben werden könnten.
Auch hier bremste Bundeskanzlerin Merkel etwas, verbrämte das aber mit aufmunternden Worten für den griechischen Regierungschef Antonis Samaras: "Ich freue mich, dass wir jetzt auf einem guten Weg sind, dass der griechische Premierminister und ich uns sehr eng informieren. Das zählt. Wir wollen sehen, dass wir die Aufgaben schaffen, die wir uns vorgenommen haben. Denn die Zeit drängt erheblich, es sind nicht mehr so viele Tage bis Mitte November.
Denn dann stimmt das griechische Parlament über ein neues Sparpaket ab - als Voraussetzung dafür, dass die nächste, überfällige Tranche in Höhe von rund 31 Milliarden Euro überwiesen wird. Über die Freigabe dieser Notkredite werden die Euro-Finanzminister bei ihrem nächsten Treffen am 12. November beraten.