Euro-Finanzminister beraten Athen startet Schuldenrückkauf
Die Regierung in Athen hat ihr Angebot zum Rückkauf eigener Staatsanleihen auf den Tisch gelegt. Spannend ist nun, ob genügend private Investoren die Offerte annehmen. Daran wiederum hängt die Freigabe der Kredite der internationalen Geber. In Brüssel beraten dazu die Euro-Finanzminister.
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Dreimal waren die Euro-Finanzminister in den letzten drei Wochen zusammengekommen, um das neue Griechenland-Hilfspaket zu schnüren. Und trotzdem müssen sie sich auch heute wieder mit dem Thema befassen. Denn bis jetzt gibt es nur eine Grundsatzeinigung. Ob tatsächlich die nächste Milliardenspritze an Athen gerade noch rechtzeitig vor der Staatspleite ausgezahlt werden kann, hängt am Erfolg des griechischen Schuldenrückkaufprogramms.
Athen soll eigene Staatsanleihen zurückkaufen
Athen soll rund zehn Milliarden Euro aus den Rettungsfonds-Geldern einsetzen, um eigene Staatsanleihen von privaten Gläubigern zurückzukaufen. Aus der Sicht Wolfgang Schäubles und der anderen Finanzminister macht das Sinn, weil der Marktwert dieser Papiere derzeit um bis zu drei Viertel unter dem Nennwert liegt. "Und mit diesem Beitrag des Privatsektors kann der Schuldenstand signifikant abgebaut werden."
Wie hoch der Beitrag ausfällt, muss abgewartet werden. Öffentlich schweigt man sich also über die Erwartungen an den Schuldenrückkauf aus, aber es müssten schon mindestens 30, besser 40 Milliarden Euro an Entlastungen herauskommen, sonst geht das Szenario der Finanzminister für die Schuldentragfähigkeit Griechenlands nicht mehr auf. Aber dafür müssen genügend Besitzer der Anleihen - also Banken, Investmentgesellschaften und Hedgefonds - bereit sein, die Schuldscheine weit unter Wert zurückzugeben. Und daran haben Ökonomen erhebliche Zweifel. Besonders Hedgefonds könnten versucht sein, die Papiere in der Hoffnung auf Kursgewinne nach den neuerlichen Stützungsmaßnahmen für Griechenland zu behalten.
Die Regierung in Athen will eigene Staatsanleihen zurückkaufen, um damit die überhöhte Schuldenquote zu drücken. Wie die zuständige Behörde PDMA mitteilte, wurden den Haltern verschiedener Staatspapiere mit langen Laufzeiten Angebote von 30,2 bis 40,1 Prozent des ursprünglichen Werts gemacht. Sie läuft als "modifizierte holländische Auktion": Wer am wenigsten für seine Anleihen verlangt, erhält am ehesten den Zuschlag. Die Offerte endete am 11. Dezember.
Finanzminister entscheiden Mitte Dezember über nächste Tranche
Die ganze Operation soll innerhalb von nur wenigen Tagen über die Bühne gehen. Mitte Dezember wollen dann die Finanzminister entscheiden, ob die längst fälligen Kreditraten an Griechenland ausgezahlt werden können. Dabei geht es um knapp 45 Milliarden Euro. "Die Auszahlung dieser Tranchen ist abhängig von der Schuldentragfähigkeitsanalyse", stellte Schäuble am Freitag in seiner Regierungserklärung zu den Griechen-Hilfen noch einmal klar. Das ist auch deshalb wichtig, weil der Internationale Währungsfonds sich nur dann weiter an der Finanzierung Griechenlands beteiligen kann, wenn diese Schuldentragfähigkeit zumindest theoretisch gewährleistet ist.