Historischer Schritt US-Notenbank hebt Leitzins an
Es ist eine Entscheidung mit gewaltiger Bedeutung für die Weltwirtschaft: Die US-Notenbank Fed hat nach fast zehn Jahren erstmals wieder den Leitzins angehoben. Er liegt künftig in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent.
Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erstmals seit fast zehn Jahren angehoben - auf 0,25 Prozent bis 0,5 Prozent. Gleichzeitig machte die Zentralbank deutlich, dass weitere Schritte zur Zinserhöhung nur langsam kommen sollen.
Die letzte Anhebung hatte es 2006 gegeben, seitdem wurde der Zinssatz nur noch gesenkt. Seit Ende 2008 - dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise - lag der Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bei null bis 0,25 Prozent. Mit dem vielen billigen Geld trug die US-Notenbank dazu bei, dass die Wirtschaft wieder in Tritt kam und nun rund läuft. Auch an den Aktienmärkten sorgte die Niedrigzings-Politik für immer neue Rekorde.
Der Leitzins ist der Satz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld leihen können. Dies schlägt sich in den Zinsen nieder, die Unternehmen und Verbraucher für ihre Kredite zahlen müssen.
Für die Zentralbank ist der Leitzins ein Instrument, um die Entwicklung von Konjunktur und Preisen in einer Volkswirtschaft zu beeinflussen. Liegt die Wirtschaft am Boden, können die Zentralbanker über billiges Geld das Wachstum anschieben. Wenn die Konjunktur heiß läuft, können sie einer drohenden Inflation mit höheren Zinssätzen entgegenwirken.
Bleibt das Wachstum stabil?
Der Schritt der Notenbank war allgemein erwartet worden. Analysten sprachen von einem fälligen Schritt. Fed-Chefin Janet Yellen hatte in den vergangenen Monaten die Finanzmärkte immer wieder auf die Zinsanhebung eingestimmt und signalisiert, dass sie die Zügel behutsam anziehen will. Mit großen Interesse wird nun beobachtet, ob die Konjunktur auch ohne die Niedrigzins-Stützen rund läuft. Nach der Vorgabe durch die Zentralbank könnten auch die Zinsen für Darlehen und Hypotheken in den USA wieder etwas teurer werden.
Von den Anlegern an den Finanzmärkten war die Zinserhöhung bereits erwartet und entsprechend eingepreist worden. Es galt somit eher als wahrscheinlich, dass es zu Marktturbulenzen kommen würde, hätte Yellen die Anhebung nicht wie angekündigt noch in diesem Jahr vollzogen. Der Euro gab unmittelbar nach der US-Zinsentscheidung gegenüber dem Dollar nach.
Der Chefvolkswirt der KfW-Bank, Jörg Zeuner, sieht die Märkte auf dem Weg in die Normalität. "Die US-Konjunktur läuft solide, der Arbeitsmarkt hat Vollbeschäftigung erreicht und die Kerninflation ist jetzt schon hoch genug, um mit dem Zinserhöhungszyklus zu starten", so Zeuner. "Mit dem Zinsschritt beginnt die Fed, Handlungsspielraum für neue Herausforderungen zurückzugewinnen. Denn ein langfristig starker Dollar und ein dauerhaft niedriger Ölpreis bringen durchaus Schwierigkeiten für die US-Wirtschaft."
Bedeutsam für Schwellenländer
Die Entscheidung der Fed ist auch für große Schwellenländer wie China bedeutsam. Sie haben in Zeiten des US-Nullzinses Anleger mit höheren Renditen angelockt und müssen nun damit rechnen, dass Kapital abgezogen wird. Anleger dürften es in US-Papiere stecken, weil diese jetzt weiter steigende Renditen versprechen und als weniger riskant gelten.