Altersvorsorge Warum die Rente viele Bausteine haben sollte
Künftig soll das sogenannte Generationenkapital die bisherige staatliche Rente verstärken. Bis 2035 sollen 200 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Doch unabhängig davon halten Experten private Vorsorge für wichtig.
Im Schnitt 1543 Euro monatliche Rente bekommen die Deutschen nach mindestens 45 Versicherungsjahren. Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums erhalten Männer durchschnittlich 1637 Euro, Frauen 1323 Euro pro Monat. Für die meisten Deutschen ist die gesetzliche Rente die Haupteinnahmequelle im Alter. Doch immer weniger Beitragszahlenden stehen immer mehr Rentnerinnen und Rentner gegenüber. Schon heute bezuschusst der Staat die Rentenkasse mit rund 100 Milliarden Euro pro Jahr.
Um das Rentensystem zu stabilisieren, will die Regierungskoalition aber weder die Renten kürzen, noch die Lebensarbeitszeit weiter verlängern. Deshalb soll das sogenannte Generationenkapital künftig das Rentensystem unterstützen. Zum Start sind zunächst zwölf Milliarden Euro geplant, die an den Kapitalmärkten angelegt werden sollen.
Bundesmittel in Aktienfonds
"Der Bund stellt hierfür Mittel zur Verfügung. Die werden in Fonds gelegt und dort vorwiegend in Aktien investiert", erklärt Michael Heise, Chefvolkswirt von HQ Trust, gegenüber tagesschau24. So werde über die Zeit ein Vermögen angespart. Zunächst sei der Betrag noch klein im Vergleich zu den Ausgaben. "Es braucht Zeit und Rendite, bevor ein Kapitalstock da ist, der eine Entlastung bringt." Aber jede Entlastung sei wichtig, "insofern ist das Generationenkapital eine sinnvolle Alternative". Zugleich sei es ein gutes Zeichen, dass sich mehr Menschen dem Aktiensparen zuwenden.
Wie wichtig diese private Vorsorge ist, rechnet Margarethe Honisch, Gründerin von Fortunalista, einer Plattform für Finanzbildung, bei tagesschau24 vor: "35 Prozent der Frauen in Deutschland bekommen weniger als 600 Euro Rente." Das liege vor allem an der familiären Konstellation, dass Frauen zu Hause bleiben und - zeitweise - kein Einkommen haben. "Wichtig ist, auch die Person abzusichern, die sich um Haushalt und Kinder kümmert und in der Zeit keine eigene Vorsorge aufbauen kann", rät die Finanzexpertin.
Vor allem jüngere Sparerinnen und Sparer zwischen 18 und 29 Jahren befürworten die Aktienrente: 69 Prozent. Das ergab eine Forsa-Umfrage unter Bundesbürgern zwischen 18 und 70 Jahren im August im Auftrag der Initiative Minderheitsaktionäre.
Die Altersvorsorge durch Aktien spielt mit 18 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent) unter allen Befragten eine untergeordnete Rolle, jedoch hält eine wachsende Mehrheit von 59 Prozent (Vorjahr: 55 Prozent) Aktien, Aktienfonds und ETF generell für eine geeignete Möglichkeit der Altersabsicherung.
"Wichtig ist, Wissen aufzubauen"
Viele sind schockiert, wenn sie ihre Rentenlücke erkennen: Das ist die Differenz aus dem derzeitigen Einkommen und der erwartbaren Rente. "Gerade Frauen fragen sich dann, warum ihre Rente so niedrig ausfällt", so Honisch. Der Zusammenhang zwischen Einkommen und Tätigkeitszeiten werde oft nicht wahrgenommen. "Viele denken: 'Es wird schon klappen.'" Vor allem fehle es an Wissen, an der aktuellen Lage etwas zu ändern. Insgesamt sei wichtig, die eigene Situation anzuschauen, das eigene Risiko einschätzen zu können, sich Ziele zu setzen und dann den richtigen Vorsorge-Mix für sich selbst aufzubauen.
Die meisten Menschen, die noch nie mit den Kapitalmärkten in Berührung gekommen sind, dächten, das Thema Altersvorsorge sei kompliziert, sagt Honisch. Doch der Einstieg sei eigentlich ganz einfach: Ein Buch könne ein Türöffner sein, eine Honorarberatung oder ein Kurs, um Schritt für Schritt das Thema Finanzen zu erschließen. "Egal, welchen Weg man wählt: Wichtig ist, Wissen aufzubauen." Und natürlich: anzufangen. "Das Thema Altersvorsorge geht nicht weg, wenn man es ignoriert."