EU-Richtlinie beschlossen Banken müssen Überweisungen in Echtzeit anbieten
Zehn Sekunden - so lange soll es künftig dauern, bis bei einer Überweisung das Geld auf dem Konto des Empfängers landet. Ohne Mehrkosten. Das EU-Parlament hat dafür den Weg geebnet. Doch es gibt auch Sicherheitsbedenken.
Der EU-Abgeordnete Markus Ferber aus Bayern beschreibt eine Situation, die viele Menschen kennen: "Man macht eine Überweisung und das Geld ist sofort vom eigenen Konto abgebucht, aber bis es beim Empfänger ankommt, dauert es manchmal zwei Tage - und wenn ein Wochenende dazwischen liegt, noch länger."
Damit ist jetzt Schluss. Das EU-Parlament hat heute beschlossen, dass Überweisungen in Europa künftig nicht mehr Tage, Wochen, oder Stunden dauern dürfen, sondern nur noch zehn Sekunden. Alle europäischen Banken müssen diese Echtzeitüberweisung künftig ihren Kunden anbieten, mit einer gewissen Übergangsfrist. Extragebühren dürfen dafür nicht mehr erhoben werden.
"Ein Sprung von der Postkutsche zur E-Mail"
Für den Berichterstatter des Gesetzes, den Niederländer Michiel Hoogeven ist das auch ein großer Vorteil für Unternehmen: "Diese können die Überweisung nicht nur innerhalb desselben Landes anbieten, sondern in allen EU-Ländern." Die Maßnahme wird in der Tat das heutige Bankensystem enorm beschleunigen, oder wie der Parlamentarier Ferber sagt: "Es ist ein Sprung von der Postkutsche zur E-Mail."
Künftig kann man also ein paar Schuhe oder einen Tisch vom Nachbarn kaufen und tippt die Überweisung direkt ins Handy. Der Verkäufer hat dann das Geld ein Lächeln später auf dem Konto. Kreditkarten oder andere Bezahlsysteme wie Paypal, die meist aus Amerika kommen, sind damit eigentlich nicht mehr notwendig. Das ist auch ein Grund, warum die EU dieses Gesetz auf den Weg gebracht hat: Die europäischen Banken machen sich unabhängiger von den amerikanischen Bezahlsystemen.
Warum, so fragt man sich, hat es denn bislang so lange gedauert, bis das Geld von Konto "Anna" zu Konto "Bernd" geflossen ist? Thomas Rienecker vom Sparkassen- und Giroverband erklärt, was während dieser Zeit geschah: "Das ist eine Frage der Masse. In Deutschland werden jedes Jahr acht Milliarden Überweisungen ausgeführt, die dann abgearbeitet werden." Dieses Abarbeiten dauere einen Tag. Währenddessen würden auch Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen, wie zum Beispiel auf Geldwäsche oder andere Betrügereien, so Rienecker.
Nicht alle Abgeordneten sind begeistert
Es geht also auch um Sicherheit und deshalb sind nicht alle EU-Abgeordneten begeistert von diesem Speed-Bezahlsystem. "Ganz zentral ist, dass die Geldsendungen sicher sein müssen. Da muss die EU-Kommission noch nachschärfen", sagt Martin Schirdewan von den Linken.
Die Sicherheit war schon immer ein Thema, aber die Banken müssen diesen Check jetzt in wenigen Sekunden durchführen. Ob die IBAN oder der Name stimmt, kann mit einem Wimpernschlag überprüft werden. Ebenso, ob die Überweisung an jemanden geht, der auf einer Sanktionsliste steht. Da hilft wahrscheinlich die KI.
Und doch bleibt der menschliche Faktor: Wenn man sich vertippt und "Bernd" statt 50 Euro versehentlich 500 Euro überweist, hat er das Geld rechtssicher in wenigen Sekunden auf seinem Konto.