Wahlen in den USA Gewinne an der Wall Street
In New York waren heute Aktien stark gefragt. Mit Spannung wurde auf die Kongresswahlen geblickt, zudem ging der Fokus schon auf anstehende neue Inflationsdaten.
Die US-Aktienmärkte knüpften am Dienstag an den positiven Wochenauftakt an. Am Tag der Kongress-Zwischenwahlen legte der Leitindex Dow Jones 1,02 Prozent zu auf 33.160 Punkte und übersprang damit die Marke von 33.000 Punkten. Vor allem im späten Geschäft zogen die Kurse nochmals kräftig an. Das Tageshoch lag bei 33.355 Punkten, das war der höchste Stand seit August.
Die Technologiebörse Nasdaq, die im Verlauf sogar 1,7 Prozent gestiegen war, konnte ihre Tageshochs nicht ganz verteidigen und rutschte zwischenzeitlich sogar ins Minus. Nach dem Schlussspurt schloss der Composite-Index um 0,49, der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,75 Prozent höher. Der S&P-500-Index handelte nach zunächst zögerlichem Start ebenfalls höher und ging am Ende bei 3828 Punkten um 0,56 Prozent höher aus dem Handel.
Umfragen zufolge haben die Republikaner gute Chancen, die Kontrolle über das Repräsentantenhaus und möglicherweise auch über den Senat zu erlangen. Damit könnten sie Gesetzesvorhaben des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden ausbremsen und massive Ausgabenkürzungen verlangen.
"Einerseits könnte die Aussicht auf weniger Ausgaben als Hilfe im Kampf gegen die Inflation angesehen werden, andererseits könnte die Wirtschaft auf eine Rezession zusteuern, und Untätigkeit der Regierung wird nicht helfen", sagte Oanda-Analyst Craig Erlam.
Apropos Rezession: Zunehmend rückten auch die am Donnerstag anstehenden US-Inflationszahlen in den Vordergrund. Für Oktober rechnen die Analysten mit einer Inflation von 8,0 nach 8,2 im September. Von einer gewissen Entspannung bei den Verbraucherpreisen erhoffen sich Anleger Impulse für die US-Notenbank, das Tempo bei den Zinserhöhungen zu drosseln - was aber keine ausgemachte Sache ist und weiter als großer Unsicherheitsfaktor über dem Markt schwebt.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat im Oktober deutlich weniger Passagier- und Frachtmaschinen an seine Kunden übergeben als im September. Mit 35 Auslieferungen fiel der Konzern wieder auf das Niveau vom August zurück, wie er am Dienstag in Arlington mitteilte. Im September hatte der Hersteller 51 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert. Unterdessen holte Boeing neue Bestellungen über 122 Jets herein. Stornierungen gab es nicht. Die im Dow Jones enthaltene Aktie legte am Ende 2,86 Prozent zu auf 169,62 Dollar.
Der DAX hat am Dienstag vor wichtigen politischen Weichenstellungen in den USA seine jüngste Gewinnserie fortgesetzt und weiter zugelegt. Am Ende eines freundlichen Tages rückte der Index um 1,15 Prozent auf 13.688 Zähler vor und schloss damit am Tageshoch, das nur einen Punkt höher lag. Das Tagestief lag zur Eröffnung noch bei 13.487 Punkten, ehe es danach konstant bergauf ging.
Damit zeigt der DAX weiter Stärke, Zins- und Rezessionsängste treten derzeit zurück. Hoffnungen auf weitere Covid-Entlastungen in China, die den Markt zuletzt angetrieben hatten, ebben derzeit allerdings wieder ab. Gestern hatte der deutsche Leitindex 0,6 Prozent höher bei 13.533 Punkten geschlossen.
Thema des Tages waren heute die US-Wahlen zum Kongress und deren Folgen für die Börse. Daneben blicken die Anleger auch auf zahlreiche neuen Quartalsbilanzen. Gleich mehrere Mitglieder des deutschen Leitindex haben heute ihre Bücher für das dritte Quartal geöffnet.
"Die Anleger scheinen mit einem Auge auf die Zwischenwahlen in den USA und mit dem anderen auf die Inflationsdaten vom Donnerstag zu schauen", sagt Craig Erlam vom Broker Orlanda.
Sollten sich die Republikaner sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus durchsetzen, rechnen Börsianer in den kommenden zwei Jahren zwar mit einem Stillstand in den USA. "Geplante Steuererhöhungen wären dann vom Tisch", sagte Christian Henke, Analyst beim Broker IG. Dies würde von den Aktienmärkten positiv aufgenommen werden.
In den Wahlprognosen liegen die Republikaner derzeit vorne. Sollten sie gewinnen, könnte auch Ex-Präsident Donald Trump im Gefolge seine erneute Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2024 erklären. Auch im politischen Berlin werden die Wahlen mit großer Spannung verfolgt.
"Spätestens bei 14.000 Punkten ist aus technischer Sicht eine Atempause so gut wie unumgänglich, vermutlich ist bereits jetzt mit einem Nachfragerückgang zu rechnen", schreiben die technischen Analysten von Index Radar in ihrem DAX-Tageskommentar. "Eine Konsolidierung in Richtung 13.000 Zähler wäre keine Überraschung."
Aber auch fundamental gibt es Bedenken. Die Marktstrategen von BlackRock sehen derzeit eher pessimistisch in die nahe Zukunft: "Wir glauben nicht, dass die Aktien die Rezessionsrisiken vollständig eingepreist haben. Die Gewinnprognosen sind immer noch zu optimistisch", heißt es in einem aktuellen Marktkommentar.
Die Marktpreise zeigten, dass die Märkte eine Normalisierung der Inflation erwarteten. Die BlackRock-Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die Kerninflation vor allem aufgrund der anhaltenden Produktionsbeschränkungen hartnäckig bleiben werde.
Der Euro hat am Dienstag zugelegt und sich so über der Parität zum US-Dollar gehalten. Im US-Handel kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0074 Dollar. Im frühen Handel hatte sie noch bei der Marke von einem Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9996 (Montag: 0,9993) Dollar fest.
Es gab im Handelsverlauf keine eindeutigen Impulse. So sind die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone im September wie erwartet zum Vormonat inflationsbereinigt um 0,4 Prozent etwas gestiegen. In den USA wurden keine wichtigen Konjunkturdaten veröffentlicht.
Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) deuten unterdessen auf fortgesetzte Zinsanhebungen hin. Entsprechend äußerten sich am Dienstag sowohl Bundesbankchef Joachim Nagel als auch EZB-Vize Luis de Guindos. Die EZB hat ihre Leitzinsen in den vergangenen Monaten deutlich erhöht, nachdem sie lange Zeit trotz hoher Inflationsraten gezögert hatte.
Vor dem morgen erwarteten Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sind erste Informationen durchgesickert. Danach wird die für das kommende Jahr erwartete Rezession in Deutschland den fünf Wirtschaftsweisen zufolge weniger stark ausfallen als von der Bundesregierung vorhergesagt.
Das Bruttoinlandsprodukt dürfte mit minus 0,2 Prozent nur halb so stark schrumpfen wie von der Ampel erwartet, sagte eine mit dem Jahresgutachten des Sachverständigenrates vertraute Person der Nachrichtenagentur "Reuters". Im zu Ende gehenden Jahr dürfte das Wachstum mit 1,7 Prozent über den von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck prognostizierten 1,4 Prozent liegen. Der "Spiegel" hatte zuerst darüber berichtet.
Die höhere Prognose für 2022 dürfte auch daran liegen, dass sich die Wirtschaft im Sommer unerwartet gut geschlagen hat: Das Bruttoinlandsprodukt war im abgelaufenen dritten Quartal trotz der Energiekrise infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine überraschend um 0,3 Prozent gewachsen, während Ökonomen mit einem Rückgang von 0,2 Prozent gerechnet hatten.
Der VW-Großaktionär Porsche SE hat das Konzernergebnis von Januar bis September dank des höheren Gewinns von Volkswagen um gut ein Fünftel auf 4,0 Milliarden Euro gesteigert. Künftig wird der von den Familien Porsche und Piech kontrollierten Holding auch Gewinn aus ihrer Beteiligung am Stuttgarter Autobauer Porsche AG zufließen.
Seit dieser Ende September börsennotiert ist, steht er als assoziiertes Unternehmen in der Bilanz der Porsche SE - bislang wegen des kurzen Zeitraums bis Quartalsende allerdings erfolgsneutral, wie der DAX-Konzern heute mitteilte.
Bayers bereinigter Betriebsgewinn erhöhte sich im dritten Quartal um gut 17 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Der Pharma- und Agrarkonzern verbuchte einen Ergebnissprung von gut einem Drittel im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und Saatgut, legte aber auch im Pharmabereich und bei rezeptfreien Gesundheitsprodukten deutlich zu. Der Umsatz erhöhte sich um mehr als 15 Prozent auf 11,28 Milliarden Euro, währungsbereinigt stand ein Plus von 5,7 Prozent zu Buche.
Der starke US-Dollar hat beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re die hohen Schäden durch Hurrikan "Ian" im dritten Quartal deutlich abgefedert. Während der Konzern wegen des Wirbelsturms in den USA eine Belastung von 1,6 Milliarden Euro verbuchte, brachte vor allem der starke Dollar im Verhältnis zum Euro Währungsgewinne von fast 850 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 527 Millionen Euro und damit fast anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor.
Der Konsumgüterkonzern Henkel hat im dritten Quartal seinen Umsatz dank Preiserhöhungen deutlicher gesteigert als erwartet. Getrieben wurde die Entwicklung insbesondere von der Klebstoffsparte. Im dritten Quartal stiegen die Erlöse um 17,3 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro. Organisch, sprich bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte, lag das Wachstum bei 11,3 Prozent. Der Anstieg war dabei den Angaben zufolge allein preisgetrieben, die verkauften Mengen gingen hingegen zurück.
Im dritten Quartal erzielte der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport einen Umsatz von gut einer Milliarde Euro und damit fast anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Der operative Gewinn legte um 46 Prozent auf gut 420 Millionen Euro zu. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von knapp 115 Millionen Euro, eine Steigerung um fast 50 Prozent.
Die Deutsche Post hat im dritten Quartal dank florierender Geschäfte im internationalen Express- und Frachtgeschäft deutlich mehr verdient und hebt ihre Prognose für das Gesamtjahr an. Der Bonner DAX-Konzern erwartet nun einen operativen Ertrag (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro. Zuvor hatte die Post ein Ebit von rund acht Milliarden Euro mit einer Abweichung von rund fünf Prozent nach oben oder unten in Aussicht gestellt. Nach neun Monaten hat der Konzern aber bereits einen operativen Ertrag von rund 6,5 (Vorjahr: 5,8) Milliarden Euro erreicht. Nun steht der Konzern vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft.
Der Spezialchemiekonzern Evonik hat trotz steigender Energie- und Materialkosten seine Prognose bestätigt. Die Essener konnten im dritten Quartal höhere Preise für ihre Produkte durchsetzen und den Umsatz so um 26 Prozent auf 4,88 Milliarden Euro steigern. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) fiel dagegen um fünf Prozent auf 615 Millionen Euro. Seine Gewinnprognose bestätigte der Konzern. Evonik will 2022 das Ebitda auf 2,5 bis 2,6 Milliarden Euro steigern. Der Umsatz wird nun bei 18,5 Milliarden Euro erwartet, zuvor waren zwischen 17 und 18 Milliarden Euro prognostiziert worden.
Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius hat sich gegen eine Distanzierung von China ausgesprochen. Es sei angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft "absolut unvorstellbar", das Land abzuschreiben, sagte Källenius. Die deutsche Autoindustrie ist stark abhängig vom weltweit größten Automarkt China. Mercedes-Benz macht gut ein Drittel seines Geschäfts in der Volksrepublik.
Mit dem Start der US-Börsen ist die Adtran-Aktie am Nachmittag unter Druck geraten. Das Papier des US-Telekomausrüsters sackte bei geringen Umsätzen im MDAX zunächst auf den tiefsten Stand seit Ende September ab, konnte sich aber zum Handelsschluss mit einem Verlust von noch 1,44 Prozent wieder etwas erholen. An der Nasdaq ging es für die Adtran-Aktie zunächst ebenfalls deutlich bergab auf 18,69 Dollar, eher auf niedrigem Niveau Käufe einsetzten. Derzeit verliert das Papier noch rund 2,8 Prozent auf 20,08 Dollar.
Wie Adtran am Morgen mitgeteilt hatte, hat sich der Verlust nach Minderheitsanteilen im dritten Quartal - nicht zuletzt wegen der Übernahme von Adva Optical - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als vervierfacht. Am Markt hieß es, dass die Umsätze zwar die Konsensschätzung übertroffen hätten, das Ergebnis je Aktie jedoch enttäuscht habe. Adtran hatte die Übernahme des deutschen Konkurrenten Adva im Juli abgeschlossen und war deswegen zunächst im SDAX gelistet. Im September stieg das Unternehmen in den MDAX auf. Der US-Konzern hält rund zwei Drittel der Adva-Anteile.
Der Industriedienstleister Bilfinger hat Einsparungen im Volumen von 55 Millionen Euro bis Ende nächsten Jahres beschlossen. Das Effizienzprogramm sei mit einmaligen Kosten von rund 60 Millionen Euro verbunden, für die im vierten Quartal eine Rückstellung gebildet werde, kündigte der SDAX-Konzern nach Börsenschluss an. Das Unternehmen aus Mannheim will in der Verwaltung Abläufe standardisieren und Strukturen vereinfachen.
Gleichzeitig legte Bilfinger bereits Zahlen für das dritte Quartal vor, die eigentlich erst morgen erwartetet worden waren. Wegen einer hohen Nachfrage vor allem aufgrund höherer Energiekosten kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 14 Prozent auf fast 1,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebita) ging jedoch um 32 Prozent auf 37 Millionen Euro zurück. Das Unternehmen hatte im Vorjahreszeitraum noch von dem Verkauf von Immobilien und Steuererstattungen profitiert. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 22 Millionen Euro hängen, nach 41 Millionen Euro im Vorjahr.
Für das laufende Jahr rechnet Bilfinger weiter mit einem deutlichen Umsatzplus. Der Konzern peilt beim operativen Ergebnis (Ebita) einen großen Anstieg zum Vorjahreswert von 121 Millionen Euro an. Allerdings würden Sondereinflüsse das Ergebnis belasten, hieß es. Der Konzerngewinn dürfte hingegen deutlich zurückgehen.
Nachbörslich deutlich um rund zehn Prozent bergab geht es mit der Aktie des Unterhaltungsriesen Walt Disney nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Zwar hat der konzerneigene Streamingdienst Disney+ mehr Abonnenten gewonnen, als an der Wall Street erwartet wurde. Im Rennen mit Netflix machte Disney+ Boden gut und konnte im vierten Quartal des Geschäftsjahres 164,2 Millionen feste Kunden an sich binden. An der Wall Street war nur mit 161 Millionen gerechnet worden.
Doch die Quartalsergebnisse blieben am Dienstag hinter dem Erwartungen der Analysten zurück: Die Investitionskosten für den Aufbau des Streaming-Geschäfts schlugen dabei negativ zu Buche: Der Nettogewinn aus fortgeführten Aktivitäten stieg um ein Prozent auf 162 Millionen Dollar. Abgesehen von einigen Sonderposten verdiente Disney 30 Cent je Aktie und verfehlte damit das Ziel der Wall Street.
Lyft-Aktien fielen an der Nasdaq nach schwach aufgenommenen Quartalszahlen dramatisch um 22,91 Prozent. Die Zahl der aktiven Fahrer bei Lyft stieg im zurückliegenden dritten Quartal um 7,2 Prozent, das bisher geringste vierteljährliche Wachstum in diesem Jahr. Der Umsatz pro aktivem Fahrer nahm um 13,7 Prozent zu. Der Betriebsgewinn betrug 66,2 Millionen. Der Umsatz stieg zwar um 22 Prozent auf einen Rekordwert von 1,05 Milliarden Dollar, blieb aber etwas hinter den Erwartungen zurück. Der Nettoverlust von Lyft erhöhte sich zugleich auf 422,2 Millionen Dollar.
"Wir glauben, dass Uber beim Wiederaufbau des Fahrerangebots viel bessere Arbeit geleistet hat, so dass Lyft wahrscheinlich einen strukturell geringeren Marktanteil hat als vor der Pandemie", sagte James Cordwell, Analyst beim Broker Atlantic Equities.