Tech-Aktien im Fokus China-Aktien drücken die Nasdaq
Friedenshoffnungen für die Ukraine haben an der Wall Street nicht lange gehalten. Stattdessen verstärkten sich Sorgen um die Rolle Chinas. Betroffen war primär die Technologiebörse Nasdaq.
Während sich zum Wochenstart der Leitindex Dow Jones behaupten konnte, mussten Technologietitel deutlichere Verluste hinnehmen. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Standard- als auch Tech-Aktien enthalten sind, schloss ebenfalls im Minus. Insgesamt bot sich damit heute kein einheitliches Bild am New Yorker Aktienmarkt.
Konkret ging der Dow Jones bei 31.945 Punkten und damit unverändert aus dem Handel. Der S&P 500 gab 0,74 Prozent nach auf 4173 Zähler. Deutlichere Abgaben gab es an der Nasdaq, die 2,04 Prozent verlor und auf 12.581 Punkte absackte. Ebenso der Auswahlindex Nasdaq 100, der um 1,92 Prozent fiel auf 13.046 Zähler.
An der Nasdaq-Börse fielen die Aktien chinesischer Konzerne mit US-Listung mit Kurseinbrüchen besonders auf. So büßten die Papiere von Trip.com, Baidu oder JD.com. deutlich ein. Aktien des Online-Riesen Alibaba sanken ebenfalls um gut zehn Prozent ab. Am Markt hieß es, bei diesen Werten gesellten sich zu den schon länger spürbaren regulatorischen Sorgen neue hinzu um die Position Chinas im Ukraine-Krieg sowie wegen pandemiebedingter Lockdown-Maßnahmen.
Apropos Lockdown: Ausgerechnet in China, das bisher eine strikte "Null-Covid-Politik" verfolgt, steigen derzeit die Infektionszahlen wieder stärker an. Das will so gar nicht in das Erholungsszenario für die Weltwirtschaft passen.
Die chinesischen Behörden haben gewohnt drastisch reagiert und unter anderem die Millionenmetropolen Shenzhen und Changchun wegen der Ausbreitung des Coronavirus komplett abgeschottet und Fabriken geschlossen, was eine große Gefahr für die globalen Lieferketten bedeutet - und gleichzeitig deutlich macht, dass die Pandemie auch im dritten Jahr nach dem Ausbruch noch nicht überstanden ist.
In der Folge stufte die US-Großbank JPMorgan am Montag China-Werte reihenweise ab, für viele drehte diese sogar ihr Votum von einer bisher positiven Einschätzung auf ein negatives "Underweight". Geopolitische Risiken und wachsende regulatorische Bedenken seien die Gründe, warum er die chinesische Internetbranche für die nächsten sechs bis zwölf Monate inzwischen für unattraktiv halte, argumentierte Analyst Alex Ya. Der sektorweite Ausverkauf könnte sich fortsetzen, denn kurzfristig sehe er keine unterstützenden Faktoren.
Mögliche iPhone-Produktionsengpässe belasteten auch die Apple-Aktie. Sie fiel an der Nasdaq um 2,66 Prozent auf 150,62 Dollar und notierte damit nahe ihres Tagestiefs bei 150,10 Dollar. Der Grund: Der Apple-Auftragsfertiger Foxconn hat nach dem Corona-Lockdown im südchinesischen Shenzhen die Produktion in seiner dortigen Fertigungsstätte gestoppt, in der auch iPhones hergestellt werden.
Wie das taiwanische Mutterhaus Hon Hai am Montag in Taipeh mitteilte, werden die Produktionslinien in anderen Werken angepasst, um die potenziellen Auswirkungen der Unterbrechung zu verringern. Darunter könnten die iPhone-Verkaufszahlen von Apple leiden.
Auch Volkswagen hat wegen eines Corona-Lockdowns in der nordostchinesischen Metropole Changchun vorübergehend die Produktion in drei seiner Werke gestoppt. Die Werke, die gemeinsam mit dem chinesischen Partner FAW betrieben werden, sollen auf Anordnung der Behörden vorerst für drei Tage bis einschließlich Mittwoch geschlossen bleiben, erklärte eine VW-Sprecherin in Peking.
Heute hat der Wall-Street-Handel bereits um 14.30 Uhr Uhr unserer Zeit begonnen. Die USA haben ihre Uhren nämlich bereits gestern auf die Sommerzeit umgestellt. In Europa beginnt erst am 27. März die Sommerzeit. In den kommenden zwei Wochen läuft der New Yorker Handel somit von 14.30 bis 21 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ). Ab dem 28. März findet der Handel an den US-Börsen dann wieder zu den für die Europäer gewohnten Zeiten 15.30 bis 22 Uhr MEZ statt.
An den US-Märkten wird neben den geostrategischen Entwicklungen derweil auch gespannt die Sitzung des Offenmarktausschusses FOMC der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am Mittwoch erwartet. Am Markt wird fest mit einem ersten Zinsschritt von 25 Basispunkten gerechnet.
"Dies ist jedoch noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Auf Basis der Betrachtung der marktbasierten Zinsprognosen werden bis zum Jahresende bis zu sieben Zinsschritte in Höhe von 25 Basispunkten erwartet. Dementsprechend werden die Marktteilnehmer bei der Sitzung am Mittwoch ein besonderes Augenmerk auf die Äußerungen Powells während der Pressekonferenz legen", erklärte Jens Franck vom Fixed Income-Spezialisten NordIX AG.
Experten wiesen zuletzt immer wieder darauf hin, dass der erwartete kleine Zinsschritt bei den gegenwärtigen Wirtschaftsdaten eigentlich nicht ausreiche. Zumal infolge des Ukraine-Kriegs die rasant gestiegenen Energiepreise die Inflationserwartungen weiter schüren.
Zwar geht der Krieg in der Ukraine mit unverminderter Härte weiter, die Tatsache aber, dass die Konfliktparteien weiter im Gespräch bleiben, sorgte heute bei den Anlegern für Zuversicht. So schloss Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gestern ein Treffen von Präsident Wladimir Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht aus. Zusätzlichen Rückenwind boten zum Wochenauftakt auch ermutigende Firmenbilanzen.
Der Leitindex DAX erreichte heute in der Spitze 14.082 Punkte, ein Plus von über drei Prozent. Seit seinem Jahrestief am vergangenen Montag bei 12.439 Punkten hat der Index damit über 1600 Punkte hinzugewonnen. Am Ende stand ein Zugewinn von 2,21 Prozent auf 13.929 Zähler auf der Anzeigetafel der Frankfurter Wertpapierbörse.
"Die Stimmung an den europäischen Aktien- und Finanzmärkten bleibt vorerst weiter vorsichtig hoffnungsvoll", sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow von Comdirect. Zudem könnte der große Verfall an den Terminbörsen an diesem Freitag bereits seine Schatten vorauswerfen. Dann laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus und können im Voraus bereits für stärkere Kursausschläge von Aktien oder Indizes sorgen.
Zwar gebe es noch keine Anzeichen für eine Entspannung der Feindseligkeiten in der Ukraine, sagte Ian Williams, Analyst bei der Investmentbank Peel Hunt. "Aber Risikoanlagen beginnen sich so zu verhalten, als ob der größte Teil der Negativität jetzt eingepreist wäre."
Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com warnt, die aktuelle Kurserholung könnte sich als Strohfeuer entpuppen. Zwar verhandele Russland wieder über eine Waffenruhe, beschieße aber weiterhin ukrainische Städte. Gleichzeitig drohe das Land mit der Rückzahlung seiner Devisenschulden in Rubel, was einen Zahlungsausfall bedeuten würde.
Der Euro legt heute zu im europäischen Handel zu, gibt einen Teil der Gewinne im US-Handel aber wieder ab. Dort wird die Gemeinschaftswährung bei 1,0954 US-Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte der Euro aber noch über einen halben Cent niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0960 (Freitag: 1,0990) Dollar fest.
In der Eurozone wurden keine wichtigen Daten veröffentlicht, auch in den USA standen keine wichtigen Zahlen im Kalender. Ohnehin spielen Wirtschaftszahlen im aktuellen Umfeld eine untergeordnete Rolle.
Der gestiegene Risikoappetit der Anleger spiegelte sich auch an den Rohstoffmärkten wider. Gold als sicherer Hafen war entsprechend weniger gefragt. Der Preis für die Feinunze Gold fiel um 1,1 Prozent auf 1952 Dollar.
Klare Entspannungssignale, auch für die Aktienmärkte, kamen vom Ölmarkt. Die Ölpreise gaben zu Wochenbeginn deutlich nach - ein wichtiges Indiz für die nachlassende Risikoaversion der Anleger. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel um über sechs Prozent, ein Fass der US-Sorte WTI sogar um über sieben Prozent.
Die Deutsche Bank ist nach der russischen Invasion in die Ukraine dabei, ihr Geschäft in Russland herunterzufahren. Auch wird dort kein Neugeschäft mehr gemacht, wie das Kreditinstitut mitteilte. "Gleichzeitig helfen wir unseren bestehenden nichtrussischen, internationalen Kunden dabei, ihren Geschäftsbetrieb im Land zu verringern."
Bankaktien waren heute besonders gefragt, das Deutsche-Bank-Papier stand deutlich an der DAX-Spitze.
Europaweit waren auch Auto-Aktien gefragt. Der Geschäftsbericht und Ausblick des größten europäischen Autobauers Volkswagen gibt dem vom Ukraine-Krieg zuletzt heftig gebeutelten Sektor Auftrieb. VW-Vorzüge und die Papiere der Firmenholding Porsche SE gehörten zu den größten Gewinnern im DAX. VW hatte sich für das laufende Jahr recht zuversichtlich gezeigt.
Der Versicherungskonzern Talanx (HDI) hält trotz des Ukraine-Kriegs an seinem Gewinnziel für das laufende Jahr fest. Der Überschuss solle wie angekündigt auf 1,05 bis 1,15 Milliarden Euro steigen, teilte das im MDAX gelistete Unternehmen anlässlich der Veröffentlichung seines Geschäftsberichts mit. Im zweiten Corona-Jahr 2021 war dem Versicherungskonzern der erste Milliardengewinn seiner Geschichte gelungen.
Die Allianz und andere große Versicherer ziehen sich angesichts des Kriegs in der Ukraine aus Russland zurück. Die Allianz erklärte heute in München, sie schließe dort kein Neugeschäft mehr ab und fahre das bestehende Engagement "in geordneter Weise maßgeblich zurück". Zudem investiere sie in Russland und Belarus nicht mehr in Kapitalanlagen für ihre Kunden.
Die schweizerische Zurich Insurance und der weltweit zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re haben ebenfalls angekündigt, ihre Geschäfte in Russland auf Eis zu legen. Auch die Versicherungsmakler Willis Towers Watson, Marsh und Aon ziehen sich zurück.
Direkt betroffen ist die italienische Generali. Ihr gehören 38 Prozent am viertgrößten russischen Versicherer Ingosstrakh. Die Italiener haben sich vor einer Woche schon aus dem Verwaltungsrat von Ingosstrakh zurückgezogen und ihr Büro in Moskau geschlossen. Die Anteile sollen aber zunächst nicht verkauft werden.
Nach einem Bericht der "Daily Mail" steht der englische Fußball-Meister Manchester City kurz vor der Verpflichtung von Stürmer Erling Haaland. Demnach seien die persönlichen Details mit dem 21-Jährigen, seinem Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola geklärt worden. Der norwegische Nationalspieler kann dank einer Ausstiegsklausel in Höhe von 75 Millionen Euro den BVB nach dieser Saison verlassen und wird seit Monaten immer wieder mit verschiedenen Clubs in Verbindung gebracht.
Der Finanzdienstleister Hypoport hat von dem starken Wachstum seines Kreditplattform-Segments profitiert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte im vergangenen Jahr um knapp ein Drittel auf 47,7 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 446 Millionen Euro - dabei verzeichnete das Segment Kreditplattform mit einem Umsatzplus von 22 Prozent den größten Zuwachs.
Deutschland will als Ersatz für Tornado-Kampfflugzeuge F35-Jets des US-Herstellers Lockheed Martin kaufen. Das kündigte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht in Berlin an. Im Gespräch waren auch Eurofighter des europäischen Flugzeugbauers Airbus gewesen. Der Auftrag bei Lockheed Martin, dem größten Rüstungskonzern der Welt, dürfte ein Volumen von mehr als 4 Milliarden Euro haben.
Einem Tweet von Tesla-Chef Elon Musk zufolge sind der US-Elektroautobauer und das Weltraumunternehmen SpaceX einem erheblichen Inflationsdruck bei Rohstoffen und Logistik ausgesetzt. Tesla hatte bereits in der vergangenen Woche die Preise für einige Modelle erhöht. Tesla-Aktien haben seit Jahresbeginn rund 25 Prozent ihres Werts eingebüßt.
Der Konzern will derweil am 22. März die ersten Autos in seiner deutschen Fabrik in Grünheide im Rahmen einer Veranstaltung ausliefern. Dazu wird voraussichtlich auch Konzernchef Elon Musk erwartet. In einer ersten Phase ist geplant, dass Tesla in Grünheide mit rund 12.000 Beschäftigten rund 500.000 Autos im Jahr herstellt. Die endgültige Genehmigung für die Fabrik hatten die Behörden erst kürzlich unter Auflagen erteilt. Zuvor hatte Tesla mit rund 20 vorzeitigen Zulassungen auf eigenes Risiko gebaut.