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Marktbericht

Nasdaq weiter im Aufwind US-Anleger werden mutiger

Stand: 27.01.2023 22:21 Uhr

Vor der wichtigen Zinssitzung der Notenbank Federal Reserve (Fed) verbreitet sich an der Wall Street vorsichtiger Optimismus. Vor allem für Tech-Aktien steigt der Risikoappetit der Anleger.

An der New Yorker Weltleitbörse haben sich die Anleger zum Wochenschluss weiter vorgewagt. Vor allem Technologieaktien stiegen weiter in der Gunst der Investoren und bescherten der Nasdaq einen weiteren Gewinntag. Der Composite-Index gewann 0,95 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,96 Prozent vor und weist damit ein Wochenplus von 4,7 Prozent aus.

Zwar konnte der Dow-Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent auf 33.978 Punkte nicht mithalten. Die Richtung zeigte aber auch beim Dow zuletzt klar nach oben. Der S&P-500-Index, in dem sowohl Standard- als auch Tech-Aktien enthalten sind, gewann 0,25 Prozent auf 4070 Punkte.

Für einen Lichtblick an den Börsen sorgt derzeit eine sich abschwächende Teuerung, die Hoffnungen auf ein Ende der aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed schürt. Der Index der persönlichen Konsumausgaben (PCE), der bevorzugte Inflationsmaßstab der Fed, zeigte im vergangenen Monat einen Anstieg um 0,1 Prozent nach einem ähnlichen Anstieg im November. Der Preisindex stieg im Jahresvergleich um 5,0 Prozent. Im November hatte die Rate noch bei 5,5 Prozent gelegen.

Analysten gehen mit Blick auf die Fed-Sitzung am Mittwoch momentan von einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte und damit mit einer deutlichen Verlangsamung des Zinszyklus aus.

Neben den Zinshoffnungen stand der Fortgang der Berichtssaison im Fokus der Anleger. Unter den Einzelwerten in New York wechselten sich positive und negative Überraschungen auch heute wieder ab.

Tesla konnte dabei an seine alten Glanzzeiten als Anlegerliebling anknüpfen. Nach den positiv aufgenommenen Zahlen des E-Autobauers in dieser Woche sprangen Privatanleger auf den fahrenden Zug auf und stellten laut Vanda Research einen neuen Tagesrekord für Käufe bei der Aktie auf. Tesla-Papiere sprangen um 11,0 Prozent auf 177,90 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit mehr als anderthalb Monaten. Auf Wochensicht verzeichnete die Aktie ein Plus von rund 33 Prozent.

Unter den Einzelwerten stand das Intel-Papier besonders im Fokus, das nach sehr schwachen Quartalszahlen am Vorabend zur Eröffnung um über zehn Prozent nachgab, seine Verluste aber am Ende eingegrenzt hat. Die Aktie blieb mit einem Minus von 6,41 Prozent allerdings am Dow-Ende.

Der Rekordeinbruch der PC-Absätze lastete schwer auf dem Intel-Umsatz und war deutlich stärker als erwartet. Für das laufende erste Quartal prognostizierte der Konzern statt eines bisher erwarteten bereinigten Gewinns von 24 Cent je Aktie einen Verlust von 15 Cent. Intel-Chef Pat Gelsinger sagte, er erwarte eine der größten Wertberichtigungen des Lagerbestands, die man in der Branche jemals gesehen habe.

Das Gegenmodell zu Intel waren heute die Papiere des Kreditkartenriesen American Express, die um 10,57 Prozent nach oben schossen und den Leitindex anführten. Trotz höherer Kreditrückstellungen im Quartal gefällt den Investoren besonders der zuversichtliche Ausblick des Finanzkonzerns. Konzernchef Stephen Squeri dämpfte Konjunktursorgen nach der Bilanzvorlage: "Wir sehen keine Rezessionssignale", sagte er dem US-Portal "Yahoo Finance". Das ist genau, was man an der Börse hören will.

Auch der Kreditkarten-Riese Visa verdient trotz hoher Inflation und Rezessionssorgen weiter glänzend. Im ersten Geschäftsquartal (bis Ende Dezember) legten die Erlöse im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar zu. Der Nettogewinn kletterte um sechs Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar. Visa-Aktien kletterten um 2,99 Prozent.

Am deutschen Aktienmarkt fehlt weiter der zündende Funke. Der DAX bewegte sich wie schon die gesamte Woche auch heute in einer engen Handelsspanne etwas oberhalb der Marke von 15.000 Punkten und verzeichnet im Wochenvergleich immerhin ein kleines Plus von 0,8 Prozent. Am Ende des heutigen Handelstages stand ein leichter Gewinn von 0,11 Prozent auf 15.150 Punkte an der Anzeigetafel. Das Tages- und Wochenhoch lag bei 15.186 Punkten, das Tief bei 15.077 Zählern.

Besser lief es auch heute für die Werte aus der zweiten Reihe, der industrie- und exportlastige MDAX gewann knapp ein Prozent auf 29.075 Punkte. Im Wochenvergleich kletterte der Index damit um 2,1 Prozent.

"Der Enthusiasmus zu Beginn des Jahres scheint ein wenig der Vorsicht gewichen zu sein", urteilte der Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets. Er sprach von einer Pause an den europäischen Börsen im Vergleich zu den US-Börsen, die in dieser Woche etwas aufgeholt hätten.

Relativ wenig Inspiration kommt bisher von der laufenden US-Berichtssaison, wo sich positive und negative Überraschungen auch heute wieder abwechselten. "Die Anleger sind verunsichert", erklärt IG-Analyst Christian Henke. "Zum einen schüren durchwachsene Quartalsberichte und angekündigte Entlassungen Rezessionsängste, zum anderen gibt sich die US-Wirtschaft keine Blöße und wächst trotz aller Widrigkeiten."

Gestern hatte das US-BIP für das vierte Quartal mit einem Wachstum von 2,9 Prozent überraschend über den Erwartungen der Märkte und Analysten gelegen.

Den Knoten zerschlagen könnte in der kommenden Woche (mal wieder) die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die ihren Zinszyklus aller Voraussicht nach mit einer weiteren Zinserhöhung um 25 Basispunkte fortsetzen wird. So jedenfalls die Erwartung des Marktes. Mehr als die bereits als ausgemacht geltende Zinserhöhung dürfte aber der Ausblick der Bank im Kampf gegen die Inflation von Bedeutung sein.

"Es ist gut vorstellbar, dass Fed-Präsident Jerome Powell den Börsianern recht deutlich sagt, dass sich ihre Erwartung an Zinssenkungen ab dem Herbst nicht erfüllen wird." Das könnte die durch den Rückgang der Inflation entfachte Börsenrally abwürgen, meint Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Umgekehrt könnte ein Hinweis auf das bevorstehende Ende der geldpolitischen Straffungen für Erleichterung sorgen.

Anders die Europäische Zentralbank (EZB), deren Zyklus noch in vollem Gang ist, wie zuletzt auch Bankchefin Christine Lagarde betonte. Am 22. Februar trifft sich der EZB-Rat in der finnischen Hauptstadt Helsinki, eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte wird erwartet.

Update Wirtschaft vom 27.01.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Der Euro hat sich im späteren US-Handel nur wenig bewegt. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete an der Wall Street 1,0867 US-Dollar. In der Nacht zum Freitag hatte sie noch bei 1,09 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0865 (Donnerstag: 1,0895) Dollar fest.

Etwas belastet wurde der Euro durch robuste Konjunkturdaten aus den USA. So hat sich das Verbrauchervertrauen laut einer Umfrage der Universität von Michigan im Januar stärker als erwartet aufgehellt. Auch Daten von US-Immobilienmarkt fielen besser als erwartet aus. Die Feinunze Gold wurde bei 1929 Dollar wenig verändert gehandelt.

Die Einkommen der US-Verbraucher sind im Dezember gestiegen. Die Einnahmen der privaten Haushalte legten gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent zu, wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Die Konsumausgaben gaben hingegen um 0,2 Prozent nach. Beides war von Volkswirten erwartet worden.

Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 0,8 Prozent weniger, der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,5 Prozent.

Belastet wurden die Ölpreise durch einen gestiegenen Dollarkurs. Das stärker als erwartet gestiegene US-Konsumklima der Uni Michigan stützte am Nachmittag den Dollar. Ein höherer Dollar macht Rohöl für Käufer aus anderen Währungsräumen teurer.

Die zu Ende gehende Woche verlief am Rohölmarkt ruhig. Hoffnungen liegen am Ölmarkt in dem weniger strengen Corona-Kurs Chinas. Nach der Abkehr von den äußerst strikten Pandemie-Vorkehrungen wird auf eine konjunkturelle Belebung mit steigendem Energieverbrauch gesetzt. Das unterstützt die Erdölpreise.

Das Ölförderkartell Opec+ wird nach Einschätzung der Commerzbank an seiner Förderpolitik festhalten. Das ministerielle Beobachtungskomitee trifft sich am kommenden Mittwoch. Es dürfte laut Commerzbank empfehlen, dass das erweiterte Produktionskartell an der vereinbarten Produktionsmenge festhält, obwohl Länder wie Nigeria und Angola ihre Förderziele merklich unterschreiten.

Größter DAX-Verlierer war die Vorzugsaktie des Göttinger Laborausrüsters Sartorius. Die Experten der Privatbank Berenberg haben den Titel von "Buy" auf "Hold" herabgestuft. Die Papiere der französischen Tochter Sartorius Stedim Biotech böten aus Bewertungsgründen ein besseres Risiko-Gewinn-Verhältnis. Die Anlegerinnen und Anleger machten nach den Gewinnen der Vortage Kasse, hieß es auf dem Parkett.

Ver.di ruft erneut zu Warnstreiks bei der Post auf

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di erhöht im Tarifkonflikt mit der Post den Druck mit weiteren Warnstreiks. Für heute ruft ver.di bundesweit Beschäftigte in ausgewählten Betrieben in den Paket- und Briefzentren sowie in der Paket-, Brief- und Verbundzustellung zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen auf.

Airbus will auch in diesem Jahr weltweit 13.000 neue Mitarbeiter einstellen, davon rund 7000 auf neu geschaffene Stellen. Die neuen Mitarbeiter sollten die geplante Produktionsausweitung bei Jets unterstützen und in den Konzernsparten Rüstung, Raumfahrt und Hubschrauber zum Einsatz kommen.

An der Börse hielt Airbus aber zusammen mit Sartorius die rote Laterne im DAX. Bei dem Flugzeugbauer sehen die Analysten von Jefferies die zu erwartenden Jahresprognosen als Bremsklotz für die Aktie, weswegen sie ihre Bewertung auf "Hold" von "Buy" heruntersetzten.

Die Lufthansa und das italienische Finanzministerium haben eine Absichtserklärung für den Einstieg des deutschen Konzerns bei der Fluglinie Ita Airways unterschrieben. Damit kommt die Lufthansa der geplanten Übernahme des Alitalia-Nachfolgers näher.

Mit der Erklärung werden exklusive Verhandlungen zwischen dem Staat als aktuellem Alleineigner von Ita und dem Frankfurter Unternehmen eingeleitet, wie das Ministerium mitteilte. Weitere Details werden nicht veröffentlicht, wie es außerdem hieß. Die Lufthansa will zunächst eine Minderheit an der Airline übernehmen mit dem Ziel, später die gesamte Ita in ihren Besitz zu bringen.

Der Internet- und Telekomkonzern United Internet und der Finanzinvestor Warburg Pincus haben die Preisspanne für den geplanten Börsengang ihrer Hosting-Tochter Ionos festgelegt. Bis zu insgesamt 17,3 Prozent der Anteile von Ionos sollen für einen Stückpreis von 18,50 bis 22,50 Euro angeboten werden.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley wird ihr Aktienpaket an dem Windpark-Projektentwickler PNE vorerst nicht verkaufen. Die Gespräche mit potenziellen Interessenten über einen vollständigen Erwerb der Beteiligung an PNE würden derzeit nicht weitergeführt, teilte das im SDAX notierte Unternehmen nach Börsenschluss in Cuxhaven mit. Dies habe Morgan Stanley Infrastructure beziehungsweise die von ihr kontrollierte Photon gegenüber dem Vorstand von PNE erklärt. Die PNE-Aktie gab nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate nach.

H&M rutscht zum Jahresende in die roten Zahlen. Steigende Produktionskosten und Energiepreise sowie der Rückzug aus Russland haben dem schwedischen Textilriesen H&M die Bilanz verhagelt. Das Unternehmen vermeldete einen Rückgang des Nettogewinns für das gesamte Jahr 2022 um 68 Prozent auf 3,6 Milliarden Kronen (gut 321 Millionen Euro).

Dem Luxusgüter-Konzern LVMH ist 2022 ein Rekordjahr gelungen. Umsatz und Gewinn legten prozentual zweistellig zu. Unter den vielen Marken des Konzerns ragte Louis Vuitton mit einem Jahresumsatz von über 20 Milliarden Euro positiv heraus. Die LVMH-Aktie markiert daraufhin an der Pariser Börse ein neues Rekordhoch. LVMH ist mit einem Börsenwert von rund 406 Milliarden Euro der mit Abstand wertvollste Konzern der Eurozone.

Das angeschlagene US-Einrichtungshaus Bed Bath & Beyond ist mit einer Kreditrückzahlung im Verzug. Bed Bath & Beyond prüft nun alle strategischen Alternativen bis hin zu einem Konkurs.

Der Monopoly-Hersteller Hasbro will im laufenden Jahr 1000 Vollzeitstellen streichen. Das entspricht rund 15 Prozent der Belegschaft. Der US-Spielehersteller begründete den Schritt mit notwendigen Kostensenkungen angesichts des konjunkturellen Gegenwindes.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Januar 2023 um 09:25 Uhr im "Update Wirtschaft".