Bessere Wirtschaftslage Welche Firmen mehr einstellen wollen
Die Konjunkturaussichten hellen sich auf - mit Folgen für den Arbeitsmarkt. Laut einer ifo-Studie planen Unternehmen einiger Branchen mehr Neueinstellungen. Tausende Stellen schafft alleine der Flugzeug-Hersteller Airbus.
Die Bereitschaft der Unternehmen in Deutschland zu Neueinstellungen ist angesichts schwindender Rezessionsängste gestiegen. Das ifo-Beschäftigungsbarometer kletterte im Januar auf 100,2 Punkte, Im Dezember waren es noch 99,6 Punkten gewesen, teilte das Institut zu seiner Umfrage unter 9000 Firmen mit. Das ist der höchste Stand seit August 2022. "Der schwindende Pessimismus in der deutschen Wirtschaft zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.
Industrie besonders optimistisch
In der Industrie ist das Beschäftigungsbarometer merklich gestiegen. "Insbesondere im Maschinenbau und der Elektroindustrie werden neue Mitarbeiter gesucht", sagte Wohlrabe. Auch bei den Dienstleistern hat die Einstellungsbereitschaft zugenommen. Besonders in der IT-Branche sind viele Stellen unbesetzt. "Die Entlassungen bei großen IT-Firmen sind eine Chance für viele kleine und mittlere Betriebe, neue Mitarbeiter einzustellen", hieß vom ifo-Institut.
Im Handel halten sich Einstellungs- und Entlassungspläne in etwa die Waage. Im Bauhauptgewerbe gibt es trotz des schwierigen Umfelds - etwa steigenden Material- und Zinskosten bei sinkenden Aufträgen - leicht positive Beschäftigungserwartungen.
Leichtes Wachstum erwartet
Hintergrund sind die zuletzt gestiegenen Konjunkturerwartungen. Die Bundesregierung rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 0,2 Prozent, nachdem im Herbst noch ein Minus von 0,4 Prozent vorausgesagt worden waren. "Die Zahlen, die wir gestern im Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt haben, sind nicht gut", räumte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein. Aber die Lage sei besser als lange befürchtet.
Am Arbeitsmarkt wird ein anhaltender Aufschwung erwartet. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte am Jahresende mit rund 45,7 Millionen ein Rekordhoch. "Dieser Trend des Beschäftigungsaufbaus dürfte auch in diesem Jahr anhalten", heißt es im Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung. "Der Arbeitskräftebedarf ist in vielen Bereichen trotz der konjunkturellen Abkühlung hoch."
Hohe "Stille Reserve"
Kritisch ist laut einer aktuellen Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dass sich insbesondere der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren in vielen Bereichen weiter verschärfen werde, vor allem im Verkauf, in Kitas, der Sozialarbeit und Krankenhäusern. Um die drohende Personallücke zu schließen, müssten vor allem mehr Menschen in Arbeit gebracht werden - und später in den Ruhestand gehen. "Wenn wir es schaffen, die Babyboomer nur etwas länger arbeiten zu lassen, wäre uns bereits enorm geholfen", sagte Studienautor Alexander Burstedde.
Wie heute das Statistische Bundesamt mitteilte, wünschen sich derzeit rund 3,1 Millionen Erwerbslose in Deutschland eigentlich Arbeit. Die Menschen im Alter zwischen 15 und 74 Jahren stehen aus unterschiedlichen Gründen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Sie werden als "Stille Reserve" bezeichnet und machen rund 17 Prozent derjenigen aus, die nicht erwerbstätig sind.
Die "Stille Reserve" umfasst 1,4 Millionen Personen, die nicht kurzfristig auf dem Jobmarkt verfügbar sind - zum Beispiel, weil sie Angehörige versorgen müssen oder nicht aktiv nach Arbeit suchen, weil sie glauben, keinen passenden Job finden zu können. Dazu kommt eine dritte, besonders arbeitsmarktferne Gruppe von Menschen, die weder suchen noch verfügbar sind, in der Mikrozensus-Befragung aber einen generellen Arbeitswunsch geäußert haben. Hier geht es um 1,8 Millionen Personen.
Airbus will mehr Jets produzieren
Dass vor allem Industrieunternehmen einstellen und Fachkräfte suchen, zeigt das Beispiel Airbus. Der Flugzeugbauer Airbus will auch in diesem Jahr weltweit 13.000 neue Mitarbeiter rekrutieren, davon rund 7000 auf neu geschaffene Stellen. Die neuen Mitarbeiter sollten die geplante Produktionsausweitung bei Jets unterstützen und in den Konzernsparten Rüstung, Raumfahrt und Hubschrauber zum Einsatz kommen, so das deutsch-französische Unternehmen. Laut Airbus sind im vergangenen Jahr genauso viele Mitarbeiter eingestellt worden, die Stellenzahl betrage derzeit gut 130.000.
Gleichzeitig hatte die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM mitgeteilt, dass sie ihre Flotte mit weiteren Großraumjets von Airbus erneuern möchte. Der Auftrag umfasst vier Frachtflugzeuge vom neuen Typ A350F und drei Passagierjets vom Typ A350-900. Die Frachter sollen ältere Jumbos von Typ Boeing 747F ersetzen. Damit erwartet Air France den Angaben zufolge nun insgesamt 41 Jets der A350-Reihe.