Nasdaq unter Druck US-Anleger meiden das Risiko
Im Vorfeld des Zinsentscheids der Notenbank Federal Reserve am Mittwoch haben sich die Anleger aus dem Markt zurückgezogen. Gewinnmitnahmen gab es vor allem an der Technologiebörse Nasdaq.
Vor der erwarteten Zinserhöhung der US-Notenbank in dieser Woche machten Anleger an der Wall Street vereinzelt Kasse. Nach den deutlichen Gewinnen zum Jahresauftakt standen zum Wochenstart vor allem Technologiewerte auf den Verkaufszetteln. Sie hatten zuletzt deutlich aufgeholt, weil eine Abkühlung der Inflation und eine Verlangsamung der Wirtschaft Anleger auf ein langsameres Tempo bei den Zinsschritten hoffen ließ.
An der Technologiebörse Nasdaq schloss der Composite-Index um 1,96 Prozent leichter bei 11.393 Punkten. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gab ebenfalls deutlicher um 2,09 Prozent nach auf 11.912 Punkte und fiel damit wieder unter die Marke von 12.000 Punkten. Besser hielt sich der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte. Er rutschte am Ende um 0,77 Prozent auf 33.717 Zähler ab, baute dabei aber seine Verluste im Handelsverlauf nach zunächst uneinheitlichem Start ebenfalls aus. Der marktbreite S&P-500-Index ging um 1,3 Prozent leichter aus dem Handel.
Immer mehr rückt die Zinssitzung der Notenbank Federal Reserve ins Visier der Anleger. Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte ist ausgemachte Sache, von Bedeutung aber werden die Aussagen von Bankchef Jerome Powell sein, wie es im Zinszyklus weitergeht.
"Angesichts der nach wie vor angespannten Lage auf dem US-Arbeitsmarkt, der hohen Kerninflation und der sich entspannenden Finanzbedingungen wird der Fed-Vorsitzende Powell einen aggressiven Ton anschlagen und betonen, dass eine Rücknahme der Zinserhöhung um 25 Basispunkte nicht bedeutet, dass eine Pause bevorsteht", sagte Bruce Kasman, Chefvolkswirt bei JPMorgan. Kasman geht auch davon aus, dass sich Fed-Chef Jerome Powell weiter gegen eine Einpreisung von Zinssenkungen im Laufe dieses Jahres wehren wird.
Die Woche hält neben dem Zinsentscheid der Fed aber auch weitere Quartalszahlen bereit, insbesondere von den hochbewerteten Techgrößen Apple, Amazon, Alphabet und der Facebook-Mutter Meta. Auch Standardschwergewichte wie Pfizer oder McDonald's legen Bilanzdaten vor. Insgesamt ist eine weitere Zahlenflut und damit eine sehr intensive weitere Börsenwoche zu erwarten.
Eine Schlappe vor Gericht im Rechtsstreit um die erhobenen Vorwürfe, seine Talkprodukte wie Babypuder seien krebserregend, setzte unterdessen dem Dow-Jones-Schwergewicht Johnson & Johnson zu.
Die Anteilsscheine des US-Pharma- und Konsumgüterkonzerns gaben 3,7 Prozent nach, nachdem ein US-Berufungsgericht es abgelehnt hatte, den milliardenschweren Rechtsstreit mit Hilfe eines Konkurses des Geschäftsbereichs LTL Management beizulegen. Der Konzern hatte LTL gegründet und die Verbindlichkeiten rund um seine talkhaltigen Produkte ausgegliedert sowie den Geschäftsbereich in Konkurs gehen lassen. Das Berufungsgericht wies den LTL-Antrag nach Chapter 11 ab, weil die Einheit nur geschaffen worden sei, um Zugang zum Konkurssystem zu erhalten. Johnson & Johnson kündigte an, das Urteil anzufechten, und bekräftigte, seine Talkprodukte seien sicher.
Auch zum Start der neuen Handelswoche hat sich der DAX weiter in einer engen Handelsspanne um die Marke von 15.000 Punkten bewegt. Ein Muster, das jetzt schon seit Mitte Januar zu erkennen ist. Er kann damit nicht an die Gewinne der ersten beiden Januar-Wochen anknüpfen und befindet sich weiter im Seitwärtstrend.
Der Index schloss heute bei 15.126 Punkten letztlich um 0,16 Prozent tiefer und damit wenig verändert. Das Tageshoch lag bei 15.161 Punkten. Eine kurze Schwächephase am Mittag, die den Index bis auf sein Tagestief bei 14.988 Zählern drückte, wurde im Gefolge überwunden. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, verlor allerdings deutlicher und beendete den Handel bei 28.869 Zählern um 0,71 Prozent im Minus
Die Stimmung am Markt litt heute unter schwachen heimischen Konjunkturdaten. So ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Oktober bis Dezember überraschend um 0,2 Prozent geschrumpft. Ökonomen hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet. Diese rückläufige Wirtschaftsaktivität facht wiederum Rezessionsängste an.
"Die Konsumenten sind nicht immun gegen die Erosion ihrer Kaufkraft durch eine rekordhohe Inflation", erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Für eine - wenn auch milde - Rezession spricht auch, dass die Zentralbanken in vielen Ländern wegen der Inflation ihre Zinsen massiv erhöhen mussten."
Die Zentralbanken müssen bei der Inflationsbekämpfung darauf achten, dass sie nicht gleichzeitig die Konjunkturentwicklung abwürgen, sprich über das Ziel hinausschießen. Diese Gefahr ist in Zinserhöhungszyklen latent und sorgt immer wieder für Besorgnis und im Vorfeld neuer Entscheidungen für Zurückhaltung bei den Anlegern - so auch aktuell.
"Nach der euphorischen Hoffnung im gesamten ersten Monat des Jahres könnte nun die Angst und Unsicherheit die Aktienmärkte im Februar wieder abkühlen lassen", kommentierte Marktexperte Salah Bouhmidi vom Broker IG Europe.
Am Mittwoch macht die US-Notenbank Federal Reserve den Auftakt. Anleger rechnen zu quasi 100 Prozent mit einer Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte, das Überraschungspotenzial geht gegen Null. Interessanter dürften dagegen die Aussagen zum weiteren Zinspfad ausfallen, betont Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest.
Die Europäische Zentralbank (EZB) folgt der Fed (mal wieder) zeitverzögert. "Die Marktteilnehmer antizipieren hier zwei Erhöhungen à 50 Basispunkte für Februar und März", so Rethfeld. Der Leitzins würde bis Mitte 2023 um 150 Basispunkte steigen.
Am Donnerstag steht überdies der Zinsentscheid der Bank of England auf der Agenda. Auch hier wird am Markt mit einem Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten gerechnet.
Der Euro hat heute einen zeitweisen Gewinne zum US-Dollar nicht behaupten können. Einem Anstieg bis über 1,09 Dollar nach überraschend hohen Inflationsdaten aus Spanien folgte ein sukzessiver Kursrückgang. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt noch 1,0848 Dollar. In der Vorwoche hatte der Euro bei 1,0929 Dollar den höchsten Stand seit April vergangenen Jahres markiert.
Er profitierte zuletzt von der Aussicht auf eine stärkere Zinserhöhung durch die EZB als von der Fed. Dadurch verringert sich die Leitzinslücke zwischen den beiden Währungsräumen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0903 (Freitag: 1,0865) Dollar fest.
Die steigende Nervosität der Anleger vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank drückte auch den Ölpreis. Rohöl der Sorte Brent verbilligte sich um 1,4 Prozent, der Preis für die US-Sorte WTI gab rund 1,6 Prozent nach. Die von Analysten erwartete Zinsanhebung um 0,25 Prozent durch die Fed könnte Investoren zufolge die Nachfrage nach Öl drücken, da sich die Kreditkosten erhöhen.
Ein Berater-Gremium des OPEC+-Ölkartells dürfte Insidern zufolge in dieser Woche eine unveränderte Fördermenge empfehlen. Das virtuelle Treffen des Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) ist für Mittwoch angesetzt. Eine Empfehlung zur Änderung der gegenwärtigen Förderpolitik sei unwahrscheinlich, sagten vier OPEC+-Delegierte am Montag der Nachrichtenagentur "Reuters".
Die OPEC+ - zu der auch Russland gehört - hatte sich im Oktober verständigt, das Produktionsziel bis Ende 2023 um zwei Millionen Barrel pro Tag zu senken. Damals war das Kartell einer Empfehlung des JMMC gefolgt.
Der Softwareanbieter Atoss will die Ausschüttung an die Aktionäre kräftig erhöhen. Insgesamt seien 2,83 Euro je Aktie geplant, teilte das im SDAX notierte Unternehmen am Abend nach Börsenschluss mit. Die Ausschüttung enthalte eine Dividende von 1,83 Euro sowie eine Sonderdividende von 1,00 Euro je Aktie. Im Vorjahr hatte Atoss eine Dividende von 1,82 Euro ausgeschüttet.
Auch im abgelaufenen Jahr sei mit rund 26 Millionen Euro ein operativer Mittelzufluss auf einem "sehr hohen Niveau" erzielt worden, teilte der Konzern weiter mit. Die vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2022 sollen am 31. Januar veröffentlicht werden. Am 28. April soll dann die Hauptversammlung den Dividendenvorschlag beschließen.
Die Commerzbank sieht sich dank schwarzer Zahlen im vergangenen Jahr bereit für einen Aufstieg in den DAX. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe 2022 knapp 3,4 Milliarden Euro erreicht, teilte das im MDAX notierte Institut auf Basis vorläufiger Zahlen mit.
"Wir haben uns dazu entschieden, das Ebitda der Commerzbank für das Jahr 2022 bereits jetzt zu veröffentlichen, um die Unternehmen der Deutschen Börse in die Lage zu versetzen, uns mit nunmehr zwei verlustfreien Jahren in Folge als Nachfolgekandidat für Linde im DAX 40 berücksichtigen zu können", erklärte Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp.
Wenige Stunden nach Beginn der Zeichnungsfrist hat der Börsenkandidat Ionos einer der begleitenden Banken zufolge bereits Interessenten für sämtliche angebotenen Aktien gefunden. Die Bücher seien gefüllt, teilte JPMorgan mit. Die Erstnotiz der United-Internet-Tochter Ionos ist für den 8. Februar geplant.
Deutz hat sich den längerfristigen Zugriff auf bestimmte Motoren von Daimler Truck gesichert. Ein Teil der Rechte an den Motoren oder Lizenzen wird in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrags in bar bezahlt, ein weiterer Teil über die Ausgabe neuer Aktien, die direkt an Daimler Truck gehen. Der DAX-Konzern wird mit etwas mehr als vier Prozent größter Einzelaktionär von Deutz.
Volkswagen-Chef Oliver Blume will auf die jüngsten Preissenkungen des Konkurrenten Tesla nicht mit Preisnachlässen für die eigenen Elektrofahrzeuge reagieren. Unterdessen geht Finanzchef Arno Antlitz davon aus, dass sich die milliardenschweren Forschungs- und Entwicklungsausgaben spätestens ab 2026 auszahlen werden.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger fordert vor einem Branchentreffen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Aufstockung des deutschen Wehretats, unabhängig vom 100 Milliarden-Euro-Sonderfonds. "Wir brauchen Entscheidungen über das Budget", sagte der Manager im Reuters-Interview. "Die 51 Milliarden Euro im Einzelplan 14 werden nicht reichen, um alles beschaffen zu können. Und die 100 Milliarden sind bereits verplant und teils schon durch die Inflation aufgezehrt."
Beim deutschen Windparkentwickler PNE entweicht die Übernahmefantasie. Anleger reagierten enttäuscht auf den Stopp der Verkaufsgespräche des Großaktionärs Morgan Stanley für dessen Aktienpaket. Das sorgte am Morgen für massive Kursverluste. Die Papiere fielen mit bis zu 18 Prozent Abschlag auf ein Tief seit September zurück.
Beim Technologiekonzern Ams Osram kommt es zu einem überraschenden Wechsel an der Unternehmensspitze. Alexander Everke tritt nach sieben Jahren als Geschäftsführer des Unternehmens von seinem Posten zurück, wie Ams Osram am Abend mitteilte. Ein Nachfolger für Everke ist bereits gefunden. Es ist Aldo Kamper, der vom deutschen Automobilzulieferer Leoni zu Ams Osram zurückkehrt.
Kamper ist der Mitteilung zufolge seit 2018 bei Leoni Chef, bekleidete zuvor aber während 15 Jahren verschiedene Führungspositionen bei Osram, zuletzt als Leiter der Geschäftseinheit Opto Semiconductors. Als neuer Chef werde er die strategische Ausrichtung des Unternehmens fortführen und weiterentwickeln, heißt es.
Der japanische Autoriese Toyota hat beim globalen Absatz seinen Spitzenplatz abermals behauptet und trotz eines leichten Rückgangs seinen Rivalen Volkswagen auf Abstand gehalten. Die Konzerngruppe setze 2022 weltweit mit 10,48 Millionen Fahrzeugen 0,1 Prozent weniger ab als im Vorjahr. VW musste derweil ein Minus von 7,0 Prozent auf knapp 8,26 Millionen Fahrzeuge hinnehmen.
Europas größter Billigflieger Ryanair hat im Weihnachtsquartal einen Gewinn eingeflogen. Mit gut 202 Millionen Euro traf der Überschuss im dritten Geschäftsquartal bis Ende Dezember fast genau die Anfang Januar angekündigte Höhe von etwa 200 Millionen. Im zweiten Corona-Winter ein Jahr zuvor hatte der Erzrivale der Lufthansa-Tochter Eurowings noch mit 96 Millionen Euro in den roten Zahlen gesteckt.
Während in Australien die Suche nach einer winzigen radioaktiven Kapsel auf Hochtouren läuft, hat sich der britisch-australische Bergbauriese Rio Tinto für den Vorfall entschuldigt. Die nur millimetergroße Kapsel war beim Transport von einer Mine nördlich der Bergbaustadt Newman zu einem Depot nahe der Großstadt Perth offenbar von einem Lastwagen gefallen - neuesten Angaben zufolge irgendwann nach dem 12. Januar und irgendwo auf der 1400 Kilometer langen Strecke.