Volatile US-Märkte Die Nasdaq fängt sich
Den großen US-Börsen ist ein dritter Verlusttag heute erspart geblieben. Die Lage bleibt aber angespannt, denn massive Zinsängste lasten weiterhin auf den Märkten.
Vor allem Technologieaktien haben sich in der zweiten Sitzungshälfte an der Wall Street im Verlauf noch erholt und drehten ins Plus. Auch der Leitindex Dow Jones und der marktbreite S&P-500-Index schafften den Sprung in die Gewinnzone, so dass die US-Aktienmärkte heute eine veritable Berg- und Talfahrt durchliefen.
So lag der Leitindex Dow Jones im Tagestief bei 34.190 Zählern, um sich dann in der Spitze um über 500 Punkte auf 34.705 Punkte zu erholen - am Ende blieb ein ein Tagesgewinn von letztlich 0,25 Prozent auf 34.583 Punkte.
Auch für die Nasdaq ging es nach zwei Verlusttagen zuletzt am Ende leicht um 0,1 Prozent bergauf. Die Tech-Börse hatte dabei rund vier Prozent verloren. Gleiches galt für den Auswahlindex Nasdaq 100, der um 0,23 Prozent zulegte auf 14.531 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 4500 Zählern um 0,43 Prozent ebenfalls höher aus dem Handel.
Zuletzt war unter anderem befürchtet worden, dass deutlich steigende Zinsen die Finanzierungskosten der sehr wachstumsorientierten Tech-Werte erhöhen können. Ferner verringern anziehende Zinsen den heutigen Wert der hohen Gewinne, den die Tech-Unternehmen in der Zukunft erwirtschaften wollen.
Für etwas Beruhigung sorgte heute, dass die Rendite für zehnjährige Staatspapiere nicht mehr so stark anzog wie zuletzt. Sie bleibt aber bei 2,66 Prozent auf dem höchsten Stand seit drei Jahren. Auch solide Daten vom Arbeitsmarkt halfen.
Die Erholung im Tagesverlauf ändert nichts an Tatsache, dass die Notenbank Federal Reserve auf dem Weg ist, die Zinsen deutlich zu erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Zudem soll die Bilanz der Fed deutlich verringert werden, was dem Markt Liquidität entzieht. Diese Aussichten dürfte die Anleger weiter in Atem halten, zudem bleibt der Ukraine-Krieg ein stetiger Belastungsfaktor auch an der Wall Street.
"Der Markt ist vorsichtig", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter Dakota Wealth Management. Zwar sei die Beschäftigungssituation am Arbeitsmarkt stark, allerdings stiegen die Kreditkosten für die Unternehmen an.
Apropos Arbeitsmarkt: In den USA haben in der vergangenen Woche so wenig Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt wie seit mehr als fünf Jahrzehnten nicht mehr. Insgesamt stellten 166.000 Amerikanerinnen und Amerikaner einen Erstantrag auf Geld vom Staat, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Analysten hatten mit 200.000 Anträgen gerechnet, nach revidiert 171.000 in der Woche davor. Auch Mitte März gab es nach revidierten Daten 166.000 Anträge. Niedriger war der Wert zuletzt im November 1968.
Der starke Arbeitsmarkt ist derzeit ein zweischneidiges Schwert. Zwar zeigt er eine fundamentale Stärke der Wirtschaft an, gleichzeitig ist die Erholung aber auch ein Zeichen für die Notenbank, an der Zinsschraube zu drehen, um Lohnexzesse und damit steigenden Inflationsdruck zu verhindern. Die Erholung des Jobmarkts von der Corona-Pandemie ist so weit fortgeschritten, dass Volkswirte das Wort Vollbeschäftigung wieder in den Mund nehmen.
Bei den Nachrichten aus dem Unternehmenssektor fällt mal wieder Starinvestor Warren Buffett auf. Denn dessen Beteiligungsgesellschaft steigt in großem Stil beim Computer-Konzern HP Inc ein. In der Nacht auf Donnerstag gab Berkshire Hathaway in Pflichtmitteilungen an die US-Börsenaufsicht bekannt, in mehreren Transaktionen rund 121 Millionen Aktien von HP gekauft zu haben.
Auf Basis des jüngsten Schlusskurses ist das Paket rund 4,2 Milliarden Dollar (3,9 Mrd Euro) wert und macht Buffetts Konglomerat mit einem Anteil von etwa elf Prozent zum größten Einzelaktionär des Computer- und Drucker-Herstellers. Das gab HP an der Börse kräftig Auftrieb: Die Aktien legten zeitweise um mehr als 16 Prozent zu.
Wie zuletzt des Öfteren geschehen, konnte der DAX auch heute Gewinne nicht verteidigen und rutschte noch ins Minus. Am Ende stand ein Tagesverlust von 0,52 Prozent auf 14.078 Punkte. Im Tageshoch hatte der Index bei 14.315 Punkten gestanden.
Es war zunächst ein überwiegend technisch geprägter Handel nach den jüngsten Verlusten. Gestern hatte der DAX deutlich um 1,9 Prozent eingebüßt. Ein solcher Stabilisierungsversuch nicht ungewöhnlich, auch wenn er am Ende scheiterte. Anleger versuchen dabei, auf niedrigerem Niveau einzusteigen und kurzfristig Gewinne mitzunehmen.
Was derzeit aber mit hohen Risiken verbunden ist. Denn die Risiken einer Stagflation, also einer schwächer laufenden Wirtschaft bei gleichzeitig anziehender Inflation, nähmen deutlich zu, schrieb der Volkswirt Andrew Kenningham von Capital Economics.
Analysten sind derzeit ohnehin skeptisch. "Wir haben weiterhin einen giftigen Cocktail aus mehreren Zutaten an den Märkten", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die Aussicht auf wohl schnell steigende Zinsen in den USA und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs belasteten. Die Furcht vor einer Welle von Gewinnwarnungen wegen der hohen Energiepreise wachse.
Neben den fast täglichen Meldungen über neue ökonomische Hiobsbotschaften wegen des andauernden Ukraine-Kriegs liegt den Anlegern vor allem die sich immer deutlicher abzeichnende Zinswende im Magen. Sie geht maßgeblich von den USA aus, schwappt nun aber auch langsam auf Europa über.
Denn die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) lässt keine Zweifel mehr daran, dass sie angesichts der hohen Inflation die Geldpolitik deutlicher straffen will. Viele der Währungshüter plädieren dabei für einen großen Zinsschritt und halten auch mehrere solcher Erhöhungen künftig für angemessen, wie aus den Protokollen der letzten Zinssitzung hervorgeht.
Ein höherer Leitzins bedeutet eine Belastung für Aktienmärkte, weil er dafür sorgt, dass Anleihen zu einer attraktiveren Anlagealternative werden. Allerdings sinken in Phasen steigender Zinsen zunächst erst einmal die Kurse am Anleihenmarkt, also am langen Ende der Zinsstrukturkurve. Bond-Anleger reagieren oft mit einer Verkürzung der Laufzeit, um die Kursschwankungen zu begrenzen.
Angesichts der hohen Inflation nimmt auch in der EZB die Debatte über eine Zinserhöhung Fahrt auf. Wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Sitzung des EZB-Rats vom März hervorgeht, wurde intern bereits über die Bedingungen für eine Anhebung diskutiert. Dabei wurde argumentiert, dass die Voraussetzungen dafür weitgehend erfüllt seien oder sehr nahe daran seien. Eine große Zahl von Währungshütern sprach sich für umgehende weitere Schritte Richtung geldpolitischer Normalisierung aus.
Zuletzt hat sich auch Bundesbankpräsident Nagel in diese Richtung geäußert. Er erwartet eine Inflationsrate in diesem Jahr von 6 Prozent, was weit über dem EZB-Ziel von 2 Prozent liegt.
Überraschend positiv fallen die Daten zur deutschen Industrieproduktion aus. Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Februar, dem Monat des russischen Einmarsches in die Ukraine, überraschend zum fünften Mal in Folge gesteigert, wenn auch nur leicht. Ökonomen hatten mit einer Stagnation gerechnet. Die Daten sind nur eine Momentaufnahme und deshalb nur begrenzt aussagekräftig. "In den kommenden Monaten sollte die Industrieproduktion tendenziell sinken", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
In anderen wirtschaftlichen Bereichen sieht die Lage hingegen finster aus: Das Geschäftsklima für Kleinstunternehmen und Soloselbständige ist wegen des Ukraine-Kriegs abgestürzt. Nach Angaben ifo-Instituts fiel der entsprechende Index im März auf minus zehn Punkte nach plus 2,6 Zählern im Februar. "Die aufkeimende Hoffnung vom Februar ist aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine in sich zusammengefallen", fasste das Forschungsinstitut die Lage zusammen.
Die Ölpreise sind mittlerweile deutlicher abgerutscht. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostet rund 1,5 Prozent weniger und rutschte im Verlauf unter die Marke von 100 Dollar. Gestern hatte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, eine zusätzliche Freigabe aus der strategischen Ölreserve der Mitgliedsländer bestätigt.
Der von der IEA prognostizierte Ausfall des russischen Ölangebots von drei Millionen Barrel täglich ließe sich nach Berechnungen der Commerzbank für 100 Tage kompensieren. "Angesichts dieser Größenordnungen ist die zuvor bestehende Sorge vor einer Angebotsverknappung nicht mehr länger zu rechtfertigen, was sich auch in der Preisentwicklung zeigt", meint Carsten Fritsch, Rohstoffexperte bei der Commerzbank.
Am Devisenmarkt ist der Kurs des Rubels heute trotz eines geplanten neuen Sanktionspakets der EU gestiegen und hat damit die Kurserholung der vergangenen Wochen fortgesetzt. Am Morgen wurden für einen US-Dollar 79 Rubel gezahlt. Der Kurs liegt damit etwa auf dem Niveau, das er zuletzt unmittelbar vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs bei 78 Rubel hatte.
Analysten verweisen als Begründung für die Kurserholung auf den hohen Leitzins der russischen Notenbank, strenge Kapitalkontrollen und auf Überschüsse bei der Handelsbilanz durch die nach wie vor möglichen Energieexporte. Der Euro notiert im US-Handel unverändert auf niedrigerem Niveau bei etwas unter 1,09 Dollar.
Der Ölkonzern Shell muss für seinen Rückzug aus Russland milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Im Zuge des Überfalls Russlands auf die Ukraine hatte der Konzern Anfang März beschlossen, seine Geschäftstätigkeiten in Russland einzustellen. Im ersten Quartal werden Abschreibungen von vier bis fünf Milliarden US-Dollar (bis zu 4,6 Milliarden Euro) anfallen, wie Shell mitteilte. Weitere Details hierzu sollen bei der Vorlage der vollständigen Geschäftszahlen des ersten Quartals am 5. Mai veröffentlicht werden.
Die VW-Töchter Audi und Porsche planen den "eventuellen" Einstieg in die Rennserie Formel 1. Vorstand und Aufsichtsräte des VW-Konzerns und seiner Töchter bestätigten entsprechende Planungen, erklärte ein Sprecher von Volkswagen am Abend.
"Über Details werden die Marken Audi und Porsche zu einem späteren Zeitpunkt informieren", ergänzte er. Audi wurde zuletzt mit McLaren in Verbindung gebracht. Ende März sagte ein Insider, die Ingolstädter VW-Tochter wolle sich die Übernahme von McLaren eine halbe Milliarde Euro kosten lassen. Porsche wolle eine langjährige Partnerschaft mit Red Bull eingehen. Darüber hatte bereits "Business Insider" berichtet.
Mercedes-Benz hat im ersten Quartal aufgrund des anhaltenden Chip-Mangels weniger Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Von Januar bis März lieferte die Marke 501.600 Pkw aus, ein Minus von 15 Prozent. Die Marktbedingungen seien wegen der Engpässe bei Halbleitern herausfordernd. Der Absatz der Spitzenmodelle Maybach und S-Klasse sowie von Mercedes-Elektroautos legte hingegen kräftig zu. Die Situation bleibe aber unsicher wegen der instabilen politischen Lage und anhaltender Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.
Die Facebook-Muttergesellschaft Meta plant offenbar einen neuen Anlauf für die Einführung virtueller Währungen. Die "Financial Times" berichtet, dass Meta für sein digitales "Metaversum" an einer hauseigenen Tauschwährung arbeitet. Anders als bei dem beendeten Diem-Projekt soll die digitale Währung nicht auf der Blockchain-Technologie basieren. Eine Meta-Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Als Unternehmen konzentrieren wir uns auf den Aufbau des Metaversums, und dazu gehören auch die damit verbundenen Zahlungen und Finanzdienstleistungen."
Den milliardenschweren Übernahmeplänen der Finanzinvestoren Advent und Centerbridge für den Immobilienfinanzierer Aareal Bank steht formal nichts mehr im Wege. Nach dem Vorstand und dem Aufsichtsrat des Wiesbadener Instituts gab am Donnerstag auch die Finanzaufsicht BaFin grünes Licht für das offizielle Angebot an die Aareal-Aktionäre. Das war nötig, weil die Bieter nach dem Scheitern der ersten Offerte vor zwei Monaten sonst ein Jahr lang keinen neuen Anlauf hätten nehmen dürfen.
Advent ist schon mit 30 Prozent an der IT-Tochter Aareon beteiligt. Mit einer Erhöhung des Übernahmeangebots auf zwei Milliarden Euro brachten Advent und Centerbridge auch die widerspenstigen Hedgefonds Petrus und Teleios auf ihre Seite. Advent und Centerbridge hatten in der Nacht zum Dienstag überraschend einen neuen Anlauf in Aussicht gestellt, mit einer um zwei auf 33 Euro je Aktie aufgestockten Offerte.
Der US-Finanzinvestor Blackstone arbeitet nach Informationen von Insidern mit der italienischen Unternehmerfamilie Benetton an einer möglichen Übernahmeofferte für die italienische Infrastruktur-Holding Atlantia. Die italienische Bankenstiftung CRT könnte sich Blackstone und den Benettons anschließen, sagten mit den Plänen vertraute Personen. Blackstone und die Familie Benetton lehnten einen Kommentar dazu ab. Bei CRT war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Die Familie Benetton hält 33 Prozent an Atlantia.
Die starke Nachfrage nach Chips für Rechenzentren treibt den Gewinn des Elektronik-Riesen Samsung an. In seinem Ergebnisausblick für das erste Quartal 2022 erwartet der Marktführer bei Speicherchips, Smartphones und Fernsehern einen Anstieg des operativen Ergebnisses um 53 Prozent im Jahresvergleich. Der Gewinn aus den Kerngeschäften werde sich voraussichtlich auf 14,1 Billionen Won (etwa 10,6 Milliarden Euro) belaufen, teilte das südkoreanische Unternehmen mit. Der Umsatz dürfte den Angaben zufolge um 17,7 Prozent auf 77 Billionen Won (58 Milliarden Euro) gestiegen sein - ein Quartalsrekord.
Eine gute Auftragslage und Preiserhöhungen stimmen Gerresheimer mit Blick auf die Umsatzentwicklung zuversichtlicher. Konzernchef Dietmar Siemssen rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem prozentual zweistelligen Umsatzwachstum aus eigener Kraft. Bisher hatte der Spezialverpackungshersteller für die Pharma- und Kosmetikunternehmen einen Anstieg im hohen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Im ersten Geschäftsquartal steigerte der Konzern den Umsatz im Jahresvergleich um 22,4 Prozent auf 370,8 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 10,7 Millionen Euro, nach 9,2 Millionen vor einem Jahr.
Die Aareal Bank hat den Weg für eine neue Offerte der am Widerstand von Großaktionären gescheiterten Finanzinvestoren Advent und Centerbridge freigemacht. Der Finanzierer von Gewerbeimmobilien habe mit den Bietern eine Vereinbarung abgeschlossen, auf deren Grundlage diese ein neues Übernahmeangebot abzugeben planen. Die Anteilseigner sollen 33 Euro je Aktie erhalten, worin die von Aareal angekündigte Dividende von 1,60 Euro enthalten ist, teilte die Bank mit. Die Mindestannahmeschwelle werde 60 Prozent betragen. Damit entsprechen die Konditionen den bereits am Dienstag von der Bank und den Bietern veröffentlichten Eckdaten.