US-Börse schwunglos Verzagtheit dominiert die Wall Street
Während der DAX ein neues Jahreshoch erreicht, können sich die Anleger an der Wall Street kaum zum Aktienkauf durchringen. Vor einem wichtigen Auftritt des Fed-Chefs Jerome Powell ist Zurückhaltung angesagt.
Die Investoren an den US-Börsen wagten sich heute nicht aus der Deckung: Der Dow Jones schloss 0,1 Prozent höher auf 33.431,44 Punkten. Der marktbreitere S&P 500 legte 0,1 Prozent auf 4048,36 Zähler zu. Die Technologiewerte des Nasdaq 100 gewannen ebenfalls 0,1 Prozent auf 12.302,48 Punkte.
Arbeitsmarkt und Geldpolitik im Fokus
Im Fokus der Anleger seien bereits die kommenden Aussagen Jerome Powells vor dem US-Kongress am Dienstag und Mittwoch, sagten Marktteilnehmer. Bei der Rede des Fed-Chefs vor dem Bankenausschuss dürften die Marktakteure auf jede Nuance in Sachen Geldpolitik der US-Notenbank achten, schrieb Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank.
Zudem steht am kommenden Freitag der wichtige monatliche US-Arbeitsmarktbericht für den Februar zur Veröffentlichung an. Die Lage am Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle bei der künftigen Geldpolitik der Fed, deshalb neigen die Anleger vor diesen Daten zur Zurückhaltung: "Die Arbeitslosenquote ist historisch niedrig und die Stundenlöhne steigen, sodass es für die Fed keinen Grund gibt, den Zinserhöhungspfad zu verlassen", meinen die Ökonomen der Helaba.
DAX erreicht ein Jahreshoch
Der DAX war zuvor mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent auf 15.653,58 Zählern aus dem Handel gegangen. Bei 15.678 Punkten erreichte er ein Jahreshoch, der bisherige Höchststand hatte bei 15.658 Punkten gelegen.
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners meint, es werde spannend sein, ob sich auch über das bisherige Jahreshoch hinaus genügend Käufer fänden. Wenn die Marke bei 15.658 übersprungen werden könne, eröffne sich nachhaltig Raum nach oben, so die Helaba-Experten.
Sicher ist das nicht, denn trotz der soliden Kursgewinne hat sich an der fundamentalen Lage nichts geändert: "Die Zinsangst dürfte auch in den kommenden Monaten das zentrale Thema sein", meint Thomas Henke, Marktbeobachter bei IG Markets. Allerdings habe diese die Aktienmärkte in Europa nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen können. Der DAX präsentiere sich seit Wochen robust, fast schon resistent, so Henkes Fazit.
Sind Chinas fette Jahre jetzt vorbei?
Für eine gewisse Enttäuschung sorgten Nachrichten aus China, wonach die Regierung in Peking auf dem derzeit tagenden Volkskongress des Landes die Wachstumsaussichten mit einem Ziel von fünf Prozent nach unten korrigiert hat. Der Markt hatte auf 5,5 Prozent und mehr gehofft.
"Das Wachstumsziel von fünf Prozent wird an den Börsen enttäuscht und als wenig ambitioniert wahrgenommen", stellt Altmann fest. Dieser Volkskongress habe das Potenzial, der seit November laufenden Rally zum Ende der Null-Covid-Politik ein jähes Ende zu setzen", so der Experte weiter.
Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter bei CMC Markets, sieht das anders: "Auch wenn die Zahl auf den ersten Blick eher bescheiden anmutet, fünf Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr in China, dass mit den Nachwehen der Corona-Lockdowns und Turbulenzen am Immobilienmarkt zu kämpfen hat, sind zumindest ein Hoffnungsschimmer, dass die Lokomotive der Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt."
Ölpreise derzeit im Plus
Die Ölpreise pendeln zwischen Gewinnen und Verlusten, aktuell notieren sie in der Gewinnzone. Für Belastung sorgt zum Wochenstart das an den Märkten mit Enttäuschung aufgenommene neue Wachstumsziel für China. Die Volksrepublik ist als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auch einer der größten Energieverbraucher.
Die Erdölpreise tun sich also weiter schwer, eine klare Richtung einzuschlagen. Schon seit einigen Wochen bewegen sich die Preise in einer vergleichsweise engen Spanne von rund zehn Dollar. Experten nennen als Gründe gegenläufige Kräfte an den Märkten, von denen keine die Oberhand gewinnen kann.
Gas wird billiger
Der Preis für europäisches Erdgas hat derweil die Abwärtsbewegung der vergangenen Handelswochen fortgesetzt und hat heute den tiefsten Stand seit Sommer 2021 erreicht. Zu Beginn der Woche fiel der Preis für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 42,50 Euro je Megawattstunde (MWh). Günstiger war europäisches Erdgas zuletzt im August 2021.
Rheinmetall kommt in den DAX
Unter den Einzelwerten stand die Rheinmetall-Aktie im Fokus, die für den Dialysespezialisten Fresenius Medical Care ab dem 20. März in den DAX einzieht. Die Deutsche Börse hatte am Freitagabend die Änderungen in ihren Indizes bekannt gegeben. Die Aktie des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers hat in den vergangenen sechs Monaten rund 80 Prozent an Wert gewonnen.
Internationaler Rückruf für mehr als 270.000 VW-Autos
Volkswagen muss einen Rückruf für mehr als 270.000 Autos wegen Sicherheitsrisiken in Airbags organisieren. Dabei geht es um eine neue Tranche von Modellen, in denen Technik des japanischen Herstellers Takata eingebaut ist. In Deutschland sind derzeit nach entsprechenden Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) keine Fahrzeuge betroffen - einige könnten laut VW aber ins Land gelangt sein.
Finanzinvestor bietet Milliarden für SAP-Tochter Qualtrics
Die Datenanalyse-Firma Qualtrics hat ein milliardenschweres Übernahmeangebot erhalten. Der Finanzinvestor Silver Lake und die kanadische Pensionskasse CPPIB bieten 12,4 Milliarden Dollar für das Unternehmen, wie die SAP-Tochter mitteilte. Qualtrics und Silver Lake führen nun Übernahmegespräche. Dazu sei eine Exklusivitätsvereinbarung abgeschlossen worden, die am 15. März endet.
Altria steckt wieder Milliarden in E-Zigaretten-Firma
Nachdem sich der US-Tabakriese Altria bei der Vaping-Firma Juul spektakulär verhoben hat, versucht er mit dem Kauf des Start-ups Njoy einen neuen Angriff im Wachstumsmarkt für E-Zigaretten. Der Marlboro-Hersteller gab bekannt, das Unternehmen für 2,75 Milliarden Dollar zu übernehmen. Njoy wurde 2007 gegründet und ist eine von wenigen Firmen, deren E-Zigaretten von den US-Aufsichtsbehörden zugelassen sind.
Juul hatte mit seinen neuartigen aromatisierten E-Zigaretten zeitweise reißenden Absatz gefunden. Doch dann geriet das Start-up wegen der offensiven Vermarktung der Produkte an jüngere Zielgruppen in die Kritik und ins Visier von Aufsichtsbehörden und US-Sammelklägern.
Software AG streicht Dividende zusammen
Die Software AG will für das abgelaufene Geschäftsjahr deutlich weniger Dividende ausschütten als Experten erwartet hatten. Der Hauptversammlung werde ein Betrag von fünf Cent je Aktie vorgeschlagen, teilte das Unternehmen mit. 2021 waren noch 76 Cent gezahlt worden. Analysten hatten bisher mit 74 Cent gerechnet. Die Aktie des Unternehmens steigt nach den neuesten Index-Änderungen der Deutschen Börse ab dem 20. März vom MDAX in den SDAX ab.
Großaktionär steigt bei Credit Suisse aus
Der langjährige Credit-Suisse-Aktionär Harris Associates ist komplett bei der krisengeplagten Schweizer Bank ausgestiegen. Harris habe mit der Reduzierung des Anteils im Oktober begonnen und sich nun vollständig davon getrennt, sagte Harris-Vize-Chef David Herro der "Financial Times". Der Zeitung zufolge hat Harris noch im vergangenen Jahr bis zu zehn Prozent der Bank-Aktien besessen. "Es stellt sich die Frage nach der Zukunft des Geschäftsbereichs. Es hat große Abflüsse aus dem Wealth Management gegeben", sagte Herro.
Schweizer Nationalbank mit hohem Verlust
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat das vergangene Jahr mit einem Rekordverlust von 132,5 Milliarden Franken abgeschlossen. Die Notenbank bestätigte damit die im Januar veröffentlichten vorläufigen Ergebniszahlen. 2021 hatte die SNB noch einen Gewinn von 26,3 Milliarden Franken ausgewiesen. Wegen des immensen Fehlbetrags wird die Zentralbank kein Geld an Bund und Kantone auszahlen, nachdem diese im vergangenen Jahr noch einen Beitrag von sechs Milliarden Franken für ihre Haushalte bekommen hatten.