Bulle und Bär vor der Frankfurter Wertpapierbörse
marktbericht

Tesla schiebt US-Techsektor an DAX - die Ruhe vor dem Sturm?

Stand: 09.06.2023 22:23 Uhr

Starke Kursgewinne bei Tesla und KI-Aktien haben die Stimmung an der Wall Street zum Wochenschluss aufgehellt. Im DAX mangelte es zuletzt an Dynamik - das könnte sich aber in der kommenden Woche ändern.

Die Nervosität vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank Fed hat die Gewinne an der Wall Street zum Wochenschluss begrenzt. Der Leitindex Dow Jones verabschiedete sich mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 33.877 Punkte ins Wochenende. Etwas stärker aufwärts ging es dagegen für den Nasdaq 100, hier belief sich der Kurszuwachs auf 0,3 Prozent.

Damit hielt sich der US-Technologiesektor abermals überdurchschnittlich gut - Kursgewinne von Tesla und KI-Aktien wie Microsoft gaben Auftrieb. Tesla öffnet sein Schnell-Ladenetz in den USA nun auch für Elektroautos von General Motors. Damit steigen die Chancen, dass sich der Ladestecker von Tesla als Standard auf dem nordamerikanischen Markt durchsetzt. Die Tesla-Aktie sprang um 4,1 Prozent in die Höhe.

Derweil verabschiedete sich der DAX mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 15.950 Punkte aus dem XETRA-Handel. Unterm Strich büßte das deutsche Börsenbarometer damit in dieser Woche insgesamt 0,6 Prozent ein. Das Geschehen am deutschen Aktienmarkt war zuletzt von einer ausgeprägten Bewegungsarmut gekennzeichnet.

Zwischen Wochenhoch (16.115) und -tief (15.910) lagen gerade einmal rund zweihundert Punkte. Das Pendeln um die Marke von 16.000 Punkten im DAX setzte sich damit auch in dieser Börsenwoche fort. Vor einer Woche hatte der deutsche Leitindex noch oberhalb der runden Marke bei 16.051 Zählern geschlossen.

Nach einer Phase mit wenig Dynamik könnte der DAX in der kommenden Woche aber wieder in Schwung kommen, stehen doch mit EZB und Fed gleich zwei hochkarätige Zentralbankentscheidungen auf der Agenda. Schon am Dienstag, also noch vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank, werden die US-Verbraucherpreise für Mai veröffentlicht. Die Inflation in den USA war im April auf 4,9 Prozent gesunken.

Klare Hinweise auf die weitere Geldpolitik der großen Notenbanken könnten den DAX in der kommenden Woche Expertinnen und Experten zufolge aus seiner aktuellen Lethargie reißen. Allerdings sei das Risiko von Rückschlägen derzeit höher als die Chance auf eine Wiederaufnahme der Rally.

Update Wirtschaft vom 09.06.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Die türkische Lira hat ihre Talfahrt vorerst gestoppt, nachdem sie im frühen Handel noch neue Rekordtiefs zu Euro und Dollar verzeichnet hatte. Spekulationen über ein Ende der Stützungskäufe durch die türkische Zentralbank hatten die Devise zuletzt massiv belastet. Unterdessen hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Hafize Gaye Erkan zur Leiterin der Zentralbank ernannt.

Der Euro hat seine Kurskorrektur am Abend etwas ausgeweitet. Die Gemeinschaftswährung kam bis auf 1,0743 US-Dollar zurück, schwache Konjunkturdaten aus Italien belasteten. Der Goldpreis gab leicht nach auf 1962 Dollar je Feinunze.

Chemieaktien haben zum Wochenschluss unter einer Gewinnwarnung des britischen Spezialchemiekonzerns Croda gelitten. Größter DAX-Verlierer waren Titel von Brenntag mit einem Verlust von 4,4 Prozent, dicht gefolgt von Symrise. Aber auch Aktien von BASF, Bayer, Evonik, K+S und Wacker Chemie wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp will Insidern zufolge den seit langer Zeit geplanten Teilbörsengang der Wasserstofftochter Nucera auf den Weg bringen. Die Absichtserklärung, "Intention to float", könnte bereits kommende Woche erfolgen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Titel von Auto1 konnten weiter von einem starken Ausblick des Branchenkollegen Carvan aus den USA profitieren. Nach einem gestrigen Kursplus von zwei Prozent gewannen die Anteile des im SDAX notierten deutschen Autohändlers zum Wochenschluss 6,1 Prozent.

Die Papiere der Shop Apotheke sackten indes nach einer Abstufung durch die britische Bank HSBC um 8,3 Prozent ab. Die Bewertungslücke zwischen der deutschen Versandapotheke und ihrer Konkurrentin DocMorris aus der Schweiz hat laut Analyst Christopher Johnen "extreme Ausmaße" erreicht. Der Markt sei zu negativ für DocMorris und zu optimistisch für Shop Apotheke gestimmt.

Die tags zuvor ebenfalls gut gelaufenen Aktien des Softwarekonzerns Adobe legten im Wall-Street-Handel erneut zu und stiegen auf den höchsten Stand seit April 2022. Das Thema Künstliche Intelligenz sorgte weiter für Fantasie. Zudem stufte die Bank Wells Fargo die Titel auf "Overweight" hoch, bei einem von 420 auf 525 Dollar erhöhten Kursziel.

Die EU-Wettbewerbsbehörden haben grünes Licht für die Übernahme des größten französischen Verlags Lagardère durch den Medienkonzern Vivendi gegeben. Vivendi habe zuvor dem Verkauf seiner Verlagseinheit Editis und des Magazins Gala zugestimmt, um EU-Bedenken gegen die Fusion auszuräumen, teilten die Behörden mit.

Der Facebook-Konzern Meta kommt laut Medienberichten bei der Entwicklung seines Twitter-Konkurrenzangebots voran und will es möglichst bald in die Öffentlichkeit bringen. Top-Manager Chris Cox demonstrierte Mitarbeitenden bei einer unternehmensweiten Schalte eine frühe Version der App, wie unter anderem das Technologieblog "The Verge" und das "Wall Street Journal" berichteten.

Die Netflix-Aktie profitierte von dem Anstieg der Abo-Zahlen nach neuen Maßnahmen gegen das Teilen von Passwörtern. Die Titel des US-Streamingkonzerns stiegen auf den höchsten Stand seit anderthalb Jahren.

Bei dem seit November 2022 schwelenden Konflikt zwischen der IG Metall und dem Windanlagenbauer Vestas um einen Tarifvertrag gehen die Beschäftigten morgen in ihren 100. Streiktag. Dann werden sich die über das ganze Bundesgebiet verteilten Service-Mitarbeiter des dänischen Windanlagenherstellers in einer digitalen Streikversammlung zusammenschalten.

Die Aktien der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena standen zum Wochenschluss an der Mailänder Börse unter Druck. Zuvor hatte der Rivale BPER Banca einem möglichen Zusammenschluss mit Monte dei Paschi eine Absage erteilt.

Die Schweizer Großbank UBS hat sich kurz vor dem Abschluss der Übernahme ihrer Konkurrentin Credit Suisse mit der Regierung über die Details einer Verlustgarantie geeinigt. Der Vertrag wurde heute mit dem Eidgenössischen Finanzdepartement unterzeichnet. Wie im März bereits angekündigt, ist die Garantie auf neun Milliarden Franken begrenzt. Zudem ließ sich der Bund zusichern, dass die Bank ihren Hauptsitz in der Schweiz behält. Die CS-Übernahme soll am kommenden Montag abgeschlossen werden.

Die russische Großbank VTB erwartet trotz Finanzsanktionen des Westens für dieses Jahr einen milliardenschweren Rekordgewinn. Nach einem Rekordverlust 2022 gehe das im Staatsbesitz befindliche Geldhaus von einem Ergebnis von rund 400 Milliarden Rubel (umgerechnet 4,5 Milliarden Euro) für das laufende Jahr aus, sagte VTB-Chef Andrej Kostin in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. In den ersten fünf Monaten habe sich der Gewinn bereits auf 239 Milliarden Rubel belaufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. Juni 2023 um 09:05 Uhr.