
Indizes geben Gewinne ab Trumps Zölle lasten auf der Wall Street
Die Wall Street hat nach Zollankündigungen von Präsident Trump anfängliche Gewinne wieder abgegeben. Damit verschärfte sich vor den als wegweisend geltenden Nvidia-Zahlen die Nervosität der Anleger.
Eigentlich wurde der Höhepunkt des heutigen Handelstages an der Wall Street erst mit den Quartalszahlen von KI-Platzhirsch Nvidia nach Börsenschluss erwartet - aber die Anleger haben mal wieder die Rechnung ohne den Wirt, sprich Donald Trump, gemacht.
Seine Zollankündigung von 25 Prozent auf Importe aus der EU sowie Kanada und Mexiko kam bei den Anlegern nicht gut an. Nach freundlicher Eröffnung drehten alle großen Aktienindizes ins Minus. Der Leitindex Dow Jones sank um 0,43 Prozent auf 43.434 Punkte, das Tageshoch hatte bei 43.866 Punkten gelegen.
Auch die Nasdaq rutschte erneut ab und schloss nach anfänglichen Gewinnen nur leicht um 0,26 Prozent höher. Der marktbreite S&P-500-Index schloss bei 5.956 Punkten nahezu unverändert. Alle Indizes hatten zuvor komfortabel im Plus gelegen.
"Wir werden das sehr bald ankündigen, und es werden, allgemein gesprochen, 25 Prozent sein", sagte Trump am Abend bei seiner ersten Kabinettssitzung im Weißen Haus. Dies werde für Autos und andere Waren gelten. 25 Prozent betragen auch die US-Zölle für Waren aus Kanada und Mexiko. Diese sollen laut Trump Anfang April in Kraft treten.
Im Raum steht auch das Rohstoff-Abkommen, das der Präsident mit der Ukraine in Sachen Rohstofflieferungen ausgemacht hat. Der genaue Vertragstext ist noch unbekannt. Von der Börse wurde die Entwicklung allerdings in einer ersten Reaktion zunächst positiv bewertet
Nach Handelsschluss legte Nvidia dann seine mit Spannung erwarteten Zahlen für das vierte Quartal vor. Ein anhaltend hoher Bedarf an Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) hat dem Unternehmen dabei einen weiteren Umsatzrekord beschert.
"Die Nachfrage nach 'Blackwell'-Chips ist erstaunlich", sagte Jensen Huang, der Chef des Halbleiter-Herstellers am Abend. Die Umsätze mit diesen Prozessoren hätten in den ersten Monaten nach Beginn ihrer Massenfertigung bereits mehrere Milliarden Dollar erreicht. "KI entwickelt sich mit Lichtgeschwindigkeit."
Für das angelaufene Quartal stellte Huang daher Erlöse von 43 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent, in Aussicht. Analysten hatten lediglich mit 41,78 Milliarden Dollar gerechnet. Im abgelaufenen Vierteljahr stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 78 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit Halbleitern für Rechenzentren habe sich auf 35,6 Milliarden Dollar nahezu verdoppelt.
"Blackwell"-Chips sind das Spitzenmodell der Nvidia-Produktpalette und kosten pro Stück mehrere Zehntausend Dollar. Das Ergebnis je Aktie lag mit 0,89 Dollar über den Erwartungen von 0,84 Cent. Nvidia-Aktien tendieren nachbörslich um ihren Schlusskurs, größere Schwankungen gibt es bisher nicht. Im regulären Handel hatte die Aktie bereits 3,67 Prozent auf 131,28 Dollar zugelegt.
Nach dem DeepSeek-Schock gelten die Zahlen als wegweisend für den hochbewerteten Technologie-Sektor. Anleger befürchten, dass die Börse im KI-Rausch womöglich überzogen hat, was einen heftigen Abverkauf nach sich ziehen dürfte. Diese Furcht hat sich in den ersten Reaktionen nicht bestätigt.
Der DAX bleibt unbeirrt auf Klettertour - nach einem unsteten Handelsverlauf am Vortag nahm der deutsche Leitindex heute seinen Aufwärtstrend wieder auf und stieg am Ende um 1,71 Prozent auf 22.794 Punkte. In der Spitze ging es heute bis auf 22.833 Punkte nach oben - das alte Rekordhoch bei 22.935 Zählern rückt damit wieder in greifbare Nähe.
"Der Optimismus der Anleger in Frankfurt kennt in diesen Tagen scheinbar keine Grenzen", erklärt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Derweil blickten die Investoren auch auf den Fortgang der Berichtssaison, auch aus dem europäischen Ausland. Aus dem DAX legte Schwergewicht Telekom seine Jahreszahlen vor, ebenso wie die Indexkollegen Fresenius, E.ON und Münchener Rück.
Übergeordnet sind es derzeit primär Politikhoffnungen nach der Bundestagswahl, die den gesamten heimischen Markt treiben - besonders aber den MDAX der mittelgroßen Unternehmen. Auf dem höchsten Niveau seit Sommer 2023 legte er heute in der Spitze rund zwei Prozent zu auf bis zu 28.648 Punkte, womit er dem DAX abermals den Rang abläuft. Der Index ging letztlich bei 28.621 Punkten um 1,9 Prozent höher und nur leicht darunter aus dem Handel.
Die Aktien der stärker von der deutschen Wirtschaft abhängigen mittelgroßen Unternehmen sind seit dem Wahlsieg der Union besonders gefragt. Was vorher nicht der Fall war, denn die Wirtschaftsprobleme im Land haben den stärker auf den heimischen Markt fokussierten Unternehmen besonders geschadet.
"Schlimmer kann es für die deutsche Wirtschaft nicht mehr kommen, mit Schwarz-Rot kann es also nur besser werden, so lautet derzeit das Kaufargument für deutsche Aktien."
Die europäischen Börsen - allen voran der DAX - spielten aktuell in einer eigenen Liga und lösten sich zunehmend von der Wall Street, hieß es bei Index Radar.
"Sollte die Euphorie um die amerikanischen KI-Giganten weiter nachlassen, könnte sich der Kapitalstrom aus den USA in Richtung Europa fortsetzen", so die Experten auch schon mit Blick auf die am Abend nach US-Börsenschluss anstehenden Geschäftszahlen des KI-Chipkonzerns Nvidia.
Der Kurs des Euro hat heute um die Marke von 1,05 Dollar geschwankt. Zuletzt wurden im US-Handel 1,0492 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0487 (Dienstag: 1,0497) Dollar fest.
Gestern hatten schwache US-Konsumdaten auf den Dollar gedrückt. So hat sich das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen deutlich eingetrübt. Ob dies für einen grundlegenden Stimmungsumschwung zugunsten der Gemeinschaftswährung ausreicht, ist aber fraglich. Konjunkturdaten aus Deutschland und Frankreich wirkten sich kaum auf den Kurs des Euro aus.
Am Rohstoffmarkt gab der der Goldpreis leicht um 0,2 Prozent nach und lag zuletzt knapp über der Marke von 2.900 Dollar. Die Ölpreise haben ihre Verluste derweil ausgeweitet. Ein Fass der führenden Nordseesorte Brent kostet gut ein halbes Prozent weniger.
Gemischte Signale kommen zur Wochenmitte unterdessen von frischen Konjunkturdaten. So hat sich die Kauflaune der deutschen Verbraucher weiter eingetrübt. Das Barometer für das Konsumklima im März sank überraschend auf minus 24,7 Punkte von revidiert minus 22,6 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten.
Unterdessen hat sich die deutsche Wirtschaft laut dem Berliner Forschungsinstitut DIW wieder etwas belebt. Das DIW-Konjunkturbarometer liegt im Februar bei 90,4 Punkten - es ist der dritte Anstieg in Folge. "Die Chancen stehen gut, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal zumindest nicht weiter sinkt", sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.
Bei Siemens Energy suchten nach dem jüngsten Kursrückschlag Käufer wieder ihre Chance. Die Aktien des Energietechnikkonzerns lagen mit plus 8,5 Prozent an der DAX-Spitze. Von ihrem Rekordhoch der Vorwoche bei 64,56 Euro waren die Papiere bis zum Wochenbeginn um fast 22 Prozent zurückgekommen. Hauptgrund war ein Bericht, wonach Microsoft seine Investitionen in KI-Datenzentren drosseln könnte.
Mit Abstand größter DAX-Verlierer war die Aktie der Deutschen Telekom mit einem Minus von über drei Prozent. Marktbeobachter sprechen von Gewinnmitnahmen, nachdem die T-Aktien am Vortag mit rund 35 Euro einen weiteren Höchststand seit dem Jahr 2001 erreicht und damit ihr Jahresplus auf gut 21 Prozent ausgebaut hatten.
Ein Händler nannte das Zahlenwerk der Bonner durchwachsen und den Ausblick auf 2025 unter den Erwartungen. "Vor allem das schwache Inlandsgeschäft beunruhigt die Aktionäre", so der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Der Energieversorger E.ON hat das vergangene Jahr besser abgeschlossen als am Markt erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag bei gut neun Milliarden Euro. Das sind zwar drei Prozent weniger als 2023, allerdings hatten Analysten einen noch stärkeren Rückgang erwartet.
Florierende Geschäfte in der Medikamentensparte und bei der Kliniktochter Helios haben dem Gesundheitskonzern Fresenius 2024 ein kräftiges Gewinnplus von zwölf Prozent auf 1,46 Milliarden Euro beschert. Die Aktionäre sollen wieder eine Dividende erhalten von 1,00 Euro je Aktie, nachdem sie im Vorjahr wegen der Inanspruchnahme von Energiekostenhilfen bei Helios leer ausgegangen waren. Das kam gut an, die Aktie stieg knapp 6,5 Prozent und war einer der größten DAX-Gewinner.
Im abgelaufenen Jahr schnellte der Nettogewinn der Münchener Rück um 23 Prozent auf den Rekordwert von 5,67 Milliarden Euro und übertraf damit noch die Erwartungen der Analysten. Für die Waldbrände in Los Angeles Anfang des Jahres muss der DAX-Konzern mit rund 1,2 Milliarden Euro einstehen. Trotzdem hält er an dem Ziel fest, den Gewinn in diesem Jahr auf 6,0 Milliarden Euro zu steigern. Die ohnehin gut gelaufene Aktie stiegt weitere 4,6 Prozent und hat im Tageshoch bei bisher 557,80 Euro ein neues Rekordhoch markiert.
Beiersdorf kündigt ein erneutes Aktienrückkaufprogramm an. Der Vorstand habe mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, auch 2025 Aktien der Gesellschaft im Umfang von bis zu 500 Millionen Euro zurückzuerwerben, teilte der Hamburger Konsumgüterkonzern am Abend mit. Bereits 2024 hatte der Hersteller von Nivea, Eucerin und Tesa ein Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen.
Das neue Programm soll voraussichtlich nach der Hauptversammlung 2025 beginnen und bis Jahresende 2025 abgeschlossen werden. Weitere Einzelheiten dazu will das DAX-Unternehmen vor Beginn bekanntgeben. Von der Gesellschaft gehaltene eigene Aktien würden in einem Umfang eingezogen, wie dies zur Ausführung des Aktienrückkaufprogramms nötig sei.
Angesichts des drohenden Handelskriegs mit den USA bekommt BMW vorsichtige Schützenhilfe von einem Parteifreund und Unterstützer des US-Präsidenten Donald Trump. Henry McMaster, republikanischer Gouverneur von South Carolina, spricht sich zwar nicht ausdrücklich gegen Zölle aus, betont jedoch die große Bedeutung des BMW-Werks in Spartanburg für seinen Bundesstaat:
"South Carolinas Stellung als Hochburg der Automobilindustrie der Vereinigten Staaten lässt sich direkt auf den Erfolg von BMW in unserem Bundesstaat zurückführen", ließ sich der US-Politiker in einer BMW-Mitteilung zitieren.
Die italienische Großbank UniCredit hat ihren Einstieg bei der Commerzbank beim Bundeskartellamt zur Prüfung eingereicht. Die Behörde untersuche die Folgen eines Erwerbs einer Minderheitsbeteiligung an der Commerzbank durch die UniCredit für den Wettbewerb, sagte ein Sprecher des Bundeskartellamts. Die UniCredit kontrolliert inzwischen rund 28 Prozent der Commerzbank-Anteile; ab einem Anteil von 30 Prozent wäre sie gesetzlich verpflichtet, ein Übernahmeangebot vorlegen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird der italienischen Großbank Unicredit einem Insider zufolge grünes Licht für den Einstieg bei der Commerzbank geben. Das jüngste Briefing zu der Transaktion sei positiv ausgefallen. Die EZB wollte die Angaben nicht kommentieren.
Der Opel-Mutterkonzern Stellantis sieht für das laufende Jahr Licht am Ende des Tunnels. Der Autobauer, der unter anderem die Marken Fiat, Peugeot, Jeep oder Chrysler unter seinem Dach vereint, sagt steigende Erlöse und einen Barmittelzufluss für 2025 voraus. Die Gewinnmarge dürfte im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen.