Moderate Verluste Durchatmen an der Wall Street
Aufkommende Zinssorgen haben die jüngste Rekord-Rally an der Wall Street zumindest unterbrochen. Zunehmend rückten wieder Zinsunsicherheiten in den Fokus der Anleger, was die Euphorie bremste.
Zum Wochenstart hat sich die jüngste Tech-Rally an der Wall Street nicht fortgesetzt. Zunehmend rückten wieder Zinsunsicherheiten in den Fokus der Anleger, die von einigen phantastischen Geschäftsergebnissen aus dem Technologiesektor zuvor in den Hintergrund gedrängt wurden. Nach den starken Jobdaten vom Freitag zogen Investoren ihre Wetten auf schnell sinkende US-Zinsen aber immer mehr zurück.
Vor allem deutliche Kursverluste über alle Laufzeiten am Rentenmarkt sorgten dafür, dass das Thema die Märkte weiter einholte. Im Gegenzug stiegen die Renditen, für zehnjährige Staatsanleihen um 13 Basispunkte auf 4,17 Prozent, zweijährige Papiere werfen nunmehr 4,47 nach zuvor 4,37 Prozent ab.
Am Freitag noch hatten alle großen Aktienindizes neue Rekordstände markiert, heute ging es deutlich ruhiger zu. Der Leitindex Dow ging am Ende bei 38.380 Zählern aus dem Handel, ein Tagesverlust von 0,71 Prozent. Etwas besser hielt sich die Technologiebörse Nasdaq, die moderat 0,2 Prozent abgab. Der marktbreite S&P-500-Index schloss bei 4.942 Zähler um 0,32 Prozent ebenfalls etwas leichter.
Hoffnungen der Anleger auf schnelle Zinssenkungen hatten zuletzt Dämpfer erhalten. Am Freitag bereits hatten robuste Daten vom US-Arbeitsmarkt den Renditen an den Anleihemärkten schon deutlichen Auftrieb verliehen und so die Stimmung an den Börsen gedämpft. Jüngste Aussagen von Notenbankchef Jerome Powell sprechen ebenfalls gegen baldige Zinssenkungen. In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS hatte Powell vor den Gefahren einer zu schnellen Zinssenkung gewarnt. Das Interview wurde bereits am Donnerstag aufgezeichnet.
"Es wird zwar zu Kürzungen kommen, aber wahrscheinlich nur halb so schnell, wie der Markt es für dieses Jahr vorhersagt, denn die politischen Entscheidungsträger haben nur drei Kürzungen vorgesehen", sagte Susannah Streeter, Expertin bei Hargreaves Lansdown.
Unter den Einzelwerten profitierte der Baumaschinen- und Nutzfahrzeughersteller Caterpillar im vierten Quartal von einer höheren Nachfrage aus der Energie- und Transportindustrie. Die Aktien können höhere Anfangsgewinne zwar nicht halten, bleiben aber am Ende 2,00 Prozent im Plus und an der Dow-Spitze. Caterpillar gilt unter den Börsenbeobachtern traditionell wegen der hohen Zyklizität fast schon als eigener Konjunkturindikator.
Der Fastfood-Konzern McDonald's bekam in den vergangenen Monaten hingegen in der Arabischen Welt die Folgen des Gazakriegs zu spüren. Der Umsatz auf vergleichbarer Basis wuchs im vierten Quartal nicht so stark wie von Analysten erwartet. Die Papiere fielen um 3,7 Prozent und standen damit am Dow-Ende.
Der DAX sucht auch weiterhin seine Richtung. Zum Wochenstart ging der deutsche Leitindex nach wechselhaftem Handelsverlauf leicht schwächer aus dem Handel. Der Schlussstand lag bei 16.904 Punkten, ein leichter Verlust von 0,1 Prozent. Die Handelsbandbreite lag dabei heute zwischen 16.880 und 16.972 Punkten. Am Freitag hatte der DAX bei 17.004 Punkten knapp ein neues Rekordhoch markiert, aber auf dem hohen Niveau tut sich der Index schon seit Dezember schwer. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab moderat um 0,25 Prozent auf 25.588 Punkte nach.
Damit bleibt der heimische Aktienmarkt zwar einerseits auf hohem Niveau und damit, markttechnisch unterstützt, "auf dem Sprung" nach oben. Andererseits kann er aber mit der spektakulären Tech-Rally der Wall Street derzeit einfach nicht mithalten.
Diese hat zuletzt sogar eingetrübte Zinshoffnungen überlagert, nachdem die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt überraschend robust ausgefallen waren. Auch sonst zeigt sich die US-Konjunktur stabil, im Gegensatz zur Lage in Deutschland und Europa. Kein Wunder, dass die heimische Börse derzeit ihre Richtung sucht. Vor allem, wenn im Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) keine Schwergewichte wie in New York auf dem Kurszettel zu finden sind.
Der Euro wurde zum Wochenstart von einem aufwertenden Dollar belastet und fiel bis auf 1,0723 Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte November. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,0739 Dollar etwas über dem Tief gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0746 (Freitag: 1,0883) Dollar fest. Am Nachmittag wurde der Euro zusätzlich durch Wirtschaftszahlen aus den USA belastet. Der ISM-Indikator für die Dienstleister hellte sich im Januar spürbar auf.
Im Fokus des Devisenmarktes stand auch die türkische Lira nach dem Rücktritt der Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan am Wochenende. Diesen nahmen die Anleger jedoch insgesamt gelassen auf.
Erkan war wegen des Vorwurfs der Vetternwirtschaft zurückgetreten und durch den bisherigen Vizechef Fatih Karahan ersetzt worden. Offenbar wird Karahan zugetraut, die straffe Linie seiner Vorgängerin fortzuführen. Erkan war nur etwas mehr als ein halbes Jahr im Amt, hatte sich aber anders als ihre Vorgänger mit kräftigen Zinsanhebungen entschieden gegen die hohe Inflation gestemmt.
Die Teuerung in der Türkei bleibt auch nach einem überraschenden Führungswechsel in der Notenbank hoch. Im Januar stiegen die Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat um 64,9 Prozent, wie das nationale Statistikamt heute in Ankara mitteilte. Damit bewegt sich die Geldentwertung in etwa auf dem Niveau der beiden Vormonate. Analysten hatten im Schnitt mit einer nur geringfügig niedrigeren Inflationsrate gerechnet.
Fundamentaler Gegenwind für den Euro kam aus Deutschland. Denn die aktuellen Außenhandelsdaten für Dezember sorgten am Markt für Ernüchterung. Von einer brummenden Wirtschaft kann jedenfalls nicht die Rede sein: Die Ausfuhren fielen im Dezember im Monatsvergleich um 4,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Dies ist der stärkste Rückgang seit Ende 2022.
Analysten hatten zwar schrumpfende Exporte erwartet, waren aber im Schnitt nur von einem Dämpfer um 2,8 Prozent ausgegangen. "Letztlich ist die Weltwirtschaft zu schwach, um für Dynamik zu sorgen", sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger.
Die Ölpreise haben sich nach anfänglichen Verlusten im Verlauf wieder etwa<s gefangen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 0,77 Prozent mehr. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 0,6 Prozent.
Die Lage am Markt bleibt fragil. Zuletzt wurden die fallenden Ölpreise mit dem starken Dollar nach den jüngsten US-Arbeitsmarktdaten erklärt. Ein starker Dollar macht das in Dollar gehandelt Rohöl auf dem Weltmarkt teurer. Dies bremst die Nachfrage und belastet die Preise. Zuletzt hatte auch ein hohes Angebot an Rohöl aus Ländern außerhalb des Ölkartells Opec die Notierungen unter Druck gesetzt. In der vergangenen Woche ging es daher mit den Ölpreisen deutlich nach unten.
Nur zeitweise hat am Morgen die Sorge vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten die Ölpreise gestützt. Am Wochenende hatten die USA und Großbritannien nach eigenen Angaben zahlreiche Ziele der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen angegriffen.
Die im TecDAX enthaltene Morphosys-Aktie haussierte heute bereits im XETRA-Handel nach Übernahmegerüchten um über 36 Prozent. Am späten Abend kam die Bestätigung. Danach bietet Novartis 68 Euro in Bar je Morphosys-Aktie, was einem Kaufpreis von 2,7 Milliarden Euro entspricht.
Eine Zusammenschlussvereinbarung sei geschlossen worden, die Mindestannahmequote liege bei 65 Prozent der Morphosys-Aktien. Für den Vollzugs des Deals sind zudem noch die erforderlichen kartellrechtlichen Genehmigungen nötig. Die Morphosys-Aktie legte nachbörslich auf Tradegate weiter zu. Am Vortag hatte das Papier auf XETRA noch bei 42,16 Euro geschlossen.
Aktien des Hamburger Konsumgüterkonzerns Beiersdorf sprangen am Nachmittag an die DAX-Spitze. Denn das Unternehmen hat nach jahrelang stabilen Dividenden die Ausschüttung an die Aktionäre kräftig erhöht. Für das Geschäftsjahr 2023 werde eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie vorgeschlagen, teilte der Konzern heute mit.
Dies kommt überraschend, denn trotz viel Kritik wurden seit 2012 konstant immer 0,70 Euro gezahlt, wie aus Angaben auf der Beiersdorf-Homepage hervorgeht. Zudem will Beiersdorf eigene Aktien zurückkaufen. Es sei ein Umfang von bis zu 500 Millionen Euro geplant. Das Aktienrückkaufprogramm solle voraussichtlich im Mai beginnen und bis Jahresende 2024 abgeschlossen werden, hieß es weiter. Von Beiersdorf gehaltene eigene Aktien werden den Angaben zufolge in einem Umfang eingezogen, wie dies zur Durchführung des Aktienrückkaufprogramms erforderlich ist. Beiersdorf ist mehrheitlich im Besitz der Familie Herz, nur knapp 31 Prozent der Aktien sind im Streubesitz.
Der verstaatlichte Energiekonzern Uniper hat die Einigung der Bundesregierung auf die Grundzüge einer Kraftwerksstrategie begrüßt. "Wir sind sehr erleichtert, dass die Bundesregierung sich auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Kraftwerksstrategie geeinigt hat und sich zugleich für die Einführung eines Kapazitätsmechanismus in Deutschland ab 2028 ausspricht", sagte Vorstandschef Michael Lewis. Ein schnelles Handeln sei dringend notwendig, weil der Prozess der Genehmigung und der eigentliche Bau von Kraftwerken und Speicheranlagen einige Jahre beanspruchen werde.
Auch der Energiekonzern RWE hat sein Interesse am Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke bekräftigt. "RWE plant, sich an den Ausschreibungen zu beteiligen", erklärte das DAX-Unternehmen heute. Die kurzfristig vorgesehenen Ausschreibungen für Kraftwerke mit insgesamt zehn Gigawatt seien die richtige Überbrückung, erklärte ein Sprecher. Wichtig seien jedoch die Details und dass die Ausschreibungen so schnell wie möglich erfolgten. RWE will nach früheren Angaben bis 2030 in Deutschland vor allem an eigenen Kohlekraftwerk-Standorten mindestens drei Gigawatt Kapazität errichten.
Die Lufthansa und ihre Kunden stehen vor der nächsten Streikwelle mit zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Nach dem Pilotenstreik bei der Konzerntochter Discover hat die Gewerkschaft ver.di für diesen Mittwoch (7. Februar) das Bodenpersonal mehrerer Lufthansa-Gesellschaften einschließlich der Technik zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen.
Das MDAX-Unternehmen hat heute einen Ersatzflugplan erarbeitet und rechnet mit mehr als 100.000 betroffenen Passagieren. Danach sollen während des geplanten Warnstreiks des Bodenpersonals 10 bis 20 Prozent der ursprünglich vorgesehenen Flüge stattfinden. Bei den 100 bis 200 an diesem Mittwoch möglichen Verbindungen handele es sich um Interkontinental- wie auch um Kontinentalflüge, sagte ein Sprecher.
Getragen von einem soliden Wachstum und einem Sparkurs hat Delivery Hero mit den Geschäftszahlen für 2023 die eigenen Ziele erreicht. Der über die Plattform gehandelte Bruttowarenwert (GMV) sei vorläufigen Berechnungen zufolge um 6,8 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro gestiegen. Das bereinigte operative Ergebnis liege bei mehr als 250 Millionen Euro. Auf dieser Basis stellte das Unternehmen für 2024 ein GMV-Wachstum von sieben bis neun Prozent und ein Betriebsergebnis von 725 bis 775 Millionen Euro in Aussicht.
Die italienische Großbank Unicredit will nach einem überraschend hohen Rekordgewinn fast das gesamte Geld ihren Aktionären geben. In den kommenden Jahren sollen mindestens 90 Prozent des bereinigten Überschusses an die Anteilseigner fließen, teilte der Mutterkonzern der deutschen Hypovereinsbank mit. Im abgelaufenen Jahr verdiente die Unicredit bereinigt um bestimmte Steuereffekte 8,6 Milliarden Euro und damit rund anderthalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Unicredit-Chef Andrea Orcel kündigte nun Aktienrückkäufe im Umfang von 5,6 Milliarden und Dividendenzahlungen in Höhe von 3 Milliarden Euro an.
Der krisengeschüttelte US-Flugzeugbauer Boeing hat eine Verzögerung bei der Auslieferung von 50 seiner Passagierflugzeuge vom Typ 737 MAX mitgeteilt. Als Grund dafür gab das Unternehmen weitere Arbeiten an den Flugzeugen an, nachdem die Zuliefererfirma Spirit Aero Systems falsch gebohrte Löcher in einigen Flugzeugrümpfen entdeckt hatte. Boeing bestätigte dies nach einer Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.