Händlerin an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Dow & Co. wenig bewegt Rally-Pause in New York

Stand: 03.12.2024 22:18 Uhr

Nach dem Rekordlauf der vergangenen Sitzungen haben es die US-Anleger heute ruhiger angehen lassen. Für den DAX war es mit dem Sprung über 20.000 Punkte ein historischer Tag.

Nach den jüngsten Rekordhochs und der uneinheitlichen Schlusstendenz vom Vortag haben sich die US-Aktienmärkte heute eine Auszeit gegönnt.

Bei insgesamt geringen Schwankungen gab der Leitindex Dow Jones am Ende 0,17 Prozent nach auf 44.705 Punkte. Er blieb damit wie schon am Vortag unter der Marke von 45.000 Punkten, die er am Freitag überwunden und bei 45.071 Punkten sein Allzeithoch markiert hatte. Wenig Bewegung gab es auch beim marktbreiten S&P 500-Index, der bei 6.049 Zählern um 0,1 Prozent leicht höher schloss.

Besser lief es an der Technologiebörse Nasdaq, die nach langer Zeit unspektakulärem Verlauf gegen Ende der Sitzung noch etwas zulegte. Zuletzt stand ein Plus von 0,4 Prozent, die neue Bestmarke wurde bei 19.486 Zählern erreicht. Der Auswahlindex Nasdaq 100 übertraf bei 21.235 Punkten ebenfalls seine alte Bestmarke und schloss bei 21.229 Punkten um 0,3 Prozent höher.

"Die Investoren wollen ihre Anlagen nicht unbedingt verkaufen, sie wollen nicht unbedingt den Tisch verlassen", sagte Oliver Pursche, Manager beim Vermögensverwalter Wealthspire in New York. "Aber es ist schwierig, angesichts einiger geopolitischer Unwägbarkeiten bei den aktuellen Aktienkursen optimistisch zu bleiben."

Kehrtwende in Südkorea: Präsident Yoon Suk Yeol hat angekündigt, das von ihm verhängte Kriegsrecht in dem ostasiatischen Land wieder aufzuheben. Yoon sagte in einem TV-Auftritt, dass sich das Militär zurückgezogen habe. Wenige Stunden zuvor hatte der Präsident inmitten einer innenpolitischen Krise überraschend das Kriegsrecht ausgerufen. Hintergrund des Konflikts ist offensichtlich ein Streit um den Staatshaushalt.

"Darüber herrscht hier erstmal Unsicherheit, wie das zu bewerten ist", kommentierte ein Händler. Die südkoreanische Währung, der Won, rutschte zum Dollar um ein Prozent auf 1417,34 Won ab.

Die Wall Street blickt bereits nach vorne auf neue Daten vom Arbeitsmarkt. Die Anleger erhoffen sich mal wieder Hinweise auf den Fortgang der Zinswende, die die Notenbank im Spätsommer eingeleitet hat. Am Freitag werden die offiziellen November-Daten der Regierung vom Arbeitsmarkt erwartet, morgen legt bereits der private Arbeitsvermittler ADP seine Zahlen vor.

Für Zurückhaltung sorgten unter anderem die Aussagen der Fed-Vertreter Christopher Waller und John Williams am Vorabend. "Wir hören von manchen Währungshütern, man sollte abwarten und eine Pause einlegen, während andere sagen, eine weitere Zinssenkung um einen Viertelpunkt sei durchaus machbar", brachte es Paul Nolte, Stratege beim Vermögensverwalter Murphy & Sylvest, auf den Punkt.

"Dabei steht die Entscheidung noch nicht fest. Die Konjunkturdaten der nächsten zehn Tage werden sie für die Fed etwas leichter machen."

Ein Reuters-Bericht über mögliche Kandidaten für den Chefsessel bei Intel macht die Investoren nervös. Die Titel des einst weltgrößten Chipherstellers rutschen um sechs Prozent ab. Am Montag waren sie zeitweise gestiegen, nachdem der Konzern den Abschied von Vorstandschef Pat Gelsinger in den Ruhestand angekündigt hatte.

Intel habe bereits damit begonnen, einige Kandidaten in die engere Auswahl zu nehmen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Einer davon sei das ehemalige Vorstandsmitglied Lip-Bu Tan. Tan verließ das Unternehmen im August, nachdem er sich mit Gelsinger über verschiedene Aspekte des Turnaround-Plans von Intel zerstritten hatte. Der Konzern habe sich allerdings noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt, sagten die Personen. Eine endgültige Entscheidung über den neuen Intel-Chef dürfte in den kommenden Wochen fallen.

Die Aktien von Apple setzten ihren Rekordkurs vom Vortag mit einem weiteren Höchststand bei 242,76 Dollar fort. Zuletzt notierten die Titel knapp darunter und 1,28 Prozent fester. Der iPhone-Konzern bleibt damit das wertvollste Unternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von gut 3,6 Billionen US-Dollar vor Nvidia mit einem Börsenwert von rund 3,4 Billionen Dollar.

Die Anteilseigner des Stahlkonzerns US-Steel mussten einen herben einen Kursrutsch von acht Prozent verkraften. Denn der designierte US-Präsident Donald Trump will die Übernahme durch den japanischen Konkurrenten Nippon Steel untersagen - obwohl die Führungen und Aktionäre beider Unternehmen die Transaktion bereits genehmigt haben.

Allerdings hat sich auch der amtierende Präsident Joe Biden gegen den Deal ausgesprochen. Der Republikaner ist bekannt für seine protektionistische Wirtschaftspolitik und hat, wie schon während seiner ersten Amtszeit, neue Strafzölle gegen US-Handelspartner in Aussicht gestellt.

Was sich in den vergangenen Handelstagen bereits abgezeichnet hatte, ist heute Realität geworden. Der DAX übersprang heute erstmals die Marke von 20.000 Punkten und gewann dabei 0,42 Prozent. Am Ende überwand der deutsche Leitindex die Marke damit auch auf Basis der Schlusskurse und ging bei 20.016 Punkten aus dem Handel.

Innerhalb eines Jahres ist der DAX damit über 3.000 Punkte gestiegen oder fast 20 Prozent. Gestern hatte der Index bei 19.933 Punkten ebenfalls schon auf Rekordhoch geschlossen. "Eine außerordentlich gute Entwicklung, erst recht, wenn man die Unsicherheitsfaktoren, Krisen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der vergangenen 24 Monate betrachtet", resümierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.

Damit trotzt der Aktienmarkt weiter unverdrossen einer schwachen Binnenkonjunktur bei einer gleichzeitig unberechenbaren geostrategischen Gesamtlage, die sich zuletzt durch die neuen Kämpfe in Syrien sogar noch verschärft hat. Was also treibt die Anleger dazu, in so einem schwierigen Umfeld Aktien zu kaufen?

Es ist, wie immer am Aktienmarkt, die Erwartungshaltung der Investoren, denn an der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. Mit sinkenden Zinsen und einer weiterhin robusten US-Konjunktur im Rücken setzen viele Anleger auf bessere Zeiten im neuen Jahr.

"Nicht die aktuelle Lage in Deutschland und Europa befeuert den Durchbruch der 20.000-Marke, sondern die Sogwirkung der globalen Konjunktur durch die Entwicklung in Amerika", schreibt Sabrina Reeh, Fondsmanagerin für deutsche Aktien bei der DWS.

Update Wirtschaft vom 03.12.2024

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 03.12.2024 09:00 Uhr

"Auf den ersten Blick ist es paradox, dass der DAX in immer weitere Höhen klettert, während die deutsche Wirtschaft am Boden liegt. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass der DAX von einem nicht kleinen Anteil sehr erfolgreicher deutscher Unternehmen getragen wird", kommentiert Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank.

Diese Unternehmen der Technologie-, Elektronik-, Konsum- und Finanzsparten hätten Teil am weltweit kräftigen Wirtschaftswachstum und seien kaum abhängig von der lahmenden deutschen Konjunktur. Versicherer wie die Allianz und Munich Re fahren Rekordgewinne ein, ebenso der Industriekonzern Siemens.

Die ehemalige Volksaktie Telekom verdient besonders in den USA glänzend, der Softwareriese SAP ist global erfolgreich aufgestellt wie die ganze Branche. Auch die Banken verdienen mit einem höheren Zinsniveau wieder deutlich besser als zu Nullzinszeiten.

Dass die Börse die schwierige heimische Wirtschaftslage aber keinesfalls ignoriert, wird nicht nur an den gebeutelten Autoaktien deutlich. Auch der export- und industrielastige MDAX der mittelgroßen Unternehmen zieht nicht mit und ist weit von neuen Rekorden entfernt. Drohende Zölle und hoher Wettbewerbsdruck, insbesondere aus China, fordern den Unternehmen alles ab, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Im Tagesgeschäft legte der Index um 0,56 Prozent zu auf 26.450 Punkte. Zum Vergleich: Das Allzeithoch aus dem Jahr 2021 bei 36.428 Punkten liegt rund 10.000 Punkte höher.

Der Euro behauptete sich heute bei ruhigem Handel und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,0509 Dollar wenig verändert zum europäischen Niveau gehandelt. Gestern hatte die Gemeinschaftswährung besonders unter der Haushaltskrise in Frankreich gelitten und war bis auf 1,0462 Dollar gefallen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0512 (Montag: 1,0507) Dollar fest.

Auch am Rentenmarkt beruhigte sich die Lage. Die Spreads zwischen deutschen und französischen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit bleiben mit rund 85 Basispunkten aber unverändert hoch.

Die Ölpreise legen derweil vor einem Treffen des Ölverbunds Opec+ zu. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete zuletzt 72,92 Dollar. Das waren 1,09 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Januar stieg um 1,08 Dollar auf 69,17 Dollar.

Am Markt wurde auf eine ungewöhnlich kalte Witterung in Europa verwiesen und auf einen damit verbundener gestiegenen Energieverbrauch. Dies habe zu einer höheren Nachfrage nach Heizöl geführt und zu einer stärkeren Spekulation auf weiter steigende Preise.

Am Ölmarkt blicken die Anleger zudem auf ein für Donnerstag geplantes Treffen der Opec+ zur weiteren Förderpolitik. Am Markt wird erwartet, dass der Ölverbund, an dem neben Opec-Staaten auch andere wichtige Förderländer wie Russland beteiligt sind, eine erneute Verlängerung der Förderkürzung beschließen wird. Dies stützte die Ölpreise. Hintergrund ist die Sorge, dass für das kommende Jahr ein zu hohes Angebot befürchtet wird.

Der Preis für europäisches Erdgas ist heute in die Nähe des Jahreshochs gestiegen. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat wurde an der Börse in Amsterdam zeitweise mit 48,65 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. Damit fehlte nicht mehr viel zum höchsten Preis seit Ende des vergangenen Jahres, der im November bei 49,55 Euro erreicht worden war.

Thyssenkrupp-Stahlchef Dennis Grimm dringt auf zügige Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern über die Stellenabbau- und Schließungspläne. "Wir müssen alle verstehen: Es ist fünf vor zwölf", sagte Grimm der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). "Wir müssen jetzt ins Handeln kommen".

Der Büromöbel-Versender Takkt hat seinen bisherigen Interims-Chef zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Andreas Weishaar habe die Leitung der Gruppe in einer herausfordernden Zeit im August übernommen, sagte heute Aufsichtsratsvorsitzender Hubertus Mühlhäuser.

Zuvor war Weishaar vier Jahre im Vorstand des italienischen Nutzfahrzeug-Konzerns CNH Industrial und organisierte dort die Abspaltung der Lkw-Tochter Iveco mit. Im Juli hatte Vorstandschefin Maria Zesch überraschend das Handtuch beim SDAX-Unternehmen geworfen. Sie war 2021 von der Deutschen Telekom gekommen und hatte die Stuttgarter Firma Ende Juli nach drei Jahren aus persönlichen Gründen verlassen.

ASML erwartet durch die erneute Verschärfung des US-Embargos für Technologie-Exporte nach China keine negative Auswirkung auf seine jüngste Prognose. Der niederländische Konzern bekräftigte am Montag seinen Ausblick von Mitte November, wonach sich der China-Anteil am Konzernumsatz wegen der bereits bestehenden Restriktionen auf 20 Prozent halbieren werde.

"Langfristig erwarten wir nicht, dass die neuen Vorschriften unsere Szenarien für die Nachfrage in der Halbleiterindustrie beeinflussen werden, da diese auf der globalen Nachfrage basieren", teilte ASML mit. Bereits jetzt darf das Unternehmen wegen der US-Beschränkungen für Hochtechnologie-Exporte seine neueste Produktgeneration nicht in die Volksrepublik liefern.

Der SAP-Branchenkollege Salesforce wird nach Zuwächsen im dritten Geschäftsquartal etwas zuversichtlicher. Der Software-Spezialist für Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management) rechnet für das bis Ende Januar laufende Geschäftsjahr 2024/25 mit Umsätzen von 37,8 bis 38,0 Milliarden Dollar (bis zu 36,2 Mrd. Euro). Die um Sondereffekte bereinigte operative Gewinnmarge soll zudem 32,9 Prozent erreichen, wie das Unternehmen nach US-Börsenschluss weiter mitteilte.

Damit liegt das untere Ende der Erlösspanne nun etwas höher als bisher; das Margenziel wurde um 0,1 Prozentpunkte angehoben. Die Aktien legen im nachbörslichen Handel um über sechs Prozent zu.

Die Unterstützung für den wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump zahlt sich für den Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk aus: Seine Raumfahrtfirma SpaceX soll in einer weiteren Finanzierungsrunde offenbar mit 350 Milliarden US-Dollar bewertet werden. Das Unternehmen sei in Gesprächen über den Verkauf von Anteilen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das wäre ein erhebliches Plus im Vergleich zum November, als das Unternehmen Medienberichten zufolge mit 255 Milliarden Dollar bewertet wurde.

Musk hat sich derweil im Streit um ein bereits vereinbartes milliardenschweres Gehaltspaket ein weiteres Mal vor Gericht nicht durchsetzen können. Obwohl sich der Milliardär inzwischen die Unterstützung der Tesla-Aktionäre gesichert hat, wies Richterin Kathaleen McCormick im US-Bundesstaat Delaware am Montag das bereits im Jahr 2018 vereinbarte Aktienoptionspaket ein zweites Mal als überhöht zurück.

Der amerikanische Autobauer General Motors will seinen Anteil an seinem Joint-Venture-Batteriewerk im US-Bundesstaat Michigan an LG Energy Solution verkaufen. GM rechnet damit, seine Investitionen in die Anlage, die sich nach Angaben eines Insiders auf etwa eine Milliarde Dollar belaufen, wieder hereinzuholen. GM will seine Pläne für Elektrofahrzeuge zurückschrauben. "Wir sind davon überzeugt, dass wir über die richtigen Zell- und Produktionskapazitäten verfügen, um mit dem Markt für Elektrofahrzeuge auf kapitalschonende Weise zu wachsen", sagte GM-Finanzvorstand Paul Jacobson.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Dezember 2024 um 09:00 Uhr.