Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

DAX verliert 1,3 Prozent Wall Street verringert Verluste

Stand: 11.03.2025 21:49 Uhr

Wieder lasteten die Sorgen um Donald Trumps Handelspolitik auf den Aktienmärkten. Fortschritte bei den Ukraine-Verhandlungen hellten die Stimmung am Abend aber etwas auf.

Über einen Mangel an Dramatik konnten sich die Anleger an der Wall Street auch am Dienstag nicht beklagen. Zunächst büßte der Dow Jones bis zu 1,7 Prozent ein, nachdem er bereits am Montag 2,1 Prozent verloren hatte. Die Sorgen um die US-Konjunktur wurden von neuen Äußerungen von US-Präsident Donald Trump befeuert. Trump verfügte, die Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumprodukte aus Kanada ab Mittwoch auf 50 Prozent zu erhöhen. Das sei eine Antwort darauf, dass Kanada Stromexporte in die USA als Reaktion auf erste Zölle teurer machte. Kurz vor Börsenschluss erklärte der Republikaner jedoch, er könne bei einem Entgegenkommen Kanadas die Zölle wieder senken.

Vor allem aber wurde zuvor aus Dschidda gemeldet, dass die USA die Militärhilfe für die Ukraine sofort wieder aufnehmen und die Ukraine den US-Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe unterstütze. Daraufhin verringerte der Dow seinen Verlust und ging schließlich mit einem Tagesminus von 1,14 Prozent auf 41.433 Punkte aus dem Handel.

Besser hielten sich die konjunktur- und zinssensiblen Technologiewerte. Der Nasdaq 100 verlor 0,28 Prozent auf 19.377 Punkte. Der Technologieindex war am Montag mit 3,8 Prozent so stark abgesackt wie seit 2022 nicht mehr.

Trump äußerte sich auch zum jüngsten Börsenbeben. Der Republikaner erklärte vor Journalisten im Weißen Haus, er sei nicht über den Ausverkauf an den New Yorker Börsen besorgt. Die Märkte schwankten über die Zeit. Die Zollentscheidungen seien notwendig, um amerikanische Arbeitsplätze zu erhalten und Fabriken zu eröffnen. Die USA würden florieren. Er sei optimistisch mit Blick auf die USA.

Die Sorge vor Trumps aggressiver Handelspolitik belastete auch die Börsen in Europa. Nach einer moderaten Kurserholung drehte der DAX am frühen Nachmittag ins Minus und ging schließlich 1,29 Prozent tiefer bei 22.328 Punkten aus dem Handel. Den höchsten Stand des Tages hatte er mit mehr als 22.800 Zählern erreicht. Bereits am Montag hatte der deutsche Leitindex 1,7 Prozent verloren.

"Fundamental preisen die Investoren gerade eine Rezession in den USA in die Kurse ein. Alle Euphorie, die nach dem Wahlsieg Trumps die Kurse nach oben katapultierte, ist in Sorge umgeschlagen", kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Anstatt Investitionen zu fördern, fahre die US-Regierung die Staatsausgaben zurück, hieß es von den Marktbeobachtern von Index Radar. "Ein konträres Szenario zu Berlin, wo Investitionsprogramme angeschoben werden sollen."

Im Fokus bleibt denn auch das von Union und SPD geplante Milliarden-Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur. Leicht positive Impulse lieferte die Verhandlungsbereitschaft der Grünen mit Blick auf eine mögliche Zustimmung im Bundestag. Ohne das geplante Finanzpaket würde Union und SPD die finanzielle Grundlage für die anstehenden Koalitionsverhandlungen fehlen.

Viele Ökonomen und Marktbeobachter hoffen auf eine Stärkung der derzeit schwachen deutschen Konjunktur. Andererseits: "Dem DAX droht der Absturz, sollte das geplante Billionen-Paket für Verteidigung und Infrastruktur ins Wasser fallen", meinte Jochen Stanzl, Aktienexperte bei CMC Markets.

Aber es gibt auch kritische Stimmen, die Bedenken über die hohe Schuldenaufnahme und den damit zusammenhängenden Zinsanstieg in den Industriestaaten thematisieren: "Bei höheren Bundesanleihenrenditen würden auch in anderen Ländern die Renditen steigen, was neue Zweifel an der Nachhaltigkeit ihrer Staatsfinanzen auslösen könnte, vor allem, wenn auch sie mehr für Verteidigung ausgeben müssen", meinte Chris Iggo, Marktstratege bei AXA Investment Managers.

In jedem Fall sollten sich Anlegerinnen und Anleger mit einer höheren Schwankungsintensität anfreunden, raten die Charttechniker von HSBC. "Dafür steht exemplarisch auch die gestrige Hoch-Tief-Spanne von fast 650 Punkten." Die Fachleute sehen den DAX in der Zone von 22.300/22.200 Punkten unterstützt.

Der Kurs des Euro stieg erstmals seit November wieder über 1,09 Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0920 Dollar. Sorgen um die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten belasten die US-Währung weiterhin. Dazu kommt die Hoffnung auf eine Belebung der deutschen Wirtschaft angesichts der geplanten schuldenfinanzierten Investitionspakete.

Die Ölpreise sind nach ihren Vortagesverlusten wieder gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Mai kostete am Abend 69,85 Dollar. Das war knapp ein Prozent mehr als am Vortag. In den vergangenen Wochen wurden die Ölpreise mehrfach durch Sorgen über mögliche Folgen der US-Zollpolitik für die Weltwirtschaft belastet. Seit Mitte Januar hat sich Brent-Öl um etwa 15 Prozent verbilligt. Die Rohstoffexperten der Commerzbank sehen aber auch Angebotsrisiken. Sie verweisen auf Daten des US-Ölausrüsters Baker Hughes. Demnach hätten die Bohraktivitäten zuletzt auf einem niedrigen Niveau stagniert, was nach Einschätzung der Commerzbank-Experten auch mit niedrigeren Ölpreisen erklärt werden kann. Die Förderung von Schieferöl in den USA ist vergleichsweise teuer und lohnt sich bei niedrigen Ölpreisen nur bedingt.

Unter den US-Technologiewerten fielen erneut Tesla auf, die 3,8 Prozent zulegten und sich damit etwas von dem heftigen Kursabsturz der vergangenen Wochen erholten. Seit dem Rekordhoch Mitte Dezember hatte die Aktie mehr als 50 Prozent eingebüßt. In Washington kündigte US-Präsident Trump an, zur Unterstützung seines milliardenschweren Beraters Elon Musk einen Tesla zu kaufen. Der Kauf sei ein Zeichen des Vertrauens und der Unterstützung für Musk, den er als "einen wahrhaft großen Amerikaner" bezeichnete.

Über drei Prozent büßten dagegen Oracle ein. Die Investitionszurückhaltung der Kunden und harter Wettbewerb im Cloud-Geschäft haben dem Technologiekonzern erneut ein Quartalsergebnis unter Markterwartungen eingebrockt. Im abgelaufenen Quartal stiegen die Erlöse währungsbereinigt um acht Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar und der Reingewinn um vier Prozent auf 1,47 Dollar je Aktie. Analysten hatten jedoch auf einen Umsatz von 14,39 Milliarden Dollar und einen Überschuss von 1,49 Dollar je Aktie gehofft.

Am deutschen Markt standen die Jahreszahlen von Volkswagen im Fokus. Der kriselnde Autobauer hat 2024 aufgrund steigender Kosten und eines Rückgangs bei den Verkäufen in China einen Gewinneinbruch verzeichnet. Im Vergleich zu 2023 sank der Nettogewinn um 30,6 Prozent auf rund 12,39 Milliarden Euro, teilte der DAX-Konzern am Morgen mit. Den Jahresumsatz steigerte Volkswagen leicht auf 324,7 Milliarden Euro. 

Der Konsumgüterkonzern Henkel hat einen verhaltenen Ausblick auf den Jahresstart 2025 gegeben. Die schwache Konsumstimmung etwa in den USA laste im ersten Quartal auf dem Anbieter von Marken wie Pritt, Schwarzkopf oder Persil. "Die aktuelle Situation in den USA führt dazu, dass wir Zurückhaltung spüren", sagte Henkel-Chef Carsten Knobel. Henkel gehe auch deshalb "von einem insgesamt langsameren Start ins Jahr und einer Wachstumsbeschleunigung im Jahresverlauf aus." Im vergangenen Jahr hatte der DAX-Konzern den Umsatz gesteigert und auch aufgrund von Einsparungen deutlich mehr verdient. Die Aktionäre sollen nun eine höhere Dividende erhalten, zudem legt der Vorstand ein neues Programm zum Rückkauf eigener Aktien auf. Doch das konnte die Anleger nicht besänftigen - die Aktie verlor über zehn Prozent an Wert.

Am Abend legte Puma erste Daten zum ersten Quartal und eine Jahresprognose vor. Zwar dürfte der Umsatz 2025 währungsbereinigt im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, teilte der Sportartikelkonzern mit. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stellt sich der Vorstand aber auf einen Rückgang auf 520 bis 600 Millionen Euro ein. 2024 waren es noch 622 Millionen. Im ersten Quartal dürfte der Umsatz wegen schlechter Geschäfte in den USA und China im niedrigen einstelligen Bereich unter dem Vorjahresniveau gelegen haben. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) der ersten drei Monate soll voraussichtlich bei rund 70 Millionen Euro liegen. Die vollständigen Zahlen zum abgeschlossenen Geschäftsjahr will der MDAX-Konzern am Mittwoch vorstellen.

Der Essenslieferdienst Delivery Hero rechnet nach dem gescheiterten Verkauf seines Foodpanda-Geschäfts in Taiwan mit einer hohen Entschädigungszahlung. Der Fahr- und Lieferdienst Uber habe beschlossen, den Vertrag zur Übernahme der Delivery-Hero-Tochter aufzulösen, teilte das MDAX-Unternehmen am Abend mit. In der Folge sei das US-Unternehmen zu einer Entschädigungszahlung (Break-Up-Fee) verpflichtet, die nach derzeitigem Kenntnisstand rund 250 Millionen -Dollar beträgt. Ende Dezember war bekannt geworden, dass die taiwanesische Wettbewerbsbehörde TFTC den geplanten Verkauf nicht freigeben wird. Uber wollte Foodpanda in dem Land für knapp eine Milliarde Dollar kaufen. Delivery Hero erklärte nun, dass das zum Verkauf stehende Geschäft "ein wichtiger Bestandteil der langfristigen Strategie" sei.