Händler an der New York Stock Exchange
marktbericht

Deutliche Verluste Tristesse an der Wall Street

Stand: 03.03.2025 22:14 Uhr

Schwache Konjunkturdaten, dazu die Sorge vor den ab morgen geltenden Zöllen auf Waren aus Kanada und Mexiko, haben die Stimmung an der Wall Street gedrückt. Der DAX hingegen ist derzeit nicht zu bremsen.

Nach der Erholung am Freitag haben die US-Börsen heute wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Dabei haben die jüngsten Konjunkturdaten die Anleger an der Wall Street verunsichert, zudem blicken sie besorgt auf die morgen in Kraft tretenden Zölle mit den beiden wichtigsten Handelspartnern Kanada und Mexiko.

Nach lustlosem Beginn verstärkten sich im Verlauf die Verluste, besonders zum Sitzungsende hin. Zuletzt endeten alle großen Indizes deutlich im Minus. Der Leitindex Dow Jones schloss bei 43.191 Zählern um 1,48 Prozent im Minus, ähnlich der marktbreite S&P 500, der 1,76 Prozent abgab. Deutlicher verlor die volatilere Nasdaq um 2,64 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 sackte um 2,2 Prozent auf 20.425 Zähler ab.

Den Börsenmonat Februar hatten die US-Indizes mit Verlusten beendet. "Wie viel vorsichtiger kann der Markt noch werden? Wenn man sich den Angst- und Gier-Index ansieht, befinden wir uns genau in der roten Zone, die blinkt und sagt: Vorsicht", sagte Katrina Dudley, leitende Anlagestrategin bei Franklin Templeton, bei Bloomberg TV.

Schwach aufgenommen wurden Stimmungsdaten aus der Industrie. Denn diese hat auf ihrem gerade erst wiedergefundenen Wachstumskurs im Februar bereits wieder Fahrt verloren. Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftssektor sank stärker als erwartet auf 50,3 Punkte von 50,9 Zählern im Vormonat, wie aus der heute veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht.

"Wachstumshoffnungen werden dadurch nicht verstärkt", schreibt Ralf Umlauf, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen. "Die US-Notenbank wird sich jedoch nicht unter Druck sehen, schnelle weitere geldpolitischen Lockerungen zu beschließen, denn die Risiken für die preisliche Entwicklung waren zuletzt eher auf der Oberseite zu finden."

Tesla-Papiere waren volatil. Nach anfänglicher Berg- und Talfahrt gaben die Papiere des E-Autobauers am Ende deutlich nach und setzten damit ihren zuletzt schwachen Lauf fort. Der Schlusskurs lag bei 284,65 Dollar, ein Minus von 2,84 Prozent.

Die Aktien des Unternehmens hatten im Februar 28 Prozent an Wert eingebüßt und damit den größten monatlichen Rückgang seit etwa zwei Jahren verzeichnet. Experten warnen davor, dass die umstrittene Rolle von Firmenchef Elon Musk in der neuen Trump-Regierung der Marke schaden dürfte. Zuletzt waren in Europa die Zulassungszahlen gegen den Trend drastisch zurückgegangen.

Der DAX ist mit einem Paukenschlag in die neue Woche gestartet. Der Index übersprang heute die Marke von 23.000 Punkten und handelte in der Spitze beim neuen Rekordhoch von 23.307 Punkten. Zuletzt lag das Niveau bei 23.147 Punkten, ein Tagesgewinn von 2,64 Prozent.

Der DAX schraubt damit seine Kursentwicklung in diesem Jahr auf rund 16 Prozent. Vor dem Wochenende hatte der deutsche Leitindex kaum verändert bei 22.551 Punkten geschlossen. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte stieg kräftig um 2,45 Prozent auf 28.990 Punkte.

Ein wesentlicher Antrieb für die DAX-Hausse war das diplomatische Desaster vom Freitag im Weißen Haus zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Trump und sein Vize J.D. Vance hatten den ukrainischen Präsidenten vor der Weltöffentlichkeit mit schweren Vorwürfen überzogen. Die Gespräche wurden abgebrochen, auch über ein geplantes Wirtschaftsabkommen.

"Der schockierende Zusammenstoß zwischen Trump, Vance und Selenskyj hat die Notwendigkeit für Europa, die kollektive Sicherheit zu erhöhen, deutlich vor Augen geführt", betonte Marktstrategin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown.

Der Vorfall könnte Auslöser sein für ein weiteres milliardenschweres Rüstungs-Sondervermögen in Deutschland. Auch innerhalb der Europäischen Union keimen Aufrüstungspläne. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mahnte eine Stärkung militärischer Kapazitäten in der EU an.

"Wir müssen Europa dringend aufrüsten", sagte von der Leyen. Die CDU-Politikerin will den Staats- und Regierungschefs bei einem Sondergipfel am Donnerstag einen umfassenden Plan für die Wiederaufrüstung Europas vorlegen.

Nutznießer dieser Aussichten waren heute erneut Rheinmetall, die an der DAX-Spitze standen und damit ihre Hausse eindrucksvoll fortsetzten. Das Papier legte 13,7 Prozent zu. Bereits am Freitag war die Aktie über die 1.000-Euro-Marke gestiegen, zuletzt notierte sie bei 1.144,50 Euro. Auch Airbus legten zu und gehörten hinter Rheinmetall zu den größten Gewinnern im DAX. Im MDAX sprangen Hensoldt, Hersteller von Rüstungselektronik, sogar um gut 22 Prozent.

Aus Sicht des JPMorgan-Analysten David Perry ist der Wiederbewaffnungszyklus in Europa nun Realität. Viele NATO-Staaten dürften ihre Verteidigungsbudgets erhöhen, die Ereignisse der vergangenen Wochen hätten diesbezüglich die Dringlichkeit nochmals immens verstärkt. Er hob seine Kursziele in der Branche im Schnitt um ein Viertel an.

Die Hoffnung auf einen Aufschub bei den CO2-Vorgaben der Europäischen Union beflügelte heute zusätzlich die Aktien der im DAX üppig vertretenen Autobranche. Angesichts drohender CO2-Strafen will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Autobauern mehr Zeit einräumen, um EU-Vorgaben einzuhalten. Sie werde noch im März eine gezielte Änderung der CO2-Normen vorschlagen, sagte sie in Brüssel.

Ein weiterer Faktor für die gute Stimmung der Anleger ist die anhaltende Zinsfantasie im Euroraum. "Eine Zinssenkung am Donnerstag ist in Anbetracht des vorliegenden Zahlenwerks eine ausgemachte Sache", schrieb Thomas Gitzel von der VP Bank mit Blick auf die anstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Es wäre die sechste Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte in Folge.

Zuletzt hatten EZB-Verantwortliche aber angedeutet, dass der neutrale Zins, also der Zinssatz, der eine Volkswirtschaft weder bremst noch stimuliert, nicht mehr weit entfernt sein könnte, es also zunächst auch eine Zinspause geben könnte. Am Freitag dürfte zudem der US-Arbeitsmarktbericht Hinweise zur künftigen Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) liefern.

Update Wirtschaft vom 03.03.2025

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 03.03.2025 09:00 Uhr

Die aktuellen Inflationsdaten aus der Eurozone deuten derweil auf eine weitere Zinssenkung hin. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Februar nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte.

"Für die EZB bleibt das Fenster für Zinssenkungen daher weiter geöffnet. Auch wegen des aktuellen Konjunkturhängers dürften die Leitzinsen in dieser Woche sinken", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Krüger.

Volatil geht es derzeit auch beim Bitcoin zu, der von der erratischen Politik der neuen Trump-Regierung besonders betroffen ist. Trump hatte Namen von Kryptowährungen genannt, die in eine neue strategische Reserve der USA aufgenommen werden sollen. "Ich werde dafür sorgen, dass die USA die Krypto-Hauptstadt der Welt sind", schrieb Trump in den Sozialen Medien.

Die größte Kryptowährung hat sich nach dem Kurssprung vom Sonntag zum Start in die neue Woche zunächst auf hohem Niveau gehalten, sackte aber im Verlauf heute wieder ab. Am Sonntag war er in der Spitze um rund zehn Prozent auf gut 95.000 Dollar nach oben geschnellt. Im Vergleich zum Freitag fiel das Plus noch deutlicher aus, denn da hatte ein Bitcoin teilweise nur noch gut 78.000 Dollar gekostet. Zuletzt wurden aber nur noch gut 86.000 Dollar bezahlt.

"Der jüngste Kursaufstieg des Bitcoins hat sich offensichtlich als ein Strohfeuer entpuppt", schrieb Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. Die Euphorie über die jüngsten Äußerungen von Trump sei damit wieder einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen. Anlegern sei am Ende des Tages womöglich doch eingeleuchtet, dass sie sich von Worten nichts kaufen können.

Der Euro behauptete zu Wochenbeginn im US-Handel seine Tagesgewinne größtenteils. Zuletzt kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0485 Dollar. Im frühen europäischen Geschäft hatte der Euro noch unter 1,04 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0465 (Freitag: 1,0411) Dollar fest.

Die freundliche Stimmung an den europäischen Aktienmärkten stützte die Gemeinschaftswährung. Im Fokus des Devisenmarktes stand darüber hinaus neben der Weltpolitik die EZB-Sitzung am Donnerstag. "Während die US-Notenbank die Geldpolitik vorerst nicht verändern will, scheint der Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) noch intakt zu sein", schrieben die Experten der Deka-Bank in ihrem Marktkommentar am Morgen.

"Entscheidend wird sein, welche Signale von der EZB ausgesendet werden und wie sich die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen verändern. Wird das Zinsniveau bei einer erneuten Senkung noch als restriktiv bezeichnet oder als neutral? Die Tür für weitere Schritte dürfte geöffnet bleiben, eine Vorfestlegung gibt es aber nicht."

Die Aussicht auf höhere Staatsdefizite ließ die Renditen am Rentenmarkt steigen. Der marktführende Bund-Future verlor 0,8 Prozent, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf knapp 2,5 Prozent. Im späten Geschäft erholten sich dann die Notierungen wieder etwas. Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen zog von 2,30 Prozent am Freitag auf 2,37 Prozent an, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte.

Der Gesundheitskonzern Fresenius verringert seine Beteiligung am Dialysespezialisten FMC. Der Anteil soll auf nicht weniger als 25 Prozent plus eine Aktie reduziert werden, kündigte der Bad Homburger DAX-Konzern am Abend an. Bislang hält das Unternehmen 32,2 Prozent an FMC, das ebenfalls im deutschen Leitindex enthalten ist. Auch nach Abschluss der Transaktion bleibe Fresenius dessen größter Aktionär.

Fresenius hatte die bilanzielle Entflechtung von seiner ehemaligen Dialysetochter Ende 2023 unter Dach und Fach gebracht. FMC hatte sich immer mehr zum Bremsklotz für den Konzern entwickelt, der wegen der schwachen Geschäftsentwicklung des Dialyseunternehmens mehrfach seine Ziele senken musste. Durch die Umwandlung von FMC von einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) in eine Aktiengesellschaft (AG) muss Fresenius den Dialysespezialisten nicht mehr voll bilanzieren und führt ihn nur noch als Finanzbeteiligung. Investoren ist die Beteiligung an FMC seit längerer Zeit ein Dorn im Auge.

Die Deutsche Telekom bringt ein eigenes Smartphone auf den Markt, bei dem Nutzer dank eines mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestatteten Sprachassistenten nicht mehr auf Apps zugreifen müssen.

"Es ist ein App-freies Erlebnis", sagte Telekom-Technikvorständin Claudia Nemat bei der Mobilfunk-Messe MWC in Barcelona über das "KI-Phone", das eine Weiterentwicklung des konzerneigenen T-Phones ist. Das KI-Phone werde in der zweiten Jahreshälfte in die Shops kommen. "Es wird erschwinglich sein."

Bei dem KI-Phone berührt der Nutzer das Display und kann dann mit dem KI-Assistenten sprechen, der die KI-Suchmaschine Perplexity nutzt. Das Besondere an dem Handy soll sein, dass Nutzer nicht mehr auf verschiedene Apps zugreifen müssen, um sich Informationen kleinteilig bei Diensten zusammenzusuchen.

Die rund 10.000 Beschäftigten des Bergbau-Unternehmens K+S erhalten mehr Geld und sind zwei Jahre länger als bisher geplant vor Entlassungen geschützt. Neben einer Entgeltsteigerung um 3,2 Prozent haben sich die Tarifpartner auf eine Verlängerung des bestehenden Zukunftskonzepts bis zum Jahresende 2028 geeinigt. Demzufolge müssen die Beschäftigten weiterhin befristet 40 statt der tariflich festgelegten 38 Wochenarbeitsstunden leisten.

Der taiwanische Halbleiterhersteller TSMC wird nach Angaben von US-Präsident Donald Trump zusätzliche "mindestens 100 Milliarden Dollar" (95 Milliarden Euro) in den Vereinigten Staaten investieren. Mit den Geldern sollten fünf Fabriken gebaut werden, kündigte Trump am Montag bei einem gemeinsamen Termin im Weißen Haus mit TSMC-Chef C.C. Wei an. 

Die Summe von rund 100 Milliarden Dollar kommt nach Trumps Angaben zu früheren Investitionszusagen des taiwanischen Unternehmens in Höhe von 65 Milliarden Dollar hinzu. Die vorherige Zusage von 65 Milliarden Dollar hatte TSMC noch gegenüber der Regierung von Trumps Amtsvorgänger Joe Biden getroffen. Die fünf Fabriken sollen im Bundesstaat Arizona aufgebaut werden.

Taiwan ist weltweit führend bei der Produktion von hochleistungsfähigen Halbleitern, die etwa für Smartphones, Windanlagen, Raketen oder Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) benötigt werden. Dagegen hat die Halbleiterproduktion innerhalb der USA über die Jahre hinweg an Bedeutung verloren -  das soll nun durch die massiven Investitionen des taiwanischen Unternehmens geändert werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. März 2025 um 09:00 Uhr.