Dow kaum bewegt Wall Street unbeeindruckt von Arbeitsmarktdaten
Obwohl die US-Arbeitsmarktdaten darauf hindeuten, dass die Notenbank Fed eine Zinspause einlegen könnte, verleitete das Anleger nicht zu Käufen. Zum Wochenschluss treten die New Yorker Börsen weitgehend auf der Stelle.
Die neuerliche Abkühlung des amerikanischen Arbeitsmarktes im August stärkt Erwartungen an eine Zinspause der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). An der Wall Street sorgten die neuen Zahlen dennoch für keine besonderen Impulse. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,33 Prozent höher, der breiter gefasste S&P 500 schloss mit einem Plus von 0,18 Prozent. Der technologielastige Nasdaq 100 trat auf der Stelle. Für die abgelaufene Woche verbuchte der Dow einen Kursanstieg von 1,4 Prozent.
Börsianer richteten den Blick auf die heute veröffentlichten US-Arbeitsmarkzahlen im August. Die Daten spielen eine wichtige Rolle für die Geldpolitik, da ein starker Jobmarkt mit deutlichen Lohnsteigerungen die Inflation hochhalten kann.
Analysten wiesen darauf hin, dass die Daten uneinheitlich ausfielen. Die US-Wirtschaft hat im August zwar etwas mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Allerdings wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten massiv nach unten revidiert. Zudem stieg die Arbeitslosenquote deutlich an - Experten hatten mit einer Stagnation gerechnet. Der Anstieg der Stundenlöhne schwächte sich etwas stärker ab als prognostiziert.
HQ-Trust-Chefökonom Michael Heise wertet die Abschwächung des Arbeitsmarktes als Signal, dass die Federal Reserve eine Zinspause einlegt. "Die neuen Daten sprechen für eine Zinspause der Fed in der kommenden Sitzung und wahrscheinlich auch in der Oktober-/November-Sitzung." Allerdings werde die Fed weitere Zinsschritte in diesem Zyklus wegen einer Monatsveröffentlichung nicht gänzlich ausschließen. "Etwas Unsicherheit über die Leitzinsentwicklung bleibt damit bestehen."
Zum Ende der Börsenwoche ist es für den DAX bis Handelsschluss noch einmal deutlich nach unten gegangen. Der deutsche Leitindex schloss 0,67 Prozent tiefer bei 15.840 Punkten und rückt damit weiter weg von der 16.000-Punkte-Marke, die er gestern noch kurzzeitig übersprungen hatte. Gebremst wurde der Index vor allem durch die Kursverluste der deutschen Automobilaktien. Trotz des heutigen Abschlags konnte das deutsche Börsenbarometer ein Wochenplus von noch immer 1,3 Prozent einfahren.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt sich dabei auf eine länger andauernde Hochzinsphase ein. Die geldpolitischen Schlüsselsätze dürften global für "geraume Zeit" hoch bleiben, sagte IWF-Vizechefin Gita Gopinath auf einer Konferenz der südafrikanischen Notenbank. Wahrscheinlich sänken sie nie mehr auf ein längere Zeit niedriges Niveau, so wie es im vorigen Jahrzehnt in vielen Währungsräumen der Fall war.
Nochmalige Preissenkungen von Tesla in China und eine negative Analysteneinschätzung zu Volkswagen und Renault setzen dem europäischen Autosektor zu. Der US-amerikanische E-Fahrzeughersteller Tesla kürzte die Preise für die Premium-Modelle S und X in China um teils fast ein Fünftel und setzt damit die Konkurrenz aus Europa weiter unter Druck. Zudem brachte er eine nach eigenen Angaben "aufgefrischte" Variante seines Model 3 auf den Markt - mit einer größeren Reichweite als beim Vorgängermodell.
Am deutschen Markt gaben die Vorzugsaktien von Volkswagen, die zusätzlich von einer Verkaufsempfehlung der Schweizer Bank UBS belastet wurden, deutlich nach. In Paris rutschten Renault ab, auch hier hatte die UBS den Daumen gesenkt auf "Sell". Laut dem UBS-Analysten Patrick Hummel wird der Gegenwind, dem Volkswagen auch in Europa durch chinesische Elektroautos ausgesetzt sei, am Markt unterschätzt. Der Wolfsburger Autobauer werde auf globaler Ebene am stärksten bedrängt von der zunehmenden chinesischen Konkurrenz. Im DAX zählten die Titel von Volkswagen, BMW und Mercedes zu den größten Verlierern.
Der Hamburger Kupferhersteller Aurubis hat wegen Auffälligkeiten bei seinen Metallbeständen eine Gewinnwarnung herausgegeben. "Aurubis hat bei der regelmäßigen Überprüfung des Metallbestands erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie bei Sonderproben bestimmter Lieferungen von Einsatzmaterialien im Recyclingbereich Abweichungen festgestellt", teilte der MDAX-Konzern mit. Aufgrund dieser Indizien gehe man davon aus, Gegenstand krimineller Handlungen geworden zu sein. Das Ausmaß des Schadens sei noch unklar, eine außerordentliche Inventur laufe. Das Landeskriminalamt sei eingeschaltet.
Nach dem Bekanntwerden neuer Probleme bei seiner Beteiligung Aurubis hat auch der Stahlkonzern Salzgitter die Ergebnisprognose für das laufende Jahr zurückgezogen. Bislang hatte das Management um Konzernchef Gunnar Groebler für 2023 wegen sinkender Stahlpreise und einer geringeren Nachfrage einen deutlichen Rückgang des Vorsteuerergebnisses auf 300 bis 400 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Salzgitter ist mit knapp 30 Prozent an dem Hamburger Kupferhersteller Aurubis beteiligt.
Die Optikerkette Fielmann hat nach den jüngsten Zukäufen ihre Prognose angehoben. Der Außenumsatz dürfte 2023 bei rund 2,3 Milliarden Euro liegen und damit 13 Prozent über dem Vorjahr. Bislang war ein Plus von sieben bis zehn Prozent in Aussicht gestellt worden. Der Konzernumsatz solle im gleichen Maße auf etwa zwei Milliarden Euro steigen. Beim operativen Ergebnis (EBITDA) erwartet Fielmann ein Plus von 18 Prozent auf rund 400 Millionen Euro. Zuvor war ein Anstieg von neun bis 21 Prozent prognostiziert worden. Das Vorsteuerergebnis (EBT) werde auf über 190 Millionen Euro klettern, was ebenfalls einem Wachstum von 18 Prozent entspreche.
Mehr als 100 chinesische Unternehmen haben bei der Regierung in Peking die Freigabe von KI-Software für computergenerierte Bilder und Videos beantragt. Zu den Unternehmen, die sich um eine Lizenz für die kommerzielle Nutzung hierauf spezialisierter Künstlicher Intelligenz (KI) beworben haben, gehören Huawei und Alibaba. Diese Programme können auf Grundlage weniger Befehle Bilder und Videos erstellen oder bestehendes Material täuschend echt verfälschen. Letzteres kann als sogenanntes "Deep Fake" für Desinformationskampagnen genutzt werden. Chinesische Unternehmen müssen sich einer staatlichen Sicherheitsbewertung unterziehen, bevor sie sogenannte Generative KI, zu der auch Programme wie ChatGPT zählen, der Öffentlichkeit zugänglich machen dürfen.
Der Energiekonzern Shell verkauft sein Haushaltskunden-Geschäft in Deutschland und Großbritannien an den britischen Konkurrenten Octopus Energy. Die Tarife und das Angebot blieben davon unberührt, so Shell heute. Die Transaktion soll im vierten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Shell versorgt in den beiden Ländern zusammen insgesamt rund zwei Millionen Haushaltskunden mit Gas, Strom und Breitbandangeboten. Dem Konzern zufolge wollen die beiden Unternehmen auch Möglichkeiten für eine internationale Zusammenarbeit im Bereich des Ladens von Elektro-Fahrzeugen ausloten.
Deutschlands größter Hersteller von Handfeuerwaffen, Heckler & Koch, verzeichnete in seinen Geschäften einen leichten Rückgang. Im ersten Halbjahr betrug der Umsatz 149,9 Millionen Euro, was einem Rückgang von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Das Betriebsergebnis ging um 22 Prozent auf 26 Millionen Euro zurück. Finanzvorstand Björn Krönert begründete die Entwicklung mit Währungseffekten und einem schwächeren US-Zivilmarkt. Zudem seien Kosten gestiegen. Der Nettogewinn entwickelte sich positiv, er stieg um 1,6 Millionen auf 17,6 Millionen Euro. Das lag an Steuereffekten und einer deutlich niedrigeren Zinslast.
Der dänische Arzneimittelhersteller Novo Nordisk verdrängte heute LVMH als Europas wertvollstes börsennotiertes Unternehmen und beendete damit die zweieinhalbjährige Herrschaft des französischen Luxuskonzerns an der Spitze. Der französische Konzern LVMH, zu dem Marken wie Dior, Louis Vuitton und Rimowa gehören, leidet derzeit unter der wachsenden Besorgnis über die Aussichten für die chinesische Wirtschaft. Novo Nordisk profitiert dagegen von der Nachfragewelle nach seinen hochwirksamen Diabetes- und Gewichtsverlustmedikamenten Ozempic und Wegovy, was seine Gewinne und Aktien auf Rekordhöhen katapultiert hat. Dank eines Kursanstiegs um 2,1 Prozent stieg die Marktkapitalisierung von Novo Nordisk auf umgerechnet gut 393 Milliarden Euro. LVMH wurde nach einem Kursrückgang um 0,8 Prozent mit 389,5 Milliarden Euro bewertet.
Die amerikanische Kartellbehörde FTC hat die milliardenschwere Übernahme des Biotechnologie-Unternehmens Horizon Therapeutics durch den Pharmakonzern Amgen doch noch genehmigt. Im Mai hatte die FTC eine Klage eingereicht, um die Übernahme zu stoppen. Nachdem Amgen Zugeständnisse gemacht hat, hat die FTC ihre Bedenken hinsichtlich des 27,8 Milliarden Dollar teuren Kaufs aufgegeben. Das Übernahme soll nach Angaben der beiden US-Unternehmen Anfang des vierten Quartals abgeschlossen werden.
Der saudi-arabische Ölkriese Saudi-Aramco plant einem Bericht zufolge den Verkauf eines Anteils in Höhe von 50 Milliarden Dollar. Das berichtete das "Wall Street Journal" heute. Schon im vergangenen Jahr soll es die Absicht gegeben haben, sie sei aber aufgrund ungünstiger Marktbedingungen nicht weiterverfolgt worden. Das nun angestrebte Vorhaben könne noch in diesem Jahr umgesetzt werden - dem Bericht zufolge über die Börse in Riad.
Der Milliardär Klaus-Michael Kühne hat seinen Anteil am Chemikalienhändler Brenntag in die Höhe geschraubt. Über seine Holding verfüge er nun über gut 10 Prozent der Stimmrechte, hieß es am Abend nach Börsenschluss in einer Mitteilung des DAX-Konzerns. Zuvor lag sein Anteil bei knapp 5,2 Prozent. Das Brenntag-Management steht unter dem Druck von aktivistischen Investoren, die eine Aufspaltung des Konzerns favorisieren.
Einem Bericht zufolge erwägt der Facebook-Konzern Meta, kostenpflichtige Abonnementversionen von Facebook und Instagram ohne Werbung in Europa einzuführen. Gleichzeitig werde es weiterhin möglich sein, diese Dienste kostenlos mit Werbung zu nutzen, so die "New York Times" unter Berufung auf informierte Personen. Meta wollte den Bericht nicht kommentieren. Meta würde mit dem Bezahl-Abo auf die veränderte Datenschutzlage in Europa reagieren. Bisher hatte Meta kostenpflichtige Abonnements abgelehnt, mit der Begründung, dass seine Dienste für alle nutzbar sein sollen.
Ein Streit über die Vertriebsvereinbarung zwischen dem amerikanischen Kabelnetzbetreiber Charter Communications und dem Unterhaltungskonzern Walt Disney führte zu Kursverlusten bei beiden Unternehmen. Disney hat Fernsehkanäle wie ESPN und ABC von Charters "Spectrum"-Kabeldienst abgezogen. Auf dem Bildschirm wurde eine Nachricht von Charter eingeblendet, in der die Zuschauer aufgefordert wurden, sich an Disney zu wenden. "Wir haben Disney ein faires Angebot gemacht, doch sie verlangen eine übermäßige Preiserhöhung", hieß es darin. Auch Aktien anderer Streaming-Unternehmen wie Warner Bros Discovery, Paramount Global und Fox verloren bis zu zehn Prozent.