Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

DAX rutscht ins Minus Juni beginnt mit Kursverlusten

Stand: 01.06.2022 22:17 Uhr

Der Börsenstart in den Juni stand ganz im Zeichen der Zinsdiskussion. Robuste Konjunkturdaten aus den USA kamen den Aktienmärkten da eher ungelegen.

Wehe, die Konjunkturdaten aus China sind zu schlecht - und die aus den Vereinigten Staaten zu gut. Dieses Spannungsfeld prägte das Börsengeschehen zur Wochenmitte.

So kippte die Stimmung um 16 Uhr, als der Einkaufsmanagerindex des amerikanischen Institute for Supply Management (ISM) für Mai veröffentlicht wurde. Der wichtige Frühindikator stieg überraschend von 55,4 auf 56,1 Punkte. Experten hatten eigentlich mit einem leichten Rückgang gerechnet. Die robuste Stimmung der Manager bestärkt die Notenbanker der Federal Reserve (Fed), an ihrem derzeit straffen Zinskurs festzuhalten. Prompt rutschten die amerikanischen Indizes und mit ihnen der DAX ab. Der deutsche Leitindex ging nach einem zuvor positiven Verlauf 0,3 Prozent tiefer aus dem Handel.

Um 20 Uhr folgte der Konjunkturbericht der Fed. Das so genannte Beige Book beruhigte die Gemüter wieder etwas. Die US-Wirtschaft sei zuletzt weiter in einem mäßigen bis moderatem Tempo gewachsen. Steigende Preise und höhere Zinsen machten sich allerdings bereits bemerkbar, teilten die Währungshüter mit. Auch der Ukraine-Krieg dämpfe die Wachstumserwartungen.

Das klingt nicht nach einer Argumentation für aggressive Zinserhöhungen. In der Folge dämmten die US-Märkte ihre Verluste etwas ein. Der Dow Jones schloss 0,5 Prozent tiefer, die Technologietitel des Nasdaq 100 verloren 0,7 Prozent.

Die Aktivitäten in Chinas herstellendem Gewerbe sind laut einem wichtigen Konjunkturbarometer im Mai den dritten Monat nacheinander geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Wirtschaftsmagazins "Caixin", ein wichtiger Frühindikator, stieg allerdings leicht von 46 Punkten im Vormonat auf 48,1 Stellen. Positiv vermerken Analysten, dass der Lockdown in der Wirtschaftsmetropole Shanghai weitgehend beendet ist. Trotz der Aufhebung der rigiden Beschränkungen bleiben jedoch zahlreiche Maßnahmen für die 25 Millionen Einwohner Shanghais bestehen.

Update Wirtschaft vom 01.06.2022

Stefan Wolff, HR, tagesschau24

Die Umsätze im deutschen Einzelhandel sind im April eingebrochen. Bereinigt um Saison- und Preiseffekte sanken die Erlöse um 5,4 Prozent im Vergleich zum März, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Am stärksten sind die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel zurückgegangen mit einem realen Minus von 7,7 Prozent gegenüber März. Das passt zu der zuletzt trüben Konsumentenstimmung. Angesichts der ungewissen Preis- und Konjunkturentwicklung halten sich viele Verbraucher bei ihren Einkäufen zurück.

Der überraschend starke amerikanische ISM-Einkaufsmanagerindex setzte den Euro stark unter Druck. Kurz nach Veröffentlichung der Daten musste die Gemeinschaftswährung die Marke von 1,07 Dollar preisgeben. Am Nachmittag gab die EU-Kommission Kroatien grünes Licht für die Einführung der Gemeinschaftswährung. Kroatien will seine Währung Kuna ab 2023 durch den Euro ersetzen.

Am Ölmarkt blieben die Preise unter dem hohen Niveau der beiden Vortage. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend knapp unter 117 Dollar. Laut dem "Wall Street Journal" könnte das Ölförderabkommen des Ölkartells OPEC+ mit Russland ausgesetzt werden. Denn die Sanktionen des Westens würden die Fähigkeiten des Landes untergraben, mehr Rohöl zu fördern, um die Produktionsziele des Verbundes zu erfüllen.

Die Aktien des Facebook-Mutterkonzerns Meta reagierten am Abend negativ auf den angekündigten Rücktritt der langjährigen Top-Managerin Sheryl Sandberg. Sandberg war seit dem Jahr 2008 beim weltgrößten Online-Netzwerk beschäftigt, zuletzt als Leiterin des operativen Geschäfts (COO). Diesen Posten will sie im Herbst abgeben, aber Mitglied des Verwaltungsrats bleiben. Ihr Nachfolger als COO wird Javier Olivan, der in den vergangenen Jahren die Wachstumsinitiativen des Konzerns verantwortet hat.

Größte Gewinner im DAX waren sämtliche Autotitel des Leitindex. Günstige Signale für die Branche kamen aus China. Der Branchenexperte Jose Asumendi von JPMorgan begrüßte die gestern bekannt gewordenen Pläne der chinesischen Regierung, die Autoindustrie im zweiten Halbjahr anzukurbeln. Aktuelle Pläne liefen auf ein kleines Produktionswachstum der chinesischen Autobranche zum Jahresende hinaus. China will zudem die Steuer auf einige schadstoffarme PKW um die Hälfte senken.

Der DAX-Konzern Vonovia hält angesichts der hohen Inflationsraten deutlichere Mieterhöhungen für unausweichlich. "Wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liegt, müssen auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend ansteigen", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch dem "Handelsblatt". Sonst würden viele Vermieter in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Der Immobilienriese besitzt rund 565.000 Wohnungen, die meisten davon in Deutschland. Die durchschnittliche Miete bei Vonovia erhöhte sich in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Schnitt um 3,1 Prozent.

Die Aktie der Deutsche-Bank-Tochter DWS im SDAX verlor weitere 6,2 Prozent. Die wegen "Greenwashing"-Vorwürfen unter Druck stehende Fondsgesellschaft wechselt ihren Chef aus. Stefan Hoops werde auf der Hauptversammlung am 10. Juni als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung eingesetzt, teilte die DWS mit. Der bisherige Chef Asoka Wöhrmann werde sein Mandat am selben Tag niederlegen. Hoops kommt vom Mutterkonzern, dort war er als Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank tätig. Gestern fanden bei der Deutschen Bank und der DWS Durchsuchungen statt. Beteiligt waren die Staatsanwaltschaft, die Finanzaufsicht BaFin und das Bundeskriminalamt.

BioNTech-Chef Ugur Sahin rechnet mit der Zulassung eines angepassten Covid-19-Impfstoffs in Europa und den USA bis zum Herbst. "Je nach Entscheidung der Behörden könnte ein angepasster Impfstoff im August, September oder Herbst genehmigt werden", sagte Sahin am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Mainzer Biotechunternehmens. Die Ergebnisse der klinischen Studien würden in den kommenden Wochen erwartet, bekräftigte Sahin.

Der Impfstoff der Mainzer ist einer der weltweit am häufigsten eingesetzten gegen Covid-19. In China ist er jedoch immer noch nicht auf dem Markt. Die Anteilseigner erhalten für das vergangene Geschäftsjahr eine Sonderdividende von 2,00 Euro. Außerdem startet heute ein Aktienrückkaufprogamm im Volumen bis zu 1,5 Milliarden Dollar.

Auf den offiziellen ersten Fahrplan für die Einführung des E-Rezeptes haben die Aktionäre der Shop Apotheke mit Gewinnmitnahmen reagiert. Ab September soll die schrittweise Einführung mit Pilotverfahren in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein starten. Es gebe weiter keinen klaren Plan, wann E-Rezepte in Deutschland verpflichtend würden, monierte ein Analyst. Dabei sei das Potenzial für Online-Apotheken groß. Das E-Rezept sorgt je nach Nachrichtenlage schon länger für Kursausschläge in beide Richtungen. Die ursprünglich zu Jahresbeginn geplante Einführung hat sich immer wieder verzögert.

Einen massiven Stellenbau hat der Navigationsgerätehersteller TomTom angekündigt. Beim Unternehmen fällt jede zehnte Stelle der fortschreitenden Automatisierung zum Opfer. Rund 500 Mitarbeiter würden im Rahmen der Neuaufstellung der Navigeräte-Sparte entlassen, so das niederländische Unternehmen. Zu den Kunden von TomTom gehören Volkswagen, Renault, Uber und Microsoft.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 01. Juni 2022 um 06:43 Uhr.