Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Vor dem Fed-Entscheid US-Anleger bleiben zurückhaltend

Stand: 19.09.2023 22:16 Uhr

Wie schon zuvor in Europa, haben sich auch die US-Anleger vor dem Zinsentscheid der Notenbank nicht mehr aus der Deckung gewagt. Die US-Börsen schlossen moderat im Minus.

Am Tag vor dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Fed scheuten die Anleger in New York einmal mehr das Risiko. Der Leitindex Dow Jones verlor am Ende 0,31 Prozent auf 34.517 Punkte.

Der marktbreite S&P 500 sank um 0,22 Prozent auf 4443 Punkte, und für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es ebenfalls um 0,22 Prozent auf 15.191 Zähler bergab.

Während die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche noch einmal an der Zinsschraube gedreht hatte, erwarten die meisten Fachleute von den US-Währungshütern keinen weiteren Zinsschritt.

Dabei wiesen die jüngsten Daten auf eine Abkühlung der Konjunktur hin. So schwächte sich etwa das Wohnungsbaugeschäft in den USA im August überraschend deutlich ab. Die Zahl der neu begonnenen Projekte fiel hochgerechnet auf das gesamte Jahr um 11,3 Prozent auf 1,283 Millionen. Experten hatten mit 1,440 Millionen gerechnet.

Analysten zufolge blieben die weiteren Schritte der US-Währungshüter allerdings offen. "Die Reaktion des Marktes hängt hauptsächlich von der Rede von Fed-Chef Jerome Powell ab", sagte Steven Ricchiuto, Chefökonom der Investmentbank Mizuho Securities.

Die beiden wichtigsten Fragen für die Marktteilnehmer sind dabei, ob die Entscheidungsträger eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende avisieren werden und ob beziehungsweise wie viel Lockerung sie für 2024 vorsehen.

Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck, rechnet zwar im September mit einer Zinspause, die Fed dürfte aber die Bereitschaft zu weiteren Zinsschritten deutlich betonen. Auch er macht sich Gedanken um erste Leitzinssenkungen, die er von der Fed und der EZB frühestens im zweiten Quartal 2024 erwartet. Doch sollten sich die Märkte in beiden Wirtschaftsräumen darauf einstellen, "dass man so bald nicht vom Zinsgipfel absteigt", warnt Greil.

Der Aufwärtstrend bei den Ölpreisen hält derweil an. Die Rohölpreise ziehen weiter an und nähern sich der Marke von 100 US-Dollar. Heute kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zwischenzeitlich über 95 Dollar. In der Spitze war der Brent-Preis bis auf 95,96 Dollar gestiegen und der für die US-Leichtölsorte WTI bis auf fast 94 Dollar.

Das waren jeweils die höchsten Stände seit November. Seit Anfang Juli geht es mit den Erdölpreisen kräftig nach oben. Seither haben sie um rund 20 Dollar zugelegt. Die Ölpreise bleiben damit insbesondere wegen anhaltender Angebotssorgen und Spekulationen auf eine Erholung der Nachfrage in China auf dem höchsten Stand seit zehn Monaten.

"Der Fokus der Anleger verschiebt sich derzeit vom Optimismus, dass die Verbraucherpreise in den Griff zu bekommen sind, zu Befürchtungen, dass die hohen Energiekosten die Teuerungsrate doch weiter nach oben treibt", sagte Matthew Morgan, Manager beim US-Vermögensverwalter Jupiter.

"In einer Zeit, in der die Zentralbanken allmählich das Licht am Ende des Inflationstunnels sehen, wäre ein Ölpreis von mehr als 100 Dollar äußerst unwillkommen und nicht hilfreich", kommentierte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.

Vor der US-Leitzinsentscheidung zur Wochenmitte haben sich die Anleger mit Käufen am Aktienmarkt zurückgehalten. Der DAX gab 0,4 Prozent nach auf 15.664 Punkte und schloss damit den dritten Handelstag in Folge schwächer. Die Gewinne aus der vergangenen Woche sind damit längst wieder verloren. Der MDAX hielt sich besser und endete bei 26.904 Zählern nahezu unverändert.

Der Leitindex DAX wies eine Schwankungsbreite zwischen 15.630 und 15.743 Zählern aus. Am Nachmittag folgte der Index dabei einer schwächeren Wall Street noch etwas nach unten.

Eine Gegenbewegung nach dem gestrigen Kursrutsch um 1,1 Prozent auf 15.727 Punkte blieb damit aus. Was aber wohl auch nicht unbedingt zu erwarten war, denn Zins- und Inflationssorgen lasten weiter auf den Märkten, was für viel Unsicherheit sorgt.

Insbesondere die morgen Abend anstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) lässt die Märkte weiter zögern. Experten gehen zwar ganz überwiegend davon aus, dass die Leitzinsen unverändert bleiben; vielmehr sorgen sich die Anleger und Anlegerinnen aber derzeit, dass das Zinsniveau noch längere Zeit so hoch blieben wird wie jetzt. Zudem belastete der ungebrochene Preisanstieg der Ölpreise weiter.

Ob nach der Fed-Sitzung mit mehr Dynamik auf dem Börsenparkett für den Rest der Woche gerechnet werden kann, bleibt abzuwarten. Die anhaltend hohe Inflation belastet weiterhin. Die Teuerung in der Eurozone hat sich im August nur leicht abgeschwächt. Die Inflationsrate fiel von 5,3 Prozent im Vormonat auf 5,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Vorläufige Daten von Ende August hatten noch eine Stagnation auf 5,3 Prozent ergeben, sie wurden aber revidiert.

Update Wirtschaft vom 19.98.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 19.09.2023 09:00 Uhr

Dass die konjunkturellen Aussichten global eher trübe bleiben, hat die Industriestaaten-Organisation OECD in einer aktuellen Prognose bekräftigt. Die globale Wirtschaftsleistung dürfte demnach dieses Jahr um 3,0 Prozent zulegen, 2024 aber nur noch um 2,7 Prozent. Die Prognose für 2023 wurde um 0,3 Prozentpunkte erhöht, die für 2024 um 0,2 Zähler gesenkt. Ein wichtiger Grund für die schlechten Aussichten sind die Zinserhöhungen der Notenbanken.

Auch die Teilnehmer am Devisenmarkt warten gespannt auf die Signale von der US-Notenbank. Zudem werden am Donnerstag in Großbritannien und am Freitag in Japan weitere Zinssitzungen der Notenbanken erwartet.

Zuletzt wurden im US-Handel für die Gemeinschaftswährung 1,0680 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0713 (Montag: 1,0663) US-Dollar fest.

US-Finanzministerin Janet Yellen, ehemals selbst Chefin der Fed, rechnet derweil mit einer "weichen Landung" der weltgrößten Volkswirtschaft. "Was ich in der Wirtschaft sehe, ist eine Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt, die auf gesunde Weise stattfindet und nicht mit Massenentlassungen einhergeht", sagte Yellen in einem heute veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Mit rund 3,6 Prozent Kurszuwachs war die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia die stärkste im DAX. Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Vonovia auf "Overweight" mit einem Kursziel von 26 Euro belassen. Für den Ende September anstehenden Kapitalmarkttag erhoffen sich die Experten aber Aussagen über das erwartete Mietwachstum der kommenden drei bis fünf Jahre. Laut der aktuellen Studie soll es sich bereits im laufenden Jahr verdoppeln.

Deutsche Post DHL verlieren

Sorgen in puncto Konjunkturentwicklung und damit auch hinsichtlich der Geschäftsentwicklung der DHL Group belasteten dafür die Aktien des Logistikers. Mit einem Minus von mehr als sechs Prozent fielen sie auf den tiefsten Stand seit Mitte März. Das Papier war damit größter Verlierer im DAX.

Die Analysten des Investmenthauses Kepler Cheuvreux senkten in einem Ausblick auf die am 8. November erwarteten Zahlen für das dritte Quartal ihre Gewinnerwartungen. Noch fehle es an einer Erholung der Sendungsmengen im zweiten Halbjahr, und es gebe derzeit Gegenwind durch Spritpreise und Wechselkurse, schrieben sie in einer Studie. Daher müsse das Management womöglich das Ziel für den operativen Jahresgewinn auf das untere Ende bis zur Mitte der avisierten Spanne hin präzisieren.

Die Aktie von E.ON wird durch eine Analyse nach oben befördert und zog auch das Papier des Branchennachbarn RWE aufwärts. Die französische Großbank Société Générale (SocGen) hat das E.ON-Papier von "Hold" auf "Buy" hochgestuft. Das regulatorische Umfeld in Deutschland verbessere sich, hieß es zur Begründung. Zudem laufe das Geschäft mit Energienetzen dynamisch.

Eine Hochstufung trieb die Volkswagen-Aktie um über zwei Prozent nach oben. Analysten von Jefferies haben den Titel auf "Buy" von zuvor "Underperform" gesetzt. Der Volkswagen-Konzern stellt heute die dritte Generation seines Kompakt-SUV Tiguan als klassischen Verbrenner vor. Die Weltpremiere des inzwischen meistverkauften Modells der Marke findet erstmals nicht auf der Automesse IAA statt, sondern bei einer Betriebsversammlung im Stammwerk, wo das Fahrzeug auch gebaut wird.

Die kräftig gestiegenen Zinsen im Euro-Raum schieben die Geschäfte der Commerzbank an. Finanzchefin Bettina Orlopp äußerte sich am Dienstag auf einer Finanzkonferenz zur Prognose für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr optimistischer als noch im August. Acht Milliarden Euro seien "eine gute Schätzung für dieses Jahr", sagte sie. Zur Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal Anfang August hatte das Frankfurter Bankhaus noch mindestens 7,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die Commerzbank hatte im zweiten Jahresviertel ihren Zinsüberschuss binnen Jahresfrist um 44 Prozent auf ein Rekordniveau von 2,13 Milliarden Euro gesteigert.

Der Versicherungskonzern Talanx (HDI) will mit einer Kapitalerhöhung den Anteil seiner Aktien in Streubesitz nach oben treiben. Geplant sei eine Kapitalerhöhung von bis zu 300 Millionen Euro, teilte das im MDAX gelistete Unternehmen am Abend nach Börsenschluss in Hannover mit. Das Geld erhöhe auch die Kapitalausstattung für weitere Übernahmen und ein Geschäftswachstum aus eigener Kraft. Außerdem wolle der Talanx-Mehrheitsaktionär HDI, ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, eigene Anteile im Wert von bis zu 100 Millionen Euro zum Kauf anbieten.

Dem Konzern zufolge sollen sich nach Abschluss der Transaktion rund 23,2 Prozent der Aktien im Streubesitz befinden. Bisher sind es 21,1 Prozent - die übrigen 78,9 Prozent liegen beim HDI. Die neuen Aktien will Talanx ausschließlich bei institutionellen Anlegern platzieren. Die bisherigen Aktionäre sollen kein Bezugsrecht erhalten.

Zugleich bestätigte der Konzern seine Geschäftsprognosen. Für das laufende Jahr peilt das Management demnach weiter einen Überschuss von mehr als 1,4 Milliarden Euro an und will eine Dividende von mehr als 2 Euro je Aktie an die Anteilseigner ausschütten. Bis zum Jahr 2025 soll der Gewinn auf 1,6 Milliarden Euro steigen. Die positiven Effekte aus der Übernahme des Geschäfts von Liberty Mutual in Lateinamerika seien darin noch nicht enthalten, hieß es.

Der Abfüllanlagenhersteller Krones schafft die Voraussetzungen für seine rasche Rückkehr in einen der großen deutschen Aktienindizes. Der Aufsichtsrat hat Matthias Winkler zum neuen Vorsitzenden des Prüfungsausschusses berufen. Winkler gilt, anders als sein Vorgänger, der ehemalige Krones-Finanzvorstand Norbert Broger, nach dem Deutschen Corporate-Governance-Kodex (DCGK) als unabhängig vom Unternehmen. Die Börse hatte Krones mit Wirkung zum vergangenen Montag (18. September) aus dem Nebenwerteindex MDAX ausgeschlossen, weil das Unternehmen mit der Personalie gegen den Kodex verstieß.

Der mutmaßliche Betrug vereinzelter Schrottlieferanten belastet den Kupferkonzern Aurubis mit einer niedrigen dreistelligen Millionensumme. Nach einer Inventur der Lager werde von fehlenden Edelmetallen im Wert von 185 Millionen Euro ausgegangen, erklärte der Hamburger MDAX-Konzern heute. Demgegenüber stünden rund 30 Millionen Euro Versicherungsansprüche.

Auf Basis dieser Schadensumme und der erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung im vierten Geschäftsquartal 2022/2023 habe das Unternehmen die Prognose der Gewinnspanne von 450 bis 550 Millionen Euro auf 310 bis 350 Millionen Euro gesenkt. Die bisherige Gewinnprognose war bereits kurz nach Bekanntwerden der Vorfälle gestrichen worden. 

Vor dem Hintergrund der neuen Aurubis-Prognose legte auch die Salzgitter AG einen neuen Ausblick vor. Der Stahlkocher hält rund 30 Prozent der Anteile und hatte wegen der Aurubis-Unsicherheiten ebenfalls das Jahresgewinnziel ausgesetzt Salzgitter geht nun für 2023 von einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 650 Millionen und 700 Millionen Euro aus. Vor der Aussetzung hatte das Unternehmen 750 Millionen bis 850 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Der Festnetztelefon- und Smartphone-Hersteller Gigaset ist pleite. Das Unternehmen aus Bocholt mit 850 Mitarbeitern kündigte am Dienstag einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit für die börsennotierte Muttergesellschaft an und will die operative Tochter Gigaset Communications GmbH in Eigenregie sanieren.

Grund für die Pleite sei "ein unerwarteter und erheblicher Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr". Die Nachfrage habe sich weiter abgeschwächt, Gigaset sei daher das Geld ausgegangen.

Gigaset gehört seit 2014 mehrheitlich dem chinesischen Investor Sutong Pan über seine Investmentfirma Goldin Financial Holdings. Nach Angaben des Datendienstleisters LSEG hielt er zuletzt 72 Prozent der Anteile. Die ehemalige Siemens-Tochter war 2008 an einen Finanzinvestor verkauft worden.

Vor zwei Wochen hatte Gigaset seine Prognosen deutlich nach unten korrigiert. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) sollten im laufenden Jahr anders als erwartet deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen. 2022 hatte Gigaset 241,3 Millionen Euro umgesetzt und ein Ebitda von 17,9 Millionen Euro erwirtschaftet

Die Kaffeehaus-Kette Starbucks muss sich in den USA Klagen von Verbrauchern stellen, weil ihre Fruchtsaftgetränke die namensgebende Hauptzutat teils gar nicht enthalten. US-Bezirksrichter John Cronan in Manhattan lehnte gestern den Antrag des Unternehmens ab, den größeren Teil einer Sammelklage abzuweisen. Schließlich würden viele Verbraucher erwarten, dass ihre Getränke die Früchte, die in ihrem Namen erwähnt werden, auch tatsächlich enthalten. Kunden hatten sich unter anderem darüber beschwert, dass in Starbucks Mango Dragonfruit Lemonade keine Mango sei und in Pineapple Passionfruit Lemonade keine Passionsfrucht.

Der Chatbot Bard von Google wird künftig die Anwender dabei unterstützen, falsche Fakten in den Antworten des KI-Systems zu erkennen. Antworten des Dialogsystems Bard können mit einem Klick auf eine Schaltfläche mit dem bunten Google-Logo überprüft werden, kündigte Google-Manager Jack Krawczyk heute in Mountain View an.

Die Teile der Antwort, bei denen sich Bard seiner Sache sehr sicher ist, werden dann grün markiert. Die Passagen, bei denen Bard auch Informationen im Internet entdeckt hat, die diese Aussage widerlegen könnten, werden dann orange eingefärbt. Für jeden geschriebenen Satz werde eine Google-Suche durchgeführt, um herauszufinden, ob es Inhalte gebe, die diesen Satz bestätigen oder widerlegen.

Papiere des Gabelstapler-Herstellers Kion schwankten deutlich und schlossen letztlich 2,3 Prozent im Minus. Die Privatbank Berenberg hat die Einstufung für Kion nach einem Treffen mit dem Konzernchef auf einer hausinternen Unternehmenskonferenz auf "Buy" mit einem Kursziel von 36 Euro belassen. Zuvor war bekannt geworden, dass sich der US-Vermögensverwalter Invesco sich von einem Großteil seines über dreiprozentigen Aktien-Pakets trennt.

Der in Schieflage geratene chinesische Immobilienentwickler Sunac China Holdings hat in den USA Gläubigerschutz beantragt. Wie aus Gerichtsdokumenten hervorgeht, stellte Sunac einen Antrag nach Kapitel 15 des US-Insolvenzrechts, das ausländische Unternehmen vor Ansprüchen von amerikanischen Gläubigern schützt. Die Gläubiger von Sunac hatten einem Umstrukturierungsplan für Auslandsschulden in Höhe von neun Milliarden Dollar zugestimmt. Es war die erste Genehmigung einer solchen Sanierung eines großen chinesischen Immobilienentwicklers.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 19. September 2023 um 07:43 Uhr.