Händler an der New Yorker Börse.
marktbericht

Vor dem Fed-Zinsentscheid Gewinne an der Wall Street

Stand: 31.10.2023 21:26 Uhr

Vor dem US-Zinsentscheid gingen die Investoren in den USA keine größeren Risiken mehr ein. Nach der Vortagsrallye steht aber auch heute ein Plus in der Tagesbilanz. Der DAX hatte zuvor ebenfalls zugelegt.

An der Wall Street agierten die Investoren vor dem morgigen Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve zurückhaltend. Der Dow Jones Industrial pendelte zunächst zwischen Gewinnen und Verlusten und schloss mit einem Aufschlag von 0,4 Prozent auf 33.052,87 Punkten. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,6 Prozent auf 4192 Zähler. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 ging 0,5 Prozent fester auf 14.409,78 Punkten aus dem Handel.

Für die Anleger bleibt die Lage im Nahen Osten ein wesentlicher Belastungsfaktor: "Die Situation im Nahen Osten hat die Anleger in einen Zustand ständiger Wachsamkeit versetzt" beschreibt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, die Situation. So wie die Lage dort jede Sekunde eskalieren könne, so könnten auch die Kurse jede Sekunde unvermittelt einbrechen, so Stanzl.

Daneben spielte die Geldpolitik eine wichtige Rolle. Morgen steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) an. Nachdem die EZB bei ihren jüngsten Leitzinsentscheid eine Zinspause einlegte, geht eine große Mehrheit der Marktteilnehmer davon aus, dass auch die Fed den Zins abermals nicht weiter erhöhen wird.

"Die Märkte blicken schon gespannt auf die morgige Fed-Sitzung", sagten die Experten der österreichischen Raiffeisen-Bank. Es werde zwar mit einer fast 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit erwartet, dass die Notenbanker den Zinssatz unverändert ließen. Es bleibe aber fraglich, wie restriktiv diese Entscheidung kommuniziert werde. Für die Marktteilnehmer wird es also besonders auf die Erläuterungen der Notenbanker zu ihrer Entscheidung ankommen.

Zuvor hatte der DAX 0,6 Prozent fester auf 14.810 Punkten geschlossen. Die Frage bleibt, wie nachhaltig diese Gewinne sind, denn die geopolitische Unsicherheit drückte, wie auch in den USA, weiterhin auf die Stimmung der Anleger.

Deswegen bleiben Experten skeptisch: "Ich will nicht zu viel in die heutigen Kursgewinne hineininterpretieren, denn bis zu einem gewissen Grad handelt es sich hier lediglich um eine Art Wiedergutmachung für verlorenen Boden", sagte Michael Field, Stratege beim US-Analyseunternehmen Morningstar. "Denn wir sind jetzt wieder an einem Punkt, an dem Aktien weder allzu teuer noch allzu billig sind. Und solange sich das wirtschaftliche Bild nicht wesentlich verändert, gibt es auch keinen Grund, warum die Aktienmärkte bis zum Jahresende stark anziehen sollten."

Dass die Konjunktur unter Druck steht, zeigten auch aktuelle Wirtschaftsdaten. Die Umsätze der Einzelhändler in Deutschland sind im September weiter zurückgegangen. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Erlöse um 0,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Bereinigt um Preissteigerungen waren es 0,8 Prozent weniger. Im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigte sich, dass die Händler preisbereinigt sogar 4,3 Prozent weniger umgesetzt haben.

Positiv schlug heute dagegen zu Buche, dass die aktuellen Inflationsdaten der Eurozone weiter eine fallende Tendenz zeigen. Die Verbraucherpreise stiegen im Oktober nur noch um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte.

Die Investoren hofften jetzt auf eine weniger strenge Geldpolitik der EZB. Denn der hohe Leitzins wirkt sich dämpfend auf die Konjunktur aus. So sank das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September überraschend um 0,1 Prozent, wie gestern publizierte Daten zeigten.

Trotz der nachlassenden Teuerung dürften sinkende Zinsen in der Eurozone aber dennoch in weiter Ferne liegen: "Der zugrundeliegende Preisdruck muss noch sehr viel weiter sinken, bevor die EZB eine Zinssenkung zur Stützung einer Wirtschaft, die auf eine Rezession zuzusteuern scheint, auch nur in Betracht ziehen kann", sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.

BASF will wegen der schleppenden Nachfrage weltweit seine Kosten in den kommenden Jahren noch stärker eindampfen als zuvor geplant. Darüber hinaus werde das Unternehmen auch die Sachinvestitionen in den nächsten vier Jahren um insgesamt weitere drei Milliarden Euro reduzieren. Am Morgen hatte BASF einen deutlichen Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses (Ebit) um gut 57 Prozent auf 575 Millionen Euro gemeldet. Der Umsatz sank um mehr als 28 Prozent auf 15,7 Milliarden Euro.

Der Gesundheitskonzern Fresenius beginnt im Zuge des Konzernumbaus mit dem Verkauf erster Geschäfte. Der DAX-Konzern veräußert in Peru seinen Anteil von 70 Prozent am Betreiber des Krankenhauses Clinica Ricardo Palma in der Hauptstadt Lima. Käufer sind bisherige Gesellschafter und andere lokale Investoren. Fresenius-Chef Michael Sen will sich beim Umbau des Gesundheitskonzerns auf die Klinikkette Helios und die Arznei-Sparte Kabi konzentrieren. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care und den Klinik-Dienstleister Vamed sieht er nur noch als Finanzbeteiligungen.

Der Biotech-Konzern Qiagen hat weiter mit dem Nachfragerückgang bei Corona-Tests zu kämpfen. Im dritten Quartal sank der Umsatz deshalb um fünf Prozent auf 476 Millionen Dollar. Zu konstanten Wechselkursen stand ein Umsatz von 470 Millionen Dollar zu Buche - mehr als die zuletzt prognostizierten mindestens 465 Millionen Dollar. Qiagen kam dabei ein Wachstum bei Nicht-Covid-Produkten von fünf Prozent zu Gute. Unter dem Strich fiel das Konzernergebnis um ebenfalls sechs Prozent auf 78 Millionen Euro.

Siemens Energy steckt weiter in Turbulenzen. Die Bundesregierung drängt den Großaktionär Siemens laut Medienberichten zu einer Unterstützung in Milliardenhöhe. Der Bund sei im Gegenzug bereit, Kreditgarantien im Umfang von acht Milliarden Euro zu gewähren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Online-Apotheke Redcare Pharmacy (früher Shop Apotheke) ist dank Sparmaßnahmen deutlich profitabler geworden. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag in den drei Monaten bis Ende September bei rund 15 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Redcare Pharmacy operativ lediglich etwas mehr als eine Million Euro verdient. Mit dem Ergebnis übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Experten. Die Marge, gemessen am operativen Ergebnis, stieg auf 3,2 (Vorjahr 0,4) Prozent.

Dank weiterentwickelter Produkte und neuer Partnerschaften hat das Software Unternehmen Teamviewer im abgelaufenen Quartal seinen Umsatz um zehn Prozent auf 158,1 Millionen Euro gesteigert. Das bereinigte operative Ergebnis hat fast doppelt so stark auf 70,3 Millionen Euro zugelegt. Teamviewer stellte ein Wachstum der Erlöse von zehn bis 14 Prozent auf 620 bis 645 Millionen Euro in Aussicht.

Dem Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co aus dem SDAX machen die maue Konjunktur und die gesunkenen Stahlpreise in Europa zu schaffen. Für das laufende Jahr erwarte man nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 170 bis 200 Millionen Euro statt der bisher erwarteten 220 bis 280 Millionen, so das Unternehmen gestern nach Börsenschluss. Im Vorjahr hatte Klöckner & Co mit 417 Millionen Euro noch deutlich mehr verdient. Um gegenzusteuern, sollen im europäischen Stahlhandelsgeschäft rund zehn Prozent der Stellen abgebaut werden.

Der Saatguthersteller KWS Saat zieht sich weitgehend aus China zurück. Das Geschäft mit Mais und die damit verbundene Minderheitsbeteiligung am Gemeinschaftsunternehmen KWS-Kenfeng Seed werde für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag an den bisherigen Partner Kenfeng verkauft, so KWS. Das werde den Gewinn im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 deutlich aufbessern. KWS Saat begründete den Rückzug mit "veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen". Hintergrund ist die Zulassung von gen-modifiziertem Mais in China. Dessen Entwicklung ist aber nur heimischen Unternehmen erlaubt.

Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat seinen Gewinn im dritten Quartal mehr als halbiert. Das bereinigte operative Ergebnis sank um 62 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro. Der Überschuss fiel um 64 Prozent auf 431 Millionen Euro. Der Bereich Chemicals & Materials schrieb einen operativen Verlust vor Sondereffekten von 11,0 Millionen Euro nach einem Gewinn von 214 Millionen Euro im Jahr davor. Hohe Einbußen verbuchte auch der Bereich Energy, der die Exploration und Produktion von Öl und Gas beinhaltet.

Die spanische Bank BBVA hat von florierenden Geschäften in Mexiko und gestiegenen Zinsen profitiert. Der Gewinn stieg im dritten Quartal um 13 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro und lag damit etwas über den von Analysten erwarteten zwei Milliarden Euro. Dabei sorgte Mexiko mit einem Gewinnplus um 21 Prozent für Rückenwind. Der Nettozinsertrag, also der Ertrag aus Krediten, legte um 22,5 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro zu. Die Bankenbranche profitiert weltweit von den gestiegenen Zinsen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die Sendung "Update Wirtschaft" auf tagesschau24 am 31. Oktober 2023 um 09:00 Uhr.