Nasdaq gibt nach Nervöser Wochenstart
US-Anleger sind zum Wochenbeginn in Deckung gegangen. Nachdem starken Arbeitsmarktbericht vom Freitag gibt es kaum noch Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen - eher das Gegenteil.
Mit Verlusten sind die großen US-Aktienindizes in die neue Woche gestartet. Der Dow-Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, hielt sich, wie immer wenn sich Zinsängste verstärken, aber besser und schloss am Ende nur leicht 0,1 Prozent im Minus bei 33.891 Punkten.
Stärker um 1,00 Prozent verloren die besonders zinsempfindlichen Technologieaktien im Nasdaq Composite-Index, der Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 0,87 Prozent. Auch der marktbreite S&P-500-Index schloss im Minus. Der Benchmark-Index, in dem sowohl Standard- als auch Technologieaktien enthalten sind, verlor 0,61 Prozent auf 4111 Punkte.
Die überraschend starken Job-Zahlen waren weiter das bestimmende Thema an den Märkten. Die Anleger waren von Zinssenkungen im vierten Quartal ausgegangen, diese Erwartung müsse nun mit Blick auf den Arbeitsmarktbericht neu bewertet werden, sagte Art Hogan, Chefmarktstratege bei B. Riley Financial
Bereits am Freitag war die Laune der Anleger nach der Veröffentlichung eines überraschend starken Arbeitsmarktberichts für den Januar gedrückt. Trotz zahlreicher Zinserhöhungen zeigte sich der US-Jobmarkt unverändert robust, die Arbeitslosigkeit ist mit einer Rate von 3,4 Prozent so niedrig wie seit 1969 nicht mehr.
Wenn die US-Bürger keine Angst vor einem Jobverlust hätten, würden sie ihre Ausgaben nicht einschränken, was wiederum dafür sorge, dass die Inflationsrate hoch bleibe, erklärte Anthony Saglimbene vom Vermögensverwalter Ameriprise Financial.
Damit gerät das höchste Ziel der US-Notenbank - die Inflationsrate auf zwei Prozent zu senken - erneut unter Druck. Öl ins Feuer goss am Abend Fed-Mitglied Raphael Bostic. Wenn sich der Arbeitsmarkt-Bericht vom Freitag nicht als anomal erweise, "bedeutet das wahrscheinlich, dass wir ein wenig mehr tun müssen", sagte der Präsident der Fed-Ablegers von Atlanta heute der Agentur Bloomberg. Dabei könne die US-Notenbank Fed auch eine Anhebung des Zinssatzes um einen halben Prozentpunkt in Betracht ziehen.
Mit Spannung schauen Anleger nun auf die für Dienstag erwartete Rede des Notenbank-Chefs Jerome Powell.
Belastend auf den Handel wirkte sich auch der Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons in den USA am Wochenende aus. Ob der Vorfall die ohnehin angespannten Beziehungen der beiden Großmächte nachhaltig belasten wird, bleibt zur Stunde unklar. Am Abend machte die US-Regierung deutlich, dass sie einen Konflikt mit China vermeiden wolle. Man habe im Einklang mit internationalem Recht gehandelt, den Ballon über dem Staatsgebiet der USA abzuschießen, sagte der Kommunikationsdirektor des nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby.
Fakt ist, dass beide Länder trotz aller Gegensätze zumindest ökonomisch sehr eng miteinander verbunden sind und eigentlich kein Interesse an einem neuen Handelskrieg haben sollten.
Die jüngsten Zahlen von iPhone-Hersteller Apple belegen dies geradezu exemplarisch, hatten doch vor allem die Corona-bedingten Schließungen der Produktionsstätten in China dem kalifornischen Konzern das Weihnachtsgeschäft verhagelt. Trotzdem bleibt die politische Situation angespannt.
Dieser Vorfall mache es wahrscheinlich, dass die USA die Verwendung chinesischer Technologien stärker begrenzten und gleichzeitig den Export von US-Technologie weiter einschränkten, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die Folge könnte ein Handelskrieg 2.0 sein."
Gegen den Trend stieg das Tesla-Papier an der Nasdaq um 2,52 Prozent auf 194,76 Dollar. Dies, nachdem der Elektroautobauer in den USA die Preise für sein Model Y nach einer Ausweitung steuerlicher Kaufanreize durch die US-Regierung kurz vor dem Wochenende angehoben hat. Der Preis für das Model Y Long Range stieg laut Unternehmenswebsite um 1500 US-Dollar und der für das Model Y Performance um 1000 Dollar. Unterdessen sind Tesla-Aktionäre mit einer Sammelklage gegen Firmenchef Elon Musk wegen seiner Tweets aus dem Jahr 2018 gescheitert.
Während Konjunkturdaten zu Wochenbeginn nicht auf der Agenda standen, sorgte unternehmensseitig eine Übernahmeofferte im Minensektor für Aufmerksamkeit. So will sich der US-Goldminenbetreiber Newmont Corp den australischen Goldschürfer Newcrest Mining für 17 Milliarden Dollar einverleiben.
Die Newmont-Papiere gaben in New York 3,7 Prozent nach. Ein Experte mit näheren Kenntnissen zur geplanten Transaktion hält es derweil für möglich, dass Wettbewerber wie beispielsweise die kanadische Barrick Gold eine Gegenofferte erwägen könnten. Barrick Gold legten an der NYSE 0,19 Prozent zu.
Es war ein unguter Mix aus neuen Zinsängsten und einem Aufflackern der ohnehin latenten geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China, der heute weltweit auf den Börsen lastete.
In diesem schwierigen Umfeld tendierte auch der DAX schwächer. Der deutsche Leitindex ging zum Wochenstart bei 15.345 Punkten aus dem Handel, ein Tagesverlust von 0,84 Prozent. Der Index handelte dabei in einer Bandbreite zwischen 15.275 und 15.405 Zählern und blieb damit den ganzen Tag im Minus.
Es braue sich mit neuen geopolitischen Spannungen und den Sorgen um steigende Zinsen ein Cocktail zusammen, der viele Anleger zu Gewinnmitnahmen verleiten dürfte, sagte Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets.
Trotz allem hat der DAX im noch jungen Jahr bereits gut zehn Prozent gewonnen. Vor dem Wochenende habe der Leitindex die Jobdaten aus den USA noch vergleichsweise gut weggesteckt, nun nähmen die Anleger aber auf breiter Front Gewinne mit, konstatierte Experte Andreas Lipkow. "Die Investoren befinden sich derzeit im Risk-Off Modus und fokussieren sich vermehrt auf die Aktien aus den defensiven Sektoren."
Die Anteilsscheine von Bayer waren größter Gewinner im DAX. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge schart der aktivistische Investor Bluebell Verbündete um sich, um seine Forderungen nach Veränderungen bei dem Pharma- und Agrarchemiekonzern durchzusetzen.
Bluebell hat sich in den vergangenen drei Jahren Großkonzerne wie GSK, Glencore oder Vivendi vorgeknöpft, obwohl der Hedgefonds nur sehr kleine Anteile besitzt, und war etwa maßgeblich an der Absetzung des Chefs des Lebensmittelriesen Danone 2021 beteiligt.
Die Ölpreise sind im im späten Geschäft noch gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im April kostete letztlich rund 1,0 Prozent mehr, ein Fass der US-Leichtölsorte WTI rund 0,7 Prozent.
Neue Sanktionen der Europäischen Union (EU) gegen Russland hatten zunächst keine Auswirkungen auf den Handel. Nach einem bereits seit längerem geltenden Importverbot für russisches Erdöl war am Sonntag ein Einfuhrverbot für russische Ölprodukte wie Diesel in Kraft getreten.
Der Euro neigt auch im US-Handel zur Schwäche und wird zuletzt bei 1,0726 Dollar gehandelt. Die gestiegenen US-Zinserwartungen stärken dem Dollar weiter den Rücken. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0776 (Freitag: 1,0937) Dollar fest. Der Preis für die Feinunze Gold zieht um 0,5 Prozent an auf 1873 Dollar.
Die unter Druck stehende türkische Lira fällt nach schweren Erdbeben in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien auf ein Rekordtief. Im Gegenzug ist der Dollar gestiegen und war mit 18,85 Lira zeitweise so teuer wie nie.
"Die tragischen Ereignisse, bei denen der südliche Teil der Türkei von einem starken Erdbeben erschüttert wurde, haben die bereits unsichere Lage verstärkt", sagte Piotr Matys, Devisenanalyst bei In Touch Capital Markets mit Blick auf den Rückgang der Lira. Zudem spielten die nach wie vor überraschend hohe Inflation von mehr als 57 Prozent im Januar, die Stärkung des Dollars und die unsichere politische Lage vor den Wahlen im Mai eine entscheidende Rolle.
BMW will ab 2027 auch in Mexiko vollelektrische Autos bauen. Das Unternehmen kündigte eine Investition in Höhe von 800 Millionen Euro für die Integration der Modelle der "Neuen Klasse" und für ein neues Montagezentrum für Hochvoltbatterien in seinem Werk im zentralmexikanischen Bundesstaat San Potosí an.
In der Nacht zum Montag und am Vormittag beteiligten sich nach Angaben der Deutschen Post rund 5300 Beschäftigte an Warnstreiks, zu denen die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte. Das Unternehmen kritisierte die Streiks als "überzogen".
Die Aktien des Webhosting- und Cloud-Anbieters Ionos werden beim ersten großen Börsengang des Jahres voraussichtlich am unteren Ende der Preisspanne ausgegeben. Die begleitenden Banken teilten potenziellen Investoren mit, die Papiere würden zwischen 18,50 und 19,50 Euro kosten. Die offizielle Preisspanne reicht bis 22,50 Euro. Die Erstnotiz der Tochter des Internetkonzerns United Internet an der Frankfurter Börse ist für Mittwoch geplant.
Im MDAX war die Aurubis-Aktie nach Vorlage von Quartalszahlen mit einem Minus von über 4,6 Prozent einer der größten Verlierer. Angesichts der vorangegangenen Rally gebe es nun Gewinnmitnahmen, sagten Börsianer. Einige Anleger hätten auf einen noch optimistischeren Ausblick von Europas größter Kupferhütte gehofft.
Der schwäbische Softwareanbieter TeamViewer startet sein zweites Aktienrückkaufprogramm. Noch in diesem Jahr sollen nach einem Beschluss des Vorstands Aktien für bis zu 150 Millionen Euro am Markt erworben werden, wie der Göppinger Spezialist für Fernwartungssoftware am Abend mitteilte. Das entspricht knapp sieben Prozent des Grundkapitals.
Im vergangenen Jahr hatte TeamViewer eigene Aktien für 300 Millionen Euro gekauft, um nicht benötigtes Geld an die Aktionäre weiterzureichen und den Aktienkurs zu steigern. Mit dem Kauf der ersten Tranche von 75 Millionen Euro will die Firma Mitte Februar beginnen, für die zweite braucht sie erst noch einen Beschluss der Hauptversammlung im Mai.
Mit dem Rückkauf dürfte TeamViewer den maximal erlaubten Anteil eigener Aktien von zehn Prozent überschreiten. Seit dem vergangenen Rückkaufprogramm hält das Unternehmen bereits 5,1 Prozent. Die über die Schwelle von zehn Prozent hinausgehenden Papiere sollen daher eingezogen werden. Ein Teil kann auch an Mitarbeiter ausgegeben werden. TeamViewer will am Dienstag vorläufige Zahlen für das Jahr 2022 vorlegen.
Wegen der nachlassenden Nachfrage nach seinen PCR-Tests schraubt der Laborspezialist Synlab seine Ziele für das laufende Jahr nach unten. 2023 sollen rund 2,7 Milliarden Euro erlöst werden und damit ein Zehntel weniger als bislang erwartet, wie das im SDAX notierte Unternehmen am Abend mitteilte.
Davon dürften nur noch 16 bis 18 Prozent als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) hängen bleiben. Bislang hatte der Vorstand an beiden Enden der Margenspanne zwei Prozentpunkte mehr erwartet. Neben dem geringeren Testvolumen nannte das Unternehmen auch sinkende Preise als Grund.
Wie Synlab auf Basis vorläufiger Zahlen weiter mitteilte, sackte der Konzernumsatz im abgeschlossenen Jahr um rund 13,6 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro ab. Dabei brach die bereinigte Ebitda-Marge von 32,1 Prozent 2021 auf nun rund 23 Prozent ein. Die Aktie geriet nachbörslich unter Druck.
Google will mit einer umfassenden Initiative seine Anwendungen mit künstlicher Intelligenz einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Das kündigte Konzernchef Sundar Pichai heute in einem Blogeintrag an. Der Suchmaschinenriese reagiert mit der KI-Offensive auf den Erfolg des Start-ups OpenAI, das mit seinem Textroboter ChatGPT in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit der Techwelt auf sich gezogen hatte.
Die KI-Initiative von Google umfasst drei Teile: einen Chatbot mit dem Namen "Bard", neue KI-Funktionen in der Google-Suche sowie die Bereitstellungen von Programmier-Schnittstellen (APIs), mit denen man KI-Anwendungen entwickeln kann. ChatGPT setzt Google auch im Wettbewerb mit Microsoft strategisch unter Druck. Der Erzrivale, der mit seiner Suchmaschine Bing bislang nur mäßig erfolgreich ist, investierte Milliarden in OpenAI und wird Software des Start-ups in seine erfolgreiche Cloud-Plattform Azure integrieren.
Der amerikanische PC-Hersteller Dell will angesichts der Schwäche auf dem PC-Markt Tausende Stellen streichen. Er reiht sich damit in die Entlassungswelle bei Tech-Firmen ein. Einer internen Nachricht von Top-Manager Jeff Clarke zufolge sieht sich das Unternehmen Marktbedingungen gegenüber, die sich weiter verschlechtern und eine unsichere Zukunft mit sich brächten.
Der Konzern mit Sitz im texanischen Round Rock bestätigte am Montag der Nachrichtenagentur Bloomberg, der Clarkes interne Mitteilung vorliegt, dass es sich bei der Kürzung der angestrebten 6650 Stellen um rund 5 Prozent der weltweiten Beschäftigten handle. Clarke schrieb in der Mitteilung, bislang eingeleitete Sparmaßnahmen wie Reisebeschränkungen reichten nicht mehr aus.
Produkte des Schweizer Nahrungsmittelriesen Nestlé dürften erneut teurer werden. "Wir haben die für uns anfallenden Mehrkosten noch nicht vollständig weitergegeben. Es wird daher weitere Preissteigerungen geben", sagte Konzernchef Mark Schneider der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Die Höhe der Preissteigerungen hänge unter anderem davon ab, wie sich Arbeits- und Energiekosten entwickeln.